Donnerstag, März 28, 2024
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Mehr als 2200 Tote nach Erdbeben in Nepal, starke Nachbeben

Menschen suchen in den Trümmern am Durbar-Platz in Nepals Hauptstadt Kathmandu nach Überlebenden.

Todesopfer auch aus Indien, China und Bangladesch, zahlreiche historische Gebäude in Kathmandu wurden zerstört, Indien schickt Hilfsteams, 18 Bergsteiger kommen am Mount Everest ums Leben

Kathmandu – Nach einem schweren Beben mit mehr als 2.200 Todesopfern in Nepal kommt die Erde in der Himalaya-Region nicht zur Ruhe. Am Sonntag erschütterten Nachbeben mit einer Stärke bis zu 6,7 die Hauptstadt Kathmandu. Dort suchten Rettungskräfte zum Teil mit bloßen Händen in den Trümmern nachFehler, Gruppe existiert nicht! Überprüfen Sie Ihre Syntax! (ID: 3) Verschütteten.

Rund um den Mount Everest lösten sich bei jedem Zittern der Berge Lawinen und Erdrutsche. Mindestens 18 Menschen starben allein im Basislager am

höchsten Berg der Erde. "Fast das ganze Land ist betroffen", sagte ein Sprecher der nepalesischen Botschaft in Neu-Delhi. Die Behörden sprachen am Sonntag zunächst von 2.152 Toten in Nepal, etwa 49 in Indien, 17 in Tibet und vier in Bangladesch. Bei einem Beben der Stärke 8,3 waren 1934 in Nepal mehr als 8.500 Menschen ums Leben gekommen.

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Geoforscher rechnen noch für lange Zeit mit Nachbeben. "Das wird sicherlich noch Wochen oder Monate so weitergehen und nur langsam abklingen", sagte der Seismologe Winfried Hanka vom Deutschen Geoforschungszentrum in Potsdam am Sonntag. Immer wieder könne darunter auch ein stärkeres Nachbeben sein.


Hilfswelle läuft an

In Kathmandu gruben Soldaten und Rettungskräfte die Nacht hindurch, um sich eine Gasse zu den Trümmern eines eingestürzten dreistöckigen Wohnhauses zu bahnen. "Wir glauben, dass dort noch Menschen eingeschlossen sind", sagte ein Offizier. Er und die anderen Helfer mussten Spitzhacken benutzen, weil Räumfahrzeuge nicht durch die engen Gassen passten. Die Hilfsorganisation Care sprach von 40.000 Verletzten in Kliniken. Ein Sprecher von Save the Children erklärte, in den Krankenhäusern des Kathmandu-Tals sei für die Leichen kein Platz mehr. In der Klinik der Tribhuvan-Universität wurden die Toten in einem dunklen Raum gestapelt. Nur einige waren mit Tüchern bedeckt.

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Eine große internationale Hilfswelle lief an – erreichte aber zunächst vor allem die Hauptstadt Kathmandu. Der Flughafen war laut Polizei nur vorübergehend für Linienflüge offen. Deswegen sitzen zahlreiche Touristen fest. Das Beben trifft Nepal in einer Jahreszeit, in der sich besonders viele Urlauber in dem Land aufhalten. Schätzungsweise 300.000 Ausländer sind dort zurzeit auf Reisen.

Liste mit Österreichern

Im Außenministerium in Wien meldeten sich laufend besorgte Angehörige von Österreichern, die in der Region unterwegs sind. Bis Sonntagvormittag wurde laut Pressesprecher Martin Weiss eine Liste mit 61 Namen erstellt, davon konnten bisher 39 Personen erreicht werden, die alle unverletzt waren. Zu den übrigen 22 Österreichern gab es keinen Kontakt. "Die Liste verändert sich ständig", hielt Weiss fest.

Zelte des Basislagers auf dem Mount Everest.

Zum Zeitpunkt des Lawinenunglücks hielten sich nach offiziellen Angaben etwa 1.000 Menschen, davon 400 Ausländer, am Mount Everest auf. Die Leichen im Basislager seien von einem Expeditionsteam der indischen Armee gefunden worden, erklärte diese. Nach Angaben der Polizei in Lukla wurden 61 Verletzte ins Tal gebracht. Unter den Toten sind nach Angaben von Expeditionsleitern und Angehörigen ein Australier, ein US-Amerikaner und ein Chinese.

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Auf dem Mount Everest haben sich zum Zeitpunkt des Erdbebens auch mehrere Österreicher befunden. Neben vier Osttirolern rund um den blinden Alpinisten Andy Holzer berichtete der Grazer Clemens Strauss in einem Online-Tagebuch von seiner Expedition auf den höchsten Berg der Erde. Strauss, der sich Kurt Dattinger nennt, befand sich nach eigenen Angaben am Sonntag wie Holzer im vorgeschobenen Basislager (ABC, advanced base camp) auf der Nordseite des Everest in rund 6.400 Meter Höhe in Sicherheit. Dort war der Steirer auch während des Bebens, der Berg habe "anständig gewackelt" und "mit ihm unsere Zelte". "Wir aber sind wohlauf." "Die Stimmung im Camp ist gespalten", sagte Holzers Ehefrau Sabine in Osttirol. Von seinen begleitenden Sherpas habe beinahe jeder sein Haus verloren. Todesopfer gab es unter den Angehörigen der Bergführer jedoch offenbar nicht.

