Donnerstag, April 25, 2024
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Porno für Kindergärtler

Hinter den Kulissen treiben Politiker, Beamte, Experten und Lehrer die Sexualerziehung an den Schulen in neue Dimensionen. Bereits Kindergärtler werden mit pornografischen Bildern aufgeklärt. Wie ist es dazu gekommen? Wer steckt dahinter? Das Netzwerk der unheimlichen

 Pädagogen.

Von Philipp Gut

 

Das Ergebnis übertrifft alle Erwartungen. Am Dienstag wurde im Haus der Kantone in Bern die Petition gegen die Sexualisierung der Volksschule deponiert. Ein überparteiliches Komitee mit den Nationalräten

Pius Segmüller (CVP), Werner Messmer (FDP), Andreas Brönimann (EDU) und Ulrich Schlüer (SVP) hatte die Unterschriftensammlung lanciert. In drei Monaten und fünf Tagen unterschrieben 91 816 Schweizerinnen und Schweizer. Das ist beinahe so viel, wie es für eine Initiative brauchte. Man kann daraus nur eines schlies­sen: Der Bevölkerung brennt das Thema auf den Nägeln. Die verantwortlichen Behörden und Pädagogen müssen sich auf Widerstand einstellen.

Die Petition richtet sich gegen die teilweise bereits umgesetzten Pläne, Sexualerziehung auf allen Stufen, Kindergarten eingeschlossen, landesweit verbindlich zu machen. Unfreiwillige Schützenhilfe lieferte vergangene Woche die Schweizerische Post. Ihr Rechtsdienst ­untersagte die Auslieferung der Unterschriftenbögen in Basel-Stadt. In einer filmreifen Aktion wurde die Sendung blockiert. Begründung: Das Material sei «pornografisch» und «anstössig» (Weltwoche Nr. 39/11). Die als Porno­grafie taxierten Bilder – das ist die ­Pointe des Vorgangs – stammen ausschliesslich aus Büchern, die im Kindergarten eingesetzt und von den Behörden und den zuständigen Fachstellen empfohlen werden.

Lange wurden die Gegner eines freizügigen Sexualkundeunterrichts als konservative und religiös-fundamentalistische Hinterwäldler abgetan, die sich den Realitäten der modernen Lebenswelt verweigerten. Der Dachverband Schweizer Lehrerinnen und Lehrer (LCH) verteidigte die Methoden der Aufklärung im ­Kindergarten und deckte die Petitionäre und die zahlreichen Eltern und Bürger, die ihre An­liegen unterstützten, mit massiven Vorwürfen ein. Mit «abstrusen Falschbehaup­tungen und Verschwörungstheorien» werde «Stimmung gegen den Lehrplan  21 und den bewährten ­sexualkundlichen Unterricht» gemacht, schrieb der LCH. Und er griff zur rhetorischen Keule: Wer die Petition unter­schreibe, liefere «unaufgeklärte Kinder und Jugendliche ­direkt in die Hände von Pädo­philen» aus. Zudem sei ein «Anstieg von Geschlechtskrankheiten und Teenagerschwangerschaften» zu erwarten.

Hoppla, das ist starker Tobak. Aber ist dem wirklich so? Handelt es sich tatsächlich um ­einen Aufstand der Prüden und Verknorzten? Betreiben die besorgten Eltern blinde Fundamentalopposition gegen ein an sich berech-tigtes Anliegen? Oder gehen die enthemmten Sexualpädagogen nicht doch vielleicht zu weit?

Vierjährige betasten Geschlechtsteile

Das Urteil der Post belegt, dass es so einfach nicht ist. Und der undifferenzierte Gegenschlag des Lehrerverbands deutet zumindest auf eine gewisse Nervosität hin. Kein vernünftiger Mensch hat etwas dagegen, dass Jugendliche aufgeklärt werden. Das war schon immer Bestandteil der Erziehung, sei es im Elternhaus, sei es im Unterricht (etwa im Rahmen des Fachs Lebenskunde).

