Donnerstag, März 28, 2024
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Lomonossow-Uni entwickelt »Arche Noah« der Neuzeit

»Arche Noah« – so heißt ein neues Projekt der Moskauer Staatlichen Lomonossow-Universität (MGU). Das Ziel des Projektes ist es, biologische Materialien unseres Planeten zu sammeln und zu speichern. Aber wie ist das möglich und wozu nötig?

Et, des Anthropologie-Museums, des Zoologischen Museums, des Botanischen Gartens, der Fakultät für Grundlagenmedizin sowie der Fakultäten für Ingenieurbiologie und Bioinformatik. Das Projekt besteht das dritte Jahr. Anfang März zählte die Datenbank mehr als 700.000 biologische Muster.

Vor kurzem nun erkannten die Wissenschaftler, wie wertvoll diese biologischen Sammlungen seien, sagte Wsewolod Tkatschuk, Mitglied der Russischen Akademie der Wissen-schaften (RAW) und Dekan der Fakultät für Grundlagenmedizin der MGU. „Mehrere Tausend Jahre lang konnten die Menschen Pflanzen nur vegetativ vermehren, wobei sie Zweige oder Stücke von Knollen verwendeten. Im 21. Jahrhundert ist die Möglichkeit aufgekommen, ganze Organismen aus einzelnen Zellen herzu-stellen. Die Zellbiologie hat so ein hohes Niveau erreicht, dass etwas Ähnliches nun auch bei menschlichen Zellen möglich ist. Ich muss aber gleich sagen, dass es eine internationale Konvention gibt, die das Klonen von Menschen verbietet, und Russland hat sich dieser Konvention angeschlossen“, so Tkatschuk. „Das Klonen ist heutzutage in den USA und einigen anderen Ländern zu einem normalen Geschäft geworden. Reiche Menschen können ihre Lieblingskatze, ihren Hund oder ein Rassepferd einfach klonen lassen.“

Für die Medizin sei es aber sehr wichtig, dass man mit dem Klonen von Geweben begonnen hat, denn Zellen müssten im Laufe der Zeit wiederhergestellt werden, so der Wissen. schaftler.  „Es stellte sich heraus, dass es möglich ist, mensch- liche Zellen zu nehmen, diese außerhalb des Körpers wachsen zu lassen und in jenes Gewebe zu verwandeln, das wir wieder-herstellen wollen – sei es Nerven-, Muskel, oder Herzgewebe. Dabei wird dieses Gewebe dem Menschen ohne jeglichen immunolo-gischen Konflikt zurückgegeben“, fährt Tkatschuk fort.

Lediglich ein Prozent der DNA sei für die Strukturgene verant-wortlich, während 98 Prozent die Zellumwandlung „koordi-nierten“. Die Zellen unseres Körpers erneuerten sich im Laufe des ganzen Lebens mit einem enormen Tempo – bis zu einem Kilogramm pro Tag. Im Laufe des Lebens würden im mensch-lichen Körper mehrere Dutzend Tonnen Zellen neu produziert. Die Mikro-RNA, eines der drei wichtigsten Makromoleküle, könne Zellen ohne Teilung umprogrammieren. Auf diese Weise erneuerten sich die Zellen im Gehirn, im Herzen und in den Muskeln.

Die MGU-Wissenschaftler schlagen nun vor, diese Entdeckungen zu nutzen, um die biologische Vielfalt auf der Erde aufrech-tzuerhalten. Heutzutage sind viele Arten vom Aussterben bedroht. Insektenforscher sind der Meinung, dass, wenn die Bienen verschwinden, auch die Menschen nicht leben könnten. Sie würden verhungern, denn es würde keine Bestäubung von Kulturpflanzen mehr geben. „Jede biologische Art auf der Erde ist das Produkt von Millionen Jahren Evolution. Sie ist erhalten geblieben, weil sie Vorteile gegenüber anderen Arten besitzt“, sagt Tkatschuk. „Veränderte Lebensbedingungen verursachen das Aussterben vieler Arten. Deswegen ist das gesammelte genetische Material sehr wertvoll. Es ist dann möglich, mithilfe moderner Methoden eine bestimmte Art in die Natur zurückzubekommen.“

Die Sammlung der Moskauer »Arche Noah« zählt bereits heute mehr als 250 Typen »gewachsener« Stammzellen des Menschen und deren embryonale Entsprechungen, Tausende DNA-Proben sowohl gesunder als auch kranker russischer Bürger. Laut dem Professor wird es deren Erforschung den russischen Wissen-schaftlern ermöglichen, einzelne Gene zu medizinischen Zwecken zu korrigieren. Inzwischen führen Forscher der MGU auch Experimente durch, um Zelldefekte von Menschen zu beseitigen, die an Alzheimer, an Muskelschwund und anderen schweren genetisch bedingten Erkrankungen leiden.

Quelle: Sputnik, Foto: MGU

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