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Länder aus aller Welt schickten Flugzeuge mit Hilfsgütern wie Nahrungsmitteln, Medikamenten und Kommunikationsgeräten. Allein der große Nachbar Indien flog 43 Tonnen Material ein, darunter Zelte und Wasser. Auch mehrere Helikopter wurden zur Verfügung gestellt.

Rotes Kreuz und Caritas vor Ort

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Für das Österreichische Rote Kreuz starteten zwei Helfer am Sonntag nach Kathmandu. Eine österreichische Notfallsanitäterin fliegt mit einem fünfköpfigen Team der Johanniter von Frankfurt aus nach Nepal. Für die Caritas machten sich ebenfalls zwei Katastrophenhelfer auf den Weg. Weitere Hilfsorganisationen, wie Diakonie, World Vision, Ärzte ohne Grenzen und Jugend Eine Welt organisierten Unterstützung für ihre Partnerorganisationen in der Katastrophenregion und richteten Spendenkonten ein. Das Außenministerium in Wien empfiehlt Reisenden, die sich bereits in der Gegend befinden, "die Region großräumig zu meiden und sich an die Anweisungen der lokalen Behörden zu halten".

Staub über Kathmandu nach dem schweren Beben von Samstag früh. Mehr Bilder finden Sie in dieser Ansichtssache.

Nepals Regierungschef Sushil Koirala bat "ausländische Freunde" um Hilfe und Unterstützung. "Wir werden diese dunkle Zeit zusammen durchstehen", sagte er. Papst Franziskus sprach den Opfern der Erdbebenkatastrophe sein Beileid aus.

Das Epizentrum des Bebens vom Samstag lag etwa 80 Kilometer westlich von Kathmandu. Dort befänden sich die Dörfer direkt an großen Berghängen und die Häuser bestünden aus einfachen Stein-und Felskonstruktionen, sagte Matt Darwas von der Hilfsorganisation World Vision. "Viele dieser Dörfer sind nur mit Geländewagen und zu Fuß erreichbar, manche Stunden oder sogar Tagesmärsche von der Hauptstraße entfernt."

Nepal hat den Notstand in den betroffenen Gebieten ausgerufen, in denen 6,6 Millionen Menschen leben. Die Krankenhäuser und Leichenhäuser seien überfüllt, Blutkonserven und Medikamente gingen zur Neige, erklärten die Vereinten Nationen. Schulen und Universitäten bleiben für eine Woche geschlossen. Die Stromversorgung könnte lange ausfallen, da das Erdbeben die Wasserkraftwerke beschädigt hat, von denen Nepal fast all seinen Strom bezieht.

Experten sollen Finanzbedarf schätzen

Der Internationale Währungsfonds (IWF) steht unterdessen bereit für eine schnelle Evaluierung des Finanzbedarfs des Landes. Ein Expertenteam könne so schnell wie möglich nach Nepal reisen, um der Regierung bei der Einschätzung der makroökonomischen Lage und ihres Finanzbedarfs zu helfen, erklärte IWF-Chefin Christine Lagarde am Samstag in Washington.

Indiens Ministerpräsident Narendra Modi schrieb auf dem Kurzmitteilungsdienst Twitter, die Regierung sammle Informationen und arbeite daran, die Betroffenen in Indien und Nepal zu unterstützen. Am Samstagnachmittag flogen mehrere Hubschrauber und C7- sowie IL-76-Transportmaschinen der Indischen Airforce mit Hilfsteams und mehreren Tonnen Versorgungsmaterial in das Nachbarland. "Nepals Schmerz ist unser Schmerz", sagte Modi.

Historische Gebäude eingestürzt

Vom historischen Dharahara-Turm blieb nur eine Ruine.

Ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP berichtete aus Kathmandu, viele Bewohner seien nach Beginn des Bebens ins Freie gelaufen. Nicht alle Menschen konnten sich retten und kamen in den zahlreichen eingestürzten Gebäuden ums Leben. Auch mehrere historische Bauten wie der Dharahara-Turm brachen ein. Allein unter seinen Trümmern wurden bisher 180 Leichen geborgen.

Im Tal von Kathmandu befinden sich innerhalb weniger Kilometer sieben Weltkulturdenkmäler. Vier der sieben Unesco-Stätten sind kunstvoll gebaute Tempel. Die drei anderen sind Paläste, die einst von Königsfamilien bewohnt wurden – auf dem Durbar-Platz in Kathmandu, dem Durbar-Platz in Bhaktapur und Durbar-Platz in Patan.

Die Journalistin Siobhan Heanue twitterte, dass angesichts der befürchteten weiteren Beben viele Menschen im Freien verharren und auch die Nacht nicht in Gebäuden verbringen wollen. In Kathmandu werden nächtliche Tiefsttemperaturen um zehn Grad Celsius erwartet.

In der gebirgigen Region gibt es immer wieder schwere Erdbeben. Im Jahr 2011 kamen bei einem Beben der Stärke 6,9 im Nordwesten Indiens und Nepal 110 Menschen ums Leben. Bei dem aktuellen Beben soll es sich laut "Times Of India" um das stärkste seit 81 Jahren handeln.

(APA/red, derstandard.at, 26.4.2015)

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