Donnerstag, April 25, 2024
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Nach Warnung von Küstenwache: Drei weitere Mittelmeer-NGOs geben auf

Das Schiff von „Jugend rettet“ wurde von italienischen Behörden unlängst aus dem Verkehr gezogen. Jetzt beenden „Ärzte ohne Grenzen“ (MSF), „Sea Eye“ und „Save the children“ ihre Aktivitäten mit eigenen Schiffen. Die Anzahl der Mittelmeer-NGOs schrumpft damit weiter. Als Grund geben sie eine „gefährlichere Sicherheitslage“ an. Schon länger klagen die Mittelmeer-NGOs über fehlende Spenden.

Seit langem ist auch bekannt, dass Mittelmeer-NGOs massive Spendenrückgänge zu verzeichnen haben – unter anderem auch „Sea Eye„. Offiziell war es die einzige NGO, doch drang immer wieder in die Öffentlichkeit, dass die existenzgefährdenden Rückgänge auch andere NGOs betreffen: „Die Hilfsorganisationen werden wegen der Vorwürfe inzwischen in den sozialen Netzwerken angefeindet und verzeichnen einen Spendenrückgang“, hieß es beispielsweise in einem Artikel der FR im Mai. Welche Rolle diese Spendenrückgänge spielen, bleibt unklar.

Küstenwache greift durch

Stattdessen wird einheitlich von einer zunehmenden Sicherheitsgefährdung berichtet. Die libysche Marine hatte erst vor Kurzem angekündigt, ausländischen NGOs den Einsatz in einer „Such- und Rettungszone“ vor der Küste zu verbieten. Jetzt hat die Küstenwache sie aufgefordert, die Zone vor der Küste zu verlassen. „Ärzte ohne Grenzen“ und „Sea Eye“ sehen ihre Aktivitäten damit als zu gefährlich an. „Wir setzen unsere Aktivitäten aus, weil wir nun das Gefühl haben, dass das bedrohende Verhalten durch die libysche Küstenwache sehr ernst ist … wir dürfen unsere Kollegen keiner Gefahr aussetzen“, sagte der Chef von MSF Italien, Loris De Filippi, der Nachrichtenagentur Reuters. MSF wolle aber weiterhin mit der NGO „SOS Mediterranee“ kooperieren. In die gleiche Kerbe schlägt „Sea Eye“ und Save the children.

Die libysche Küstenwache begründet ihren Schritt damit, dass die Mittelmeer-NGOs unter Verdacht stehen, auf hoher See mit Schleppern zu kooperieren. Die italienische Staatsanwaltschaft hatte unlängst Beweise in Bezug auf die NGO „Jugend rettet“ vorgelegt. Fotos, Videos und Tonbandaufzeichnungen brachten die ganze Crew in Bedrängnis – ihr Schiff wurde beschlagnahmt.

Unterstützung der Küstenwache „besorgniserregend“

Die jüngst beschlossene italienische Marine-Operation zur Unterstützung der libyschen Küstenwache sei ein weiteres „besorgniserregendes Element in einem zunehmend feindseligen Umfeld für lebensrettende Einsätze“, hieß es in einer  Aussendung von „Ärzte ohne Grenzen“ am Samstag. Die Organisation warf den europäischen Staaten vor, gemeinsam mit libyschen Behörden Migranten davon abzuhalten, nach Europa zu kommen.

In den vergangenen vier Jahren kamen insgesamt fast 600.000 Migranten über das Mittelmeer nach Italien, die überwiegende Mehrheit mithilfe von Schleppern. Mehr als 13.000 Menschen starben bei der Überfahrt. Die Neuankünfte von Flüchtlingen in Italien sind wegen den Regierungsmaßnahmen und der Kooperation zuletzt stark zurückgegangen. Die Zahl hat sich im Juli mit 11.459 Ankünften in Italien mehr als halbiert. Im Juni waren es rund 24.000 und damit fast ebenso viele wie im Juli 2016.

 

UPDATE: 13.8.2017, 17:00 Uhr

Beitragsbild: Migrants wait to be rescued by the Aquarius rescue ship run by non-governmental organisations (NGO) „SOS Mediterranee“ and „Medecins Sans Frontieres“ (Doctors Without Borders) in the Mediterranean Sea, 30 nautic miles from the Libyan coast, on August 2, 2017..Italy on August 2, 2017 began enforcing a controversial code of conduct for charity boats rescuing migrants in the Mediterranean as new figures revealed a sharp drop in the numbers of people arriving from Libya. / AFP PHOTO / Angelos Tzortzinis

Quelle: Info Direkt

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