Doch darum geht es nicht. Der aktuelle Protest richtet sich gegen eine neue Form der ­Sexualerziehung, die weit über das bisherige Ausmass hinaus reicht. Politiker, Beamte, Pädagogen und Experten halten die herkömm­liche Praxis für ungenügend. Im Lehrplan 21, einem gemeinsamen Projekt der Deutschschweizer Erziehungsdirektoren, soll Sexualerziehung flächendeckend zum Pflichtstoff werden – vom Kindergarten an.

Weit fortgeschritten sind die Bemühungen in Basel-Stadt. Dessen Erziehungsdepartement wollte nicht warten und hat die Aufklärungsoffensive in diesem Schuljahr gestartet. Den Kindergärtnerinnen und Lehrern steht ­eine sogenannte Sex-Box mit Unterrichts­materialien zur Verfügung. Darin befinden sich Bücher und Broschüren, ein «Körperpuzzle aus Holz» und zwei Puppen «mit erkennbaren Geschlechtsteilen (1 Junge / 1 Mädchen)».

Zu den «Kenntnissen und Erkenntnissen», die Basler Kindergärtler zu erwerben haben, zählt das «Benennen aller Körperteile, inkl. Geschlechtsteile». Dabei bleibt es nicht bei der Theorie. Zur «Sammlung von Unterrichts­ideen» für Kinder «ab 4 Jahren» gehört gegenseitiges Berühren an intimen Stellen. Zur Erreichung des Lernziels empfiehlt das Basler Erziehungsdepartement handfeste Übungen.

Kindergarten: Orgasmus, Kondome

Zur Basler Sex-Box gehört die von Fachstellen und Experten empfohlene Fibel «Mein erstes Aufklärungsbuch». Das Werk, das für «Kinder ab 5» gedacht ist, schaffe mit einfachen Texten und «ausdrucksstarken Bildern» eine «offene Atmosphäre ohne Tabus», lobt sich die Autorin, die deutsche Diplompsychologin Holde Kreul, im Vorwort gleich selber. Die Illustra­tionen zeigen beispielsweise, wie eine nackte Frau («Lisa») einem nackten Mann («Lars») ein Kondom über den erigierten Penis streift. Mehrere Abbildungen halten den Geschlechtsverkehr fest. Wiederholt streckt Lars sein steifes Glied dem Betrachter (also Kindergärtlern und Primarschülern «ab 5») entgegen.

Nicht weniger explizit sind die Texte. «Wenn Lisa das Schmusen mit Lars schön findet, wird ihre Scheide warm und feucht», heisst es im Aufklärungsbuch. «Die Scheide ist wie eine kleine Höhle. Ihre Öffnung befindet sich zwischen Lisas Beinen. Hier lässt sich Lisa von Lars besonders gerne berühren und streicheln.» Und weiter: «Wenn es für beide besonders schön und aufregend ist, kann Lars seinen Penis in Lisas Scheide schieben. Wenn die Scheide feucht und der Penis steif ist, geht das ganz leicht.» Bewege Lars seinen «Penis in Lisas Scheide vor und zurück», könne das zu einem «Orgasmus» führen, werden die ­Kindergärtler belehrt.

Primarschüler, also bereits Siebenjährige, müssen den «Zeugungsvorgang kennen und wissen, dass es Verhütungsmittel gibt». Ihnen sei bewusst zu machen, «dass Sexualität auch aus Lust und Liebe und nicht nur zur Fortpflanzung praktiziert wird». Schon Erstklässler werden auf «Gefahren» beim Sex auf­merksam gemacht, im Klartext: auf sexuell übertragbare Krankheiten wie Aids («Kennen der Begriffe ‹Viren› und ‹Bakterien› im Zusammenhang mit Krankheit und Sexualität», so lautet ein Lernziel).

