Wird die CDU die neue Scharia-Partei? Laut einer Studie der Stiftung für Integration und Migration (SVR) werden die Christdemokraten bei den Deutschtürken aber auch anderen Zuwanderern immer beliebter. Wie ein Bericht der Welt anschaulich belegt, lösen sie damit SPD und Grüne ab. Mit über 43 Prozent Zustimmung sind CDU und CSU die beliebtesten Parteien unter den Menschen mit Migrationshintergrund. Dagegen hält nur noch jeder vierte Zuwanderer die SPD für die beste Partei.
Mit der Abwendung der Deutschtürken bröckelt eine der letzten Bastionen der SPD. Mit 37 Prozent Zustimmung hat sich deren Stimmanteil nahezu halbiert. 2016 sprachen sich noch 70 Prozent für die traditionelle Arbeiterpartei aus. Allerdings wurden damals nicht nur wahlberechtigte Türken befragt, sondern auch Landsleute ohne deutschen Pass. Zwar ist die SPD immer noch die beliebteste Partei bei den Türkeistämmigen, doch sie liegt nur noch knapp vor der Union (32,9 Prozent). Damit sind die Christdemokraten die großen Gewinner der sich verlagernden politischen Präferenzen der Deutschtürken: In der Vorgängerstudie hatten sie nur rund sechs Prozent erhalten. Die Gründe liegen wie die „Welt“ gut beobachtet hat auf der Hand:
„Die Union macht inzwischen mehr Angebote an Zuwanderer und hat sich in ihrer Migrations- und Integrationspolitik auf die Positionen der linken Parteien zubewegt. Der traditionell geringe Zuspruch der Türkeistämmigen zu CDU und CSU hing stark mit deren ehemals migrationskritischer Haltung zusammen. Im Jahr 1983 gewann die Union die Bundestagswahl unter anderem mit dem Versprechen, die Zahl der Ausländer in Deutschland zu reduzieren.“
Noch im Jahre 2002 konnte man im Wahlprogramm der Union folgende Sätze lesen: „Die von Rot-Grün betriebene Umgestaltung in eine multikulturelle Einwanderergesellschaft lehnen wir ab.“ Eingeknickt ist die CDU erst im Jahr 2014, als sie dem Drängen der SPD auf Ausweitung der doppelten Staatsbürgerschaft nachgab. Nun holt Mutti die Ernte ein, die SPD und Grüne gesät haben.
CDU-Wählen kein Integrationsindiz
Ob diese Ernte gute Früchte liefert darf bezweifelt werden. Bei der Wahl des türkischen Präsidenten gaben 65 Prozent der Deutschtürken dem fundamentalistischen AKP-Kandidaten Erdogan ihre Stimme. Selbst von der ARD kommen kritische, sogar warnende Worte. Laut Fernsehjournalist Joachim Wagner sind die „Deutschtürken am schlechtesten kulturell integriert“. In einem Beitrag des SR macht er unverblümt deutlich: „Die kulturelle Integration ist bei der Mehrheit der Muslime in Deutschland gescheitert.“ Daran hat auch das Kreuzchen bei der CDU/CSU nicht geändert. (KL)
