Donnerstag, April 18, 2024
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NSU: Der böse Märchen-Onkel und die echte Spur


Hatte der NSU eine Achse von Zwickau nach Kassel, wo der letzte Mord der Fehler, Gruppe existiert nicht! Überprüfen Sie Ihre Syntax! (ID: 3)Ceska-Serie stattfand? Diese Frage stand gestern im

 

 

 NSU-Prozess in München im Raum. Neonazi-Zeuge Bernd T. erzählte Märchen, dennoch – eine Verbindung liegt nahe.

 

München. Es gab Zeiten, da trugen Jacob und Wilhelm Grimm in Kassel deutsche Märchen zusammen. Was Bernd T. unter deutschem Kulturgut versteht, trug der gestrige Zeuge im Prozess zum Terror des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) am Oberlandesgericht München offen zur Schau: Olivgrüne Armeehose, Springerstiefel, schwarze Bomberjacke, Glatze – der 40-jährige Kopf der Kasseler Neonazi-Szene gab den Urtyp des 90er-Jahre-Skinheads ab. Zudem schien der Mann, der sich Tage nach Auffliegen des NSU aus der Haft heraus Hessens Verfassungsschutz als Informant anbot, die Grimmsche Märchensammlung erweitern zu wollen.

Szene-Infos gegen Hafterlass

Aus Ermittlersicht dürfte zwar seine gestrige Aussage stimmen, weder Uwe Mundlos, noch Uwe Böhnhardt oder Beate Zschäpe persönlich zu kennen, doch stellte Bernd T. das in Vernehmungen anders dar. Er habe Mundlos und Böhnhardt bei einer Feier in einer Garage getroffen, als er seinen in Zwickau lebenden Bruder besuchte, berichtete T. 2011. Auch habe er beide in Kassel vom Zug abgeholt, sie zur Geburtstagsfeier eines Kameraden begleitet – und er wisse, bei wem sie vorm Mord am Kasseler Internetcafé-Betreiber Halit Yozgat am 6. April 2006 übernachtet hätten. Mit solchen Andeutungen und dem Angebot auszupacken wollte sich T. Haftentlassung erkaufen. Wegen zahlreicher Gewaltdelikte hat der bullige Mann etliche Jahre hinter Gittern verbracht. 1993 begann alles mit einem Obdachlosen, den er tot prügelte. Jetzt wartet Bernd T. auf eine Haft, weil er seine schwangere Freundin zu Boden schlug und ihr in den Bauch trat.

Zunächst gingen die Ermittler allen von T. genannten Spuren nach, befragten Mitglieder der Kasseler Szene wie auch sämtliche Kontaktpersonen, die T. in Zwickau hatte. Eine Verbindung zu Mundlos und Böhnhardt fand man nicht. Insofern deckten sich die Ergebnisse mit der gestrigen Aussage des Zeugen.

Was sich nicht deckt, sind die Fakten und seine Angaben, wie es zu früheren Aussagen kam. Die Vernehmer hätten damals Dinge von ihm wissen wollen und dafür Verschiedenes angeboten, so T. gestern. Er habe jede Kooperation abgelehnt. Richter Manfred Götzl bohrte, ob T. nicht seinerseits Hilfe angeboten habe. "Uns liegt ein Schreiben vor vom 15. Dezember 2011 an den Verfassungsschutz, Abteilung Rechtsextremismus." Mehrere handschriftlich von T. verfasste Briefe sprechen eine klare Sprache: Er könne "Informationen über diverse Netzwerke, Finanzbeschaffungen, Fluchtwohnungen, Vernetzungen u. v. m. beschaffen … Als Gegenleistung erwarte ich, … dass ich so schnell wie möglich aus der Haft entlassen werden kann." Erinnern wollte sich T. an den Inhalt der Schreiben nicht. Dass er sie verfasst hatte, räumte er ein. Um eine Erklärung war er nicht verlegen: "Zum Spaß" habe er das angeboten, "nur um zu sehen, was passiert". Nichts passierte. Nach Prüfung und Widerlegung von T.s Behauptungen formulierte der Staatsanwalt eine Antwort an den Häftling. Es bestehe: "gegenwärtig kein Interesse an einer Zusammenarbeit".

Auch wenn BKA und Staatsanwalt dem Zeugen Bernd T. wenig Bedeutung beimessen, so gehen sie sehr wohl davon aus, dass Mundlos und Böhnhardt eine Direktverbindung nach Kassel gehabt haben könnten. Die Spur ergibt sich aus einem dunklen E-Klasse-Mercedes mit Kasseler Nummer. Mit einem solchen ist Mundlos nach Angaben eines anderen Zeugen einmal vermutlich von der Raststätte Eichelborn an der A4 abgeholt worden.

Terroristen als Anhalter auf Tour

Besagter in Zwickau lebender Zeuge, der zeitweise wöchentlich in den Westen pendelte, hatte sich im Zuge der NSU-Ermittlungen selbst gemeldet. Er gab an, Mundlos beim nachbarschaftlichen Siedlerfest in Zwickau-Weißenborn kennengelernt zu haben. 2011 habe Mundlos ihn dreimal gebeten, ihn im Auto mitzunehmen und an Autobahn-Abfahrten oder Raststätten abzusetzen. Das erste Mal sei er bei Jena ausgestiegen. Beim zweiten Mal seien beide, Mundlos und Böhnhardt bis Eichelborn mitgefahren. Beim dritten Mal habe er wieder Mundlos allein bis Eichelborn mitgenommen. Bei dieser Fahrt sei ihm der genannte Kasseler Mercedes aufgefallen. In dem sei Mundlos wohl weitergefahren.

 

 
erschienen am 12.02.2015 (Von Jens Eumann)

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