Freitag, März 29, 2024
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Overton-Fenster: Wie unsere Gesellschaft unannehmbare Ideen akzeptiert

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Viele von uns wissen, mit welchen Methoden Politiker und Publizisten auf die öffentliche Meinung einwirken. In den sogenannten „westlichen Demokratien“ ist das längst zur Norm geworden, und so stehen wir politischen Ideen, die Fehler, Gruppe existiert nicht! Überprüfen Sie Ihre Syntax! (ID: 2)künstlich in Büros von Analyse- oder sonstigen „Brainstorming“-Zentren geschaffen werden, fast immer skeptisch gegenüber.

Heute scheinen diese Technologien Kinderkram zu sein, vergleicht man sie mit einer

in den 1990er Jahren erarbeiteten Methodik, die dazu da ist, in der Gesellschaft das annehmbar zu machen, was früher völlig unannehmbar und undenkbar war.

Es geht um ein Social-Engineering-Modell namens „Overton-Fenster“. Es wurde von Joseph P. Overton (1960-2003) entwickelt, dem ehemaligen Vizepräsidenten des amerikanischen Analyse-Zentrums Mackinac Center for Public Policy.

Overton schuf es, um zu zeigen, wie eine kleine Expertengruppe (think tank) in relativ kurzer Zeit die öffentliche Meinung qualitativ verändern kann. In der Theorie ist das „Overton-Fenster“ die Gesamtheit von „annehmbaren“ Ideen in einer bestimmten Gesellschaft zu einem bestimmten Zeitpunkt.

Die Abstufung oder die „Stufen“ der Ansichten einer Gesellschaft zu einem bestimmten Thema sehen nach Overton ungefähr so aus:

  1. unannehmbar, undenkbar, verboten; Thema noch unter Verbot.
  2. radikales Stadium;
  3. radikales Verhältnis;
  4. gesellschaftlich annehmbar;
  5. Legalisierung, Verankerung in der Staatspolitik.

Denkfabriken (think tanks) sind Organisationen, die jenseits des Overton-Fensters Meinungen produzieren und verbreiten, mit der Absicht, die Gesellschaft aufgeschlossener zu machen für diese Art von Ideen und Politik.

Wenn diese Gruppe eine Idee durchsetzen will, die in der öffentlichen Meinung als völlig unannehmbar gilt, bedient sie sich etappenweise einer Reihe von Prozeduren. Im Endeffekt ändern die Menschen in ziemlich kurzer Zeit vollends ihre Meinung.

Auf diese Weise wurden Ideen, die im öffentlichen Diskurs zunächst als völlig unannehmbar, radikal und undenkbar für die Umsetzung galten, durch die Bearbeitung in den Massenmedien mit ihrer Durchsetzung im öffentlichen Bewusstsein annehmbar. Und später – in der letzten Phase – werden sie in der Gesetzgebung verankert.

Wird dieses Modell in der Politik angewendet, kann man konstatieren, dass in einer Gesellschaft eine Gesamtsumme an politischen Fragen existiert, um die nicht gestritten wird, soll heißen: unter allen möglichen politischen Entscheidungen gibt es solche, die von der Mehrheit der Bevölkerung ohne besonderes Hinterfragen akzeptiert werden. Genau das ist das Overton-Fenster.

Wie wir bereits sagten, ist die Lage des Fensters nicht unverrückbar, es kann manipuliert werden, um neue Themen einzuführen oder Themen zu entfernen, die bereits annehmbar geworden sind. Politiker, die größere Chancen bekommen wollen, gewählt zu werden, dürfen nur die politischen Ansichten äußern, die in das Overton-Fenster passen.

Um zu verstehen, wie die öffentliche Meinung allmählich verändert werden kann, ist es am anschaulichsten, sich das Beispiel der gleichgeschlechtlichen Ehe anzusehen. Im Laufe vieler Jahre befand sich das Overton-Fenster für die Idee der Homoehe in der verbotenen Zone, die Gesellschaft konnte die Idee der Ehe zwischen Personen eines Geschlechts nicht akzeptieren. Aber die Massenmedien wirkten mit Argumenten zur Unterstützung der sexuellen Minderheiten ununterbrochen auf das Bewusstsein der Öffentlichkeit ein. Zunächst wurde die gleichgeschlechtliche Ehe als Verbot aufgenommen, aber mit Vorbehalt, später als annehmbar, dann als neutral. Heute wird sie als „annehmbar mit Vorbehalt“ wahrgenommen. Bald wird sie wohl völlig annehmbar sein.

Also ist es offensichtlich, dass das Overton-Fenster mit Hilfe der „Denkfabrikanten“ jedes Mal in Richtung des Annehmbaren verschoben wird. Diese Arbeit wird von einer Vielzahl Spezialisten für die Manipulierung der öffentlichen Meinung geleistet: von Polittechnologen, Gelehrten, Publizisten, PR-Experten, Prominenten, Lehrern, Journalisten, ganzen wissenschaftlichen Forschungsinstituten, usw.

Sehr interessant ist die Tatsache, dass solche Themen wie gleichgeschlechtliche Ehe oder Euthanasie uns nicht mehr seltsam vorkommen. Wie sich herausstellt, haben sie lediglich den gesamten „technologischen“ Umgestaltungsprozess von „unannehmbar“ zu „gesetzlich verankert“ durchlaufen.

