Mittwoch, April 24, 2024
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Mehrjährige Haftstrafen für Dschihadisten

  • Drei Unterstützer des IS werden zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.
  • Ismail I., der für vier Jahre und sechs Monate ins Gefängnis muss, hielt sich mehrere Wochen lang in einem Ausbildungszentrum der IS-nahen Terrorgruppe "Dschaisch al-Muhadschirin wal-Ansar" auf.
  • Er sollte in Deutschland Ausrüstungsgegenstände für die Truppe besorgen. In der Vergangenheit wurde er immer wieder als "Chefeinkäufer des IS" bezeichnet.
  • Ein Verfassungsschützer kam zu einer anderen Einschätzung: Bei Ismail I. handle es sich um ein "armes Würstchen", sagte er.
  • Am Tag vor der Urteilsverkündung herrschte, nicht weit vom Gerichtsgebäude entfernt, der Ausnahmezustand. Es sah nach Terroralarm aus. Helikopter kreisten über der Innenstadt, weiträumig wurden Straßen abgesperrt, 250Spezialkräfte der Polizei suchten in martialischem Aufzug nach einem Mann, der mit einer Waffe in der Hand auf einem Dach gesichtet worden war. Nach einem mehrstündigen Einsatz stellte sich heraus: Ein 20-jähriger Waffennarr hatte mit einem Luftgewehr Schießübungen veranstaltet.
  • 106 IS-Rückkehrer

    Die Bundesanwaltschaft führt derzeit insgesamt 68 Ermittlungsverfahren gegen 106 nach Deutschland zurückgekehrte mutmaßliche Syrien-Kämpfer. Die Ermittler gehen davon aus, dass ihre Zahl im Lauf des Jahres noch steigen wird.

     

    Im Nachhinein mag der Einsatz lächerlich wirken. Aber es gibt eben diese Angst vor jungen Gewalttätern in deutschen Städten. Und sie hat zu tun mit Männern wie dem Stuttgarter Ismail I., 24 Jahre alt, der am Freitag vom Oberlandesgericht zu einer Haftstrafe von vier Jahren und sechs Monaten verurteilt wurde. Wegen seiner Verbindungen zu einer Terrorgruppe, die dem IS nahesteht.

    Ismail I. kommt nur bis zum Albaufstieg der A8

    Ismail I. hielt sich Ende 2013 mehrere Wochen lang in einem Ausbildungszentrum der IS-nahen Terrorgruppe "Dschaisch al-Muhadschirin wal-Ansar" auf. Er kehrte nach Stuttgart zurück, um Ausrüstungsgegenstände für seine Truppe zu beschaffen, darunter ein teures Nachtsichtgerät. Der Verkäufer schöpfte Verdacht und alarmierte die Polizei. Und deshalb kam Ismail I. auf seiner Autofahrt in Richtung Syrien nur bis zum Albaufstieg der A8. An der Raststätte Gruibingen wurde er festgenommen, mit ihm sein Begleiter Mohammad Sobhan A.

    "Fashion-Dschihadist" zu mehrjähriger Haftstrafe verurteilt

    Der Hauptangeklagte Ismail I. muss wegen Mitgliedschaft in der IS-nahen Terrorgruppe für vier Jahre und sechs Monate ins Gefängnis.

    Der in Mönchengladbach gemeldete Mann mit afghanischen Wurzeln wurde am Freitag zu zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Als Dritter saß auf der Anklagebank Ezzedine I., der Bruder von Ismail I. Er hatte angeblich Geld für die Einkäufe beschafft. Das Urteil gegen ihn: drei Jahre.

    Was treibt junge Männer dazu, von Deutschland aus nach Syrien oder in den Irak aufzubrechen, um dort im Bürgerkrieg ihrem Leben einen Sinn zu geben? In der Person des Hauptangeklagten gab der seit Oktober laufende Prozess einige exemplarische Antworten. Als "Chefeinkäufer des IS" wurde Ismail I. in Boulevardmedien bezeichnet. Während der Verhandlung bewahrheitete sich eher die Einschätzung eines Verfassungsschützers, bei Ismail I. handle es sich um ein "armes Würstchen". In Libanon geboren, vaterlos aufgewachsen, mit seiner Familie nach Dänemark ausgewandert und von dort nach Deutschland. Er wechselte immer wieder seinen Job, nahm Drogen. Eine "unfertige Persönlichkeit" bescheinigte ihm ein psychiatrischer Gutachter.

    Verurteilter will nicht zu "Steinzeit-Islamisten" gehören

    Ismail I. suchte Halt im Islam. Doch rasend schnell führte sein Weg von einer Stuttgarter Moschee zu einer Pilgerreise nach Mekka, in das Umfeld des deutschen Salafisten Sven Lau und von dort nach Syrien. Er habe ursprünglich nur humanitäre Hilfe leisten wollen, sagte Ismail I. vor Gericht. Habe seinen Beitrag leisten wollen im Kampf gegen den Diktator Assad, der seiner Familie übel mitgespielt habe. Worauf er besonderen Wert legte: Er gehöre nicht zu den "Steinzeit-Islamisten" des IS, die "total kranke Ansichten vom Islam" hätten. Dass er in Syrien allerdings meist nur Küchendienst geleistet und niemals gekämpft habe, das wollte ihm der Vorsitzende Richter Hermann Wieland nicht glauben.

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