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Lügen als Geschäftsmodell für Großprojekte

Foto: Airport Berlin-Brandenburg / Ace Wolter / flickr / CC BY-NC-ND 2.0

Im April 2013 rief der damals zuständige Minister Ramsauer eine 36-köpfige Reformkommission für Großbauprojekte ins Leben. Erklärtes Ziel war es, mehr Kostenehrlichkeit zu erreichen. Sein Nachfolger, Alexander Dobrindt, präsentierte im Juni denFehler, Gruppe existiert nicht! Überprüfen Sie Ihre Syntax! (ID: 2) 108-seitigen Abschlussbericht seines Ministeriums. Sein Vorwort setzt den Ton.

Nach der Präsentation des Abschlussberichtes ging das politische Berlin in die Sommerferien. Ein scheinbar glückliches Ende für Minister Dobrindt – bis am 20.8.2015 die 34. Ausgabe der „Zeit“ erschien.

 

Auf einer ganzen Doppelseite der ‚ZEIT‘ (S. 22/23) machte Rainer Hascher, ein renommierter Architekt und langjähriger Baupartner der öffentlichen Hand, reinen Tisch beim Thema Großbauprojekte. Dabei blamierte er den Minister und ließ die Spitzenleute der deutschen Baubranche als Mitglieder der Reformkommission schlecht aussehen.

Herr Hascher war einfach ehrlich. Er sprach als erster Insider der Baubranche offen und direkt aus, was in Deutschland jeder vermutet: „Jedes Großprojekt beginnt mit einer Lüge.“ Die Bürger werden von öffentlichen Bauherren über Umfang und Kosten getäuscht. Um beauftragt zu werden, müssen Architekten, Fachplaner und Bauunternehmen  mithelfen  den gewählten Volksvertretern professionell gerechnete Budgets präsentieren zu können, die unrealistisch tief sind.  Wenn, wie beim Berliner Flughafen, ein Bau gestartet wurde der viel zu klein ist müssen die Beteiligten Bauleute mithelfen den Bauplan fliegend während der Arbeit aus zu weiten. Dann sieht es aus als würden Bauzeit und Baukosten explodieren.

Um solche  „Explosionen“  künftig zu verhindern, hatte der frühere Minister Ramsauer die Reformkommission Großbauprojekte im April 2013 eingesetzt. Er hatte ihr dabei explizit das Ziel „mehr Kostenehrlichkeit“ mit auf ihren zweijährigen Weg gegeben. Unter der Ägide des neuen Minister Dobrindt hat sich das Ziel der Reformkommission jedoch gewandelt.   Statt Ehrlichkeit im Handeln des Staates und seiner Repräsentanten zu sichern, geht es um bessere Kooperation der Baubeteiligten beim Lügen. Wenn schon Großprojekte durch Lügen geboren werden, sollen künftig durch mehr Partnerschaft die Kostenexplosionen kleiner werden.  Wenn alle Beteiligten mehr zusammenhalten, könne ja so weitergemacht werden wie bisher – so lautet die unterschwellige Botschaft.

Dabei gehen den öffentlichen Bauherren langsam aber sicher die Partner für Großprojekte aus.  So ging Anfang August mit Imtech (4000 Mitarbeiter in Deutschland) spektakulär einer der wichtigsten Auftragnehmer des öffentlichen Baus insolvent. Imtech wurde Opfer einer von Unehrlichkeit geprägten Firmenkultur.

 

In diesem Sinn ist das gesamte öffentliche Bauwesen reif für die Insolvenzeröffnung. Es braucht einen Neustart mit glaubwürdigen neuen Köpfen, denn wie sagt das Sprichwort so schön: „ Wer einmal lügt dem glaubt man nicht, auch wenn er mal die Wahrheit spricht.“

Beim Bauen hat die grassierende Unehrlichkeit den Ruf Deutschlands schon stark angekratzt. Die Welt versteht nicht warum wir unsere Bauprojekte nicht meistern können. Das Made in Germany steht im Zweifel. Nun hat diese Woche das „Made in Germany“ einen furchtbaren Schlag erlitten.  Volkswagen hat 11 Millionen Kunden belogen. Der für Verkehr zuständige Minister Dobrindt zeigt sich unwissend und erschüttert. Wie kann man nur so Lügen?

Verteiler: Neopresse

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