Freitag, April 19, 2024
StartPolitikAsienNeue Allzeithochs bei DOW und S&P 500 – Wie kann das sein?

Neue Allzeithochs bei DOW und S&P 500 – Wie kann das sein?

Der DOW und der S&P 500 schlossen am Dienstag beide auf einem Allzeithoch und das sind sehr gute Neuigkeiten. Sie mögen denken, dies ist eine seltsame Aussage, wenn sie vom Betreiber des The Economic Collapse Blog kommt, doch die Wahrheit ist, dass ich nicht besonders versessen darauf bin zu erleben, wie sich das Finanzsystem in Rauch auflöst.

Wir haben alle gesehen was ablief, als es 2008 geschah – Millionen verloren ihre Arbeit, Millionen verloren ihre Häuser und das wirtschaftliche Leid war beispiellos. Also nein, ich möchte so etwas nicht in der nächsten Zukunft wieder erleben. Unser aller Leben wird erheblich bequemer sein, wenn die Finanzmärkte stabil sind und die Aktien weiter steigen. Wenn der DOW und der S&P 500 weiter raufgehen, dann soll mir das also nur recht sein. Leider glaube ich jedoch nicht, dass dies passieren wird.

Natürlich konnte ich mir nicht vorstellen, dass wir bereits Mitte Juli 2016 über neue Allzeithochs im Aktienmarkt reden würden. Wir haben über die vergangenen 12 Monate ein verrücktes rauf und runter an den Finanzmärkten gesehen und die Abstürze waren recht ernst. Vergangenen August erlebten wir das größte Finanzerdbeben seit der historischen Finanzkrise 2008 und dem folgten noch schlimmere Beben im Januar und Februar. Dann im Juni machten sich alle Sorgen, dass der überraschende Ausgang des Brexit-Referendums die globalen Märkte einbrechen lassen würde und dies geschah auch kurzzeitig. Aber seitdem haben wir eine beispiellose Rallye erlebt.

Was also ist die Ursache dieses plötzlichen Anstiegs?

Wir kommen gleich darauf zu sprechen. Lassen Sie mich zunächst einige der Zahlen vom Dienstag begutachten. Das Folgende stammt von USA Today:

Alle drei großen Indizes stiegen um jeweils 0,7 %. Der DOW sprang 121 Punkte auf ein neues Allzeithoch und der S&P 500 baute auf seinem Rekord vom Montag auf. Die Blue Chips stehen jetzt mit 18.347,67 Punkten rund 35 Punkte über dem ehemaligen Rekord vom 19. Mai 2015. Die neue Rekordmarke für den S&P 500 liegt bei 2.152,14 Punkten – 15 Punkte mehr, als zu Handelsschluss am Montag.

Insgesamt sind Aktien in den vergangenen zwei Wochen teilweise mehr als acht Prozent gestiegen. Normalerweise wird ein Anstieg von 10 Prozent auf ein ganzes Jahr gerechnet als gesund angesehen:

Innenministerin Theresa May wird am Mittwoch die neue Premierministerin des Vereinigten Königreichs. Aktienmärkte auf der ganzen Welt stiegen scharf an, nachdem sie, infolge der Entscheidung des Vereinigten Königreichs die Europäische Union zu verlassen, einen steilen Abverkauf erlebten.

»In den vergangenen zwei Wochen nach dem Brexit hat der S&P 500 um über 8 Prozent zugelegt«, sagte Adam Sarhan, Geschäftsführer von Sarhan Capital. »Eine Bewegung von 10 Prozent im ganzen Jahr wird an sich als normal eingeschätzt.«

Was dies alles noch seltsamer erscheinen lässt, ist die Tatsache, dass Investoren ihr Geld aus Aktien abgezogen haben, als wäre es wieder 2008. Zero Hedge berichtet, dass Investoren 17 Wochen in Folge Geld aus ihren Aktienfonds entnommen haben.

Warum steigen die Aktien also immer noch?

Wenn Sie auf “Zentralbank-Intervention“ tippen, dann liegen Sie goldrichtig.

Auf der anderen Seite des Pazifik hat die Bank of Japan gefräßig Anlagewerte aufgesaugt und der Architekt der “Abenomics“ hat gerade einen großen Wahlsieg errungen, der dort drüben eine große Markt-Rallye angeheizt hat:

Derweil wies der japanische Premierminister Shinzo Abe ein neues Stimuluspaket an, nachdem seine Koalition eine Oberkammer-Wahl erdrutschartig gewonnen hatte. Japans Nikkei 225 stieg über Nacht um fast 2,5 Prozent, während der Yen all seine Zugewinne gegen den Dollar nach dem Brexit wieder einbüßte.

»Kurzfristig wird es helfen, aber langfristig werden wir sehen müssen«, sagte JJ Kinahan, Chefstratege bei TD Ameritrade. »Ich habe das Gefühl, dass eine Menge Leute sich in eine Situation bringen, aus der sie nicht mehr herauskommen.«

In Europa hat die EZB fieberhaft Geld ins Finanzsystem gepumpt und die Brexit-Entscheidung scheint unter den Zentralbankern in Europa ein neuerliches Feuer entfacht zu haben. Die Interventionen der Japaner und der Europäer haben zusammen »einen deutlichen Netto-Anstieg globaler Zentralbank-Wertanlagenkäufe auf das höchste Niveau seit 2013«verursacht:

Matt King berichtet, dass »viele Kunden um ein Update unserer normalen Zentralbank-Liquiditätsmetriken gebeten haben«. Dieses Update offenbart »einen deutlichen Netto-Anstieg globaler Zentralbank-Wertanlagenkäufe auf das höchste Niveau seit 2013«.

Und so wurde die Antwort auf die Frage enthüllt, wer Aktien gekauft hat, als alle anderen verkauften.

Jetzt kennen Sie also die ganze Geschichte. Die wirtschaftlichen Fundamentaldaten haben sich nicht verändert. China verlangsamt sich weiterhin. Japan steckt immer noch mitten in einer mehrjährigen Wirtschaftskrise. Der Großteil Europas hat mit einer ausgewachsenen Bankenkrise zu tun. Der größte Teil Süd-Amerikas erlebt nach wie vor eine ausgewachsene Depression.

Hier in den Vereinigten Staaten zeigt annähernd jeder denkbare Indikator, dass die Wirtschaft sich abschwächt. Wenn Sie daran zweifeln, dann lesen Sie bitte meinen Artikel: »11 Anzeichen, dass es mit der US-Wirtschaft rapide bergab geht«.

Die derzeitige künstlich induzierte Rallye kann mit dem “letzten Atemzug“ eines sterbenden Patienten verglichen werden. Meine Hoffnung ist, dass dieser “letzte Atemzug“ noch so lange wie möglich andauert. Denn so oft ich die Menschen auch warne, ich bin alles andere als versessen auf das, was als Nächstes kommt.

Das kommende wirtschaftliche und finanzielle Leid ist unabwendbar und für keinen von uns wird es besonders angenehm werden. Hoffen wir, dass wir noch ein wenig mehr Zeit haben, bevor die Party vorbei ist und die Lichter ausgehen.

Michael Snyder IMGVon Michael Snyder

***

Empfohlene Artikel
- Advertisment -
Translate »