Der bekannte russische Regisseur Nikita Michalkow bietet in seinem Videoblog Besogon.TVan, diesen Prozess am Beispiel einer Erscheinung zu verstehen, die bis heute undenkbar ist in der Gesellschaft. Gemeint ist Kannibalismus. Seinen Worten zufolge könnte die Verschiebung des Overton-Fensters hinsichtlich des Kannibalismus folgende Stufen oder Schritte durchlaufen:

Stadium 0 – der jetzige Zustand, das Problem ist unannehmbar, wird in der Presse überhaupt nicht diskutiert und ist zwischen Menschen unzulässig.

Stadium 1 – Das Thema ändert sich von „unannehmbar“ zu einfach „radikal“. Es wird behauptet, dass es hier Meinungsfreiheit und keinerlei Tabus geben sollte. Das Thema beginnt in kleinen Konferenzen langsam Gegenstand der Diskussion zu werden; dort geben geachtete Gelehrte in Form von „wissenschaftlichen“ Debatten Erklärungen ab. Zusammen mit an die Wissenschaft angelehnten Diskussionen taucht unbedingt ein gewisser „Verein radikaler Kannibalen“ auf, seine Deklaration wird hier und da in den Medien zitiert. Hier ist der Gegenstand schon kein Tabu mehr und findet Eingang in den Informationsraum. Michalkow fährt fort: „Das Ergebnis der ersten Bewegung des Overton-Fensters: das unannehmbare Thema ist in Umlauf gebracht worden, das Tabu ist entsakralisiert, die Eindeutigkeit des Problems ist zerstört, es wurden unterschiedliche „Abstufungen von Grau“ geschaffen.“

Stadium 2 – Das Thema Kannibalismus wechselt vom „Radikalismus“ in die Sphäre des „Möglichen“. Es werden weiterhin Gelehrte zitiert und elegante Bezeichnungen geschaffen: es gibt keinen Kannibalismus mehr, sondern zum Beispiel „Anthropophilie“. Später kann man aus diesem „Begriff“ andere Ableitungen machen, wie etwa „Anthropophile“. Das Ziel ist, im öffentlichen Bewusstsein die Form des Wortes von seinem Inhalt abzuschalten. Zugleich wird zur Festigung ein historischer Präzedenzfall geschaffen. Das kann ein mystischer, realer oder einfach ausgedachter Fakt sein, Hauptsache, er trägt zur Legitimierung der unannehmbaren Idee bei. Das Hauptziel dieser Etappe ist, der „Anthropophilie“ zum Teil ihre Gesetzwidrigkeit zu nehmen, und sei es auch nur in einem einzigen historischen Moment.

Stadium 3 – Das Overton-Fenster verschiebt sich, indem es das Thema vom „Möglichen“ zum „Rationalen“ oder „Neutralen“ bringt; es wird mit „biologischer Notwendigkeit“ argumentiert. Es wird behauptet, dass der Wunsch, Menschenfleisch zu essen, eine genetische Veranlagung, die „menschliche Natur“ sein kann. Im Falle einer ernsthaften Hungersnot, von „unüberwindbaren Umständen“, muss der freie Mensch das Recht haben zu wählen. Es sollte keine Information verborgen werden, damit jeder zwischen „Anthropophilie“ oder „Anthropophobie“ wählen könne.

Stadium 4 – Zu der Frage wird künstlich eine Polemik geschaffen. Ihre Popularität fußt auf historischen oder mythischen, aber auch auf lebenden Media-Figuren. Die Anthropophilie wird verstärkt in Nachrichten, Talk Shows, Kino, Pop-Musik und Videoclips thematisiert. Eine Art der Popularisierung ist das Verfahren „Sieh dich um!“ Haben Sie etwa nicht gewusst, dass ein bekannter Komponist Anthropophiler ist?

Stadium 5 – In dieser Etappe klettert das Thema in die aktuellen Top-Nachrichten, wird zum Hit: es wird automatisch in der Presse und im Show Business heruntergebetet und… gewinnt politische Bedeutung. In dieser Etappe wird – um die Anhänger einer Legalisierung zu rechtfertigen – die „Humanisierung“ der Adepten der Menschenfresserei genutzt (diese „kreativen Menschen“ und „Anthropophile“ sind Opfer ihrer fehlerhaften Erziehung, und „wer sind wir, um sie zu verurteilen?“).

Stadium 6 – In dieser Etappe wird die Menschenfresserei aus einem „populären Thema“ zum Objekt der „laufenden Politik“. Es wird damit begonnen, eine Gesetzesbasis zu schaffen, es tauchen Lobby-Gruppen auf und es werden soziologische Untersuchungen veröffentlicht, die die Anhänger der Legalisierung des Kannibalismus unterstützen. Ein neues Dogma wird eingeführt: „Anthropophilie darf nicht verboten werden!“ Eine Gesetzesnovelle wird angenommen, der Gegenstand kommt in die Schulen und Kindergärten, und die neue Generation weiß natürlich nicht mehr, wie man anders denken könnte.

Wie oben erwähnt, ist dieses Beispiel von Regisseur Nikita Michalkow noch hypothetisch.

Dessen ungeachtet war eine Reihe von modernen Ideen vor Jahrzehnten noch völlig undenkbar. Aber nachdem sie hartnäckig in die Gesellschaft getragen worden waren, sind sie völlig annehmbar geworden – vor dem Gesetz und in aller Augen. Ist das vielleicht gerade auf die von uns beschriebene Weise geschehen?

Quellen: Stimme Russlands/de.sott.net vom 30.09.2014

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