Dienstag, April 23, 2024
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„Mahomet der Prophet“, eine Tragödie in fünf Akten. Von Voltaire und Goethe.

Wer weiß, dass Voltaire ein Theaterstück über Mohammed/ Mahomet geschrieben hat, das von Goethe übersetzt wurde? Ich habe heute wieder mal gefragt und 9 von 10 hatten den Namen „Mahomet“ in Verbindung mit Voltaire und Goethe noch nie gehört. Dabei sollte man annehmen, dass gerade die Zwei zu den Großen der Geschichte gehören.

© Wikipedia CC BY-SA 4.0
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„Le fanatisme ou Mahomet le Prophète“, deutsch „Mahomet der Prophet“, ist eine Tragödie in fünf Akten des französischen Schriftstellers und Philosophen Voltaire. Voltaires Mahomet ist eine von den Ideen der Aufklärung geprägte, poetische Stellungnahme gegen religiösen Fanatismus und gegen Heuchelei und Willkür der Mächtigen. Das Stück reiht sich ein in eine Reihe literarischer Werke, in denen Voltaire gegen Fanatismus, religiöse Borniertheit und gegen geistige Intoleranz zu Felde zieht. Voltaires Bild des Propheten Mohammed entspricht Vorstellungen, die auch von anderen Vertretern der französischen Aufklärung wie Pierre Bayle vertreten wurden.

© jouwatch
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„Mahomet“ beschreibt eine fiktive Episode aus dem Leben des gleichnamigen Propheten: Die Geschichte der unglücklichen Sklavin Palmire, die sich lieber selbst tötet als im Harem des lüsternen und grausamen Tyrannen zu enden, nachdem dieser die Menschen umgebracht hat, die ihr am nächsten standen. Die Tragödie beruht auf einem wahren Kern. So rekrutierte der bewaffnete Prophet, der sich sogar in seinem Werk damit brüstet, unbewaffnete Karawanen zu überfallen (Koran, Sure 8, Al-Anfal = Die Beute), einen Großteil seines Harems aus Beutezügen. Nach dem Massaker an über 800 männlichen Juden in Medina, das er selbst angeordnet und das in seiner Gegenwart verübt wurde, verteilte er die weibliche Beute großzügig an seine Krieger. Er selbst hielt sich an der Frau des Stammesfürsten schadlos (Ibn Ishaq – Das Leben des Propheten). Palmire steht damit stellvertretend für unzählige Frauen, die noch zu Lebzeiten des Propheten Sklavinnen der Muslime wurden.

Voltaire war über den historischen Mohammed recht gut informiert war, wie Briefe von ihm an Friedrich den Großen belegen. Zitat Voltaire: „Ich gebe zu, dass wir ihn hoch achten müssten, wenn er Gesetze des Friedens hinterlassen hätte. Doch dass ein Kamelhändler in seinem Nest Aufruhr entfacht, dass er seinen Mitbürgern Glauben machen will, dass er sich mit dem Erzengel Gabriel unterhielte; dass er sich damit brüstet, in den Himmel entrückt worden zu sein und dort einen Teil jenes unverdaulichen Buches empfangen zu haben, das bei jeder Seite den gesunden Menschenverstand erbeben lässt, dass er, um diesem Werke Respekt zu verschaffen, sein Vaterland mit Feuer und Eisen überzieht, dass er Väter erwürgt, Töchter fortschleift, dass er den Geschlagenen die freie Wahl zwischen Tod und seinem Glauben lässt: Das ist mit Sicherheit etwas, das kein Mensch entschuldigen kann, es sei denn, er ist als Türke [Synonym für Moslem] auf die Welt gekommen, es sei denn, der Aberglaube hat ihm jedes natürliche Licht erstickt.“ (Der Text stammt aus einem Briefwechsel zwischen Voltaire und Friedrich dem Großen zwischen 1739–1748).

Screenshot Google Books
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Die Tragödie Mahomet wurde am 10. April 1741 in Lille uraufgeführt. Es folgten nur drei weitere Aufführungen in Paris an der Comédie Française. Trotz des großen Publikumserfolgs wurde das Stück nach heftigen Interventionen des kirchlichen Zensors Crébillon und der Jansenisten auf Anordnung des Generalstaatsanwaltes Kardinal Joly de Fleury (1718–1802) vom 13. August 1742 vom Spielplan genommen. Fleury war von den Reaktionen des Publikums aufs äußerste beunruhigt. Er begründete die Zensur damit, dass das Stück eine Ungeheuerlichkeit voller Schändlichkeiten, Ruchlosigkeiten, Unglauben und Gottlosigkeit sei.

Auch Mahomets Worte gegen Ende des fünften Aufzugs verdeutlichen dies: „Den Lohn des Aufruhrs gegen Gottgesandte, die Rache kennen, die der Himmel schickt …“ stimmt recht genau mit der Forderung aus der chronologisch sehr späten Sure 5, Vers 33 des Korans überein, wo es heißt:
„Der Lohn derer, die gegen Allah und Seinen Gesandten Krieg führen und Verderben im Lande zu erregen trachten, soll sein, daß sie getötet oder gekreuzigt werden oder daß ihnen Hände und Füße wechselweise abgeschlagen werden …“

Screenshot Google Books
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Im Jahre 1741 wurde Mahomet in Lille aufgeführt, danach verboten, weil auch Kirche und König sich im Tyrannen und seiner doppelten Moral wiedererkannten. Zehn Jahre später wurde das Verbot wieder aufgehoben.
1802 übersetzte Goethe die Tragödie ins Deutsche und fand für die Gefahr, die vom Islam ausgeht, deutliche Worte:
„Dem Staate bringt die Furchtsamkeit Verderben“ lässt Goethe den weisen Sopir sagen, jenen Mann, der die einst freie Handelsstadt Mekka vor dem Usurpator schützen wollte und der, wie viele Gegner des Islams nach ihm, diesen Einsatz mit dem Leben bezahlte.
1745 schickte Voltaire sein Stück mit einer Widmung an Papst Benedikt XIV., der ihm als Dank zwei Medaillen mit seinem Porträt zukommen ließ. Dessen ungeachtet blieb Mahomet in Frankreich bis 1751 verboten.

Heute findet dieses Werk an Schulen weder Erwähnung, noch Beachtung.

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