Freitag, April 19, 2024
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Populismus fällt auf fruchtbaren Boden – Echte Gefahren werden ausgeblendet

Foto: Jasper Goslicki, Wikimedia.org; CC BY-SA 3.0

Deutschland in der Krise. Kein ungewohnter Zustand und doch ist längst nicht jedem bewusst, worum es eigentlich geht. Nicht ganz Unschuld an der Unwissenheit ist die gestiftete Fehler, Gruppe existiert nicht! Überprüfen Sie Ihre Syntax! (ID: 2)Verwirrung in weiten Bevölkerungsteilen darüber, was denn der Verursacher der Krise sei. Nun ist es aber nicht so einfach, dass man sich einen

Sündenbock aussuchen kann und ihn für alles verantwortlich macht, was aktuell schief läuft. Dies missachten jedoch viele.

Auf Facebook heißt es dieser Tage in den Kommentaren wieder: „Wir wollen einfache Lösungen für einfache Leute“. „Einfach“ bedeutet in dem Fall: Wenig Hintergrundinformation, wenig Rücksicht auf Zusammenhänge oder historische Ursachen und stattdessen leicht verständliche, klar identifizierte Gefahren fokussieren. Das hat in der Praxis katastrophale Auswirkungen auf die Gesellschaft. Ein Faktor, der hier zu berücksichtigen ist und den auch Leute manchmal unbewusst ausklammern, die es sich nicht „einfach“ machen, ist die Synergie aus fruchtendem Populismus – ausgehend von den Initiatoren – auf der einen Seite und völliger Über- und Unterschätzung bestimmter Aspekte – ausgehend von den Adressaten – auf der anderen Seite. Daher ist es mehr als lohnenswert einmal die Gefahren für uns miteinander zu vergleichen. Einiges sollte mehr Aufmerksamkeit bekommen, andere Punkte hingegen müssten relativiert werden.

Ist der Islam ein Problem für Deutschland?

Wollen wir beginnen mit der scheinbar endlosen Diskussion über das Verbot von Moscheen und sonstigen islamischen Einrichtungen in Deutschland. Gruppierungen wie pro NRW werben mit Plakaten auf denen „Moscheeverbotsschilder“ abgebildet sind. Außerdem hört und liest man von den Akteuren der Bewegung, es sei nicht möglich den Islam in diesem Land zu integrieren, der Islam sei eine Religion der Gewalt und nicht zu vereinen mit den westlichen Werten. „ Moscheen schließen. Islam verbieten.“, schreibt Dominik Horst Roeseler auf Facebook – stellvertretender Parteivorsitzender von pro NRW.

 

Da stellt sich die Frage: Ist der Islam ein Problem für Deutschland? Stellen Moscheen eine Gefahr dar? Was würde ein Verbot verändern?

Klammert man die Dinge aus, die als Reaktion entstehen würden (Aufstände, medialer/gesellschaftlicher Wirbel), so würde sich effektiv nichts ändern. Als man im römischen Reich das Christentum verbat, existierte und wuchs es unbeirrt weiter und wurde schlussendlich Staatsreligion. Wer glaubt ein Islamverbot würde den Islam in Deutschland entfernen, irrt gewaltig. Sicher würden Muslime in Teile ausreisen, aber islamische Bräuche setzen kein spezielles Gebäude zur Ausübung der Religion voraus. Nach dem Vorbild der Christen im römischen Reich würde man sich an diskreteren Orten treffen.

Die Nester, in denen Radikale – darunter der Nachschub für den IS – heranwachsen, sind ohnehin nicht die Moscheen. Der Prozess, der Menschen zu Terroristen macht, kann nicht von einer Religion getragen werden und schon gar nicht an einem bestimmten Ort zentralisiert werden. Vom Lesen des Koran oder dem Besuch einer Moschee allein wird man kein Terrorist – belegt wird dies durch den Fakt, dass der große Teil der Muslime keine Terroristen sind. Da muss also etwas anderes dahinterstecken.

Die Menschen die reihenweise junge Männer radikalisieren, pflegen dafür eigene Methoden, welche mit orthodoxem Islam wenig gemein haben. Wer sich genauer für den Prozess der Radikalisierung interessiert, findet hierzu reichlich Beiträge in Foren und Literatur – unter anderem auch mit Informationen von Aussteigern.

 

Diese „Ausbilder“ können auch weiterhin ihre Ziele verfolgen, wenn der Islam verboten ist und Moscheen geschlossen bleiben. Es ist sogar gut möglich, dass durch das Verbot eine höhere Gewaltbereitschaft bei jungen, radikalen Muslimen entsteht, die den „Ausbildern“ in die Hände spielt. Nicht der Islam selbst oder Moscheen sind das Problem: Eine Religion und ein Gebäude sind nicht handlungsfähig und können niemanden auffordern einen Terroranschlag auszuführen. Menschen dagegen schon. Verfolgen wir doch mit den Mitteln des Rechtsstaats besser die Initiatoren und Akteure und kümmern uns um die Jugendlichen, die abdriften und in falsche Kreise geraten, bevor jene es tun. Man sollte die Ursache des Problems attackieren und sich nicht der Diffamierung von Religionen und Gebäuden hingeben. Widmen wir uns den echten Problemen!

Einzug rechtspopulistischer Parteien in den Bundestag greifbarer denn je

Im gleichen Atemzug sollten wir zu einem der elementarsten der echten Probleme kommen: Die Verschleierung. Aber damit ist nicht das Kopftuch gemeint, sondern der zunehmend fruchtende Populismus, der für weitreichende Verblendung sorgt – die Probleme werden verschleiert und stattdessen werden Parolen verbreitet, die zwar reißerisch, einfach und eingängig sind, aber nicht den Kern erfassen. Bei der oben beschriebenen Thematik ist es wesentlich einfacher den Islam per se zu verteufeln und ein Moscheenverbot zu bewerben als komplexe Vorgänge und Strukturen an den Pranger zu stellen, die tatsächlich die Gefahr ausmachen. Da es sich viele Menschen einfach machen wollen, findet dieses Vorgehen großen Zulauf – gerade jetzt im Moment. Viele Parteien und Bewegungen profitieren davon und füllen eine wachsende Lücke in der politischen Landschaft. Schon lange war ein Einzug rechtspopulistischer Parteien in den Bundestag nicht so greifbar wie in der heutigen Zeit – das bestätigen nicht nur Umfragen.

Ist es nun effektiv, derartige politische Gesinnungen zu verbieten und das Parteienspektrum „rechts außen“ von Wahlen auszuschließen?

Nein. Das löst keine Probleme. Wenn auch die Analogie alles andere als stimmig und lupenrein ist, so ist mit dem Verbot auch hier keinem geholfen. Verbote lösen nämlich keine Probleme. Nur weil jemand nationalistische Tendenzen aufweist und rechtsextrem wählt, zündet er kein Flüchtlingsheim an. Man sollte die Ursache des Problems attackieren und sich nicht Parteiverboten hingeben. Widmen wir uns den echten Problemen!

Verteiler: Neopresse

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