Freitag, April 19, 2024
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Objektive Berichterstattung? – Studie zeigt: Leitmedien berichteten einseitig über Asylkrise

Insgesamt seien 82 Prozent aller Beiträge zur Flüchtlingsthematik positiv gewesen, zwölf Prozent rein berichtend und sechs Prozent hätten die Flüchtlingspolitik problematisiert, heißt es in einem Zwischenbericht einer Medienstudie von Michael Haller.

Die deutschen Leitmedien haben über die Asylkrise fast ausschließlich positiv berichtet. Dies geht aus dem Zwischenbericht einer Medienstudie der Hamburger Media School (HMS) hervor. Für die Studie wertete Michael Haller, Leiter des Projektteams, mehr als 34.000 Pressebeiträge aus, berichtet dieFrankfurter Allgemeine Zeitung.

Von 2009 an hätten Medien den von der Politik eingeführten Begriff der „Willkommenskultur“ aufgegriffen. Im Sommer 2015 kam noch der von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) berühmte Slogan: „Wir schaffen das“ hinzu.

Nachdem die Kanzlerin die Türen Deutschlands für Menschen aus aller Herren Länder geöffnet hatte, hieß es, die Bundesrepublik habe aus seiner Vergangenheit gelernt und würde nach der Kritik von anderen europäischen Ländern – Deutschland wurde wegen seinem Umgang mit der Flüchtlingsproblematik in Italien und der Griechenland-Krise als egoistisch bezeichnet – nun auf vorbildliche Weise Menschen aufnehmen.

82 Prozent aller Medienberichte zur Flüchtlingskrise positiv

Mit dem wachsenden Zustrom an Asylsuchenden sei auch die Berichterstattung explosionsartig angestiegen. In 2015 gab es Haller Recherchen zufolge 19.000 Beiträge zum Asylthema. Dies seien 4.000 mehr gewesen, als in den sechs vorherigen Jahren zusammen, so die FAZ. Zwischen Juli und September 2015, als die Flüchtlingskrise ihren Höhepunkt erreichte, hätten einzelne Zeitungen im Durchschnitt sieben entsprechende Beiträge pro Tag gebracht.

Insgesamt seien 82 Prozent aller Beiträge zur Flüchtlingsthematik positiv gewesen, zwölf Prozent rein berichtend und sechs Prozent hätten die Flüchtlingspolitik problematisiert, so das Blatt. Verschiedene Leitmedien wie die „Zeit“ hätten sich Merkels „Wir schaffen das“-Motto zu eigen gemacht und sogar „Willkommens“-Berichte geschrieben.

Die Frage, ob der Journalismus damit seiner Rolle als kritischer Beobachter gerecht wurde, behandelt Haller in seiner Studie nicht.

Probleme der Massenzuwanderung wurden „übersehen“

Es habe nur wenige Berichte gegeben die eine Überforderung von Behörden, Flüchtlingshelfern in Asylheimen, oder andere Schwierigkeiten während der Asylkrise beleuchtet hätten.

Zwanzig Prozent der Berichte der „Tagesschau“ wären implizit wertend gewesen. Bei „Spiegel Online“ seien es an die vierzig Prozent und bei der Online-Ausgabe der „Welt“ fünfzehn Prozent gewesen. Laut Haller hätten rund zwei Drittel der tonangebenden Medien zunächst „übersehen“, dass die Aufnahme von Flüchtlingen in großer Zahl und die Politik der offenen Grenzen die Gesellschaft vor neue Probleme stellen würden, so die FAZ. Demnach habe nur ein Drittel der Berichte von September 2015 die Probleme im Zuge der Masseneinwanderung aufgegriffen.

Im Spätherbst 2015 habe sich aber die Einstellung der Bevölkerung bereits gewandelt. Die Leitmedien berichteten weiterhin nur spärlich über die Schwierigkeiten die die „Willkommenskultur“ mit sich brachte. Die Wahrnehmung innerhalb der Bevölkerung dagegen hatte sich bis zum Jahresende 2015 bereits massiv geändert. Diese Entwicklung habe die Glaubwürdigkeit der Leitmedien erschüttert. Mittlerweile ist der Begriff „Willkommenskultur“ zu einer Diskrepanz geworden.

(so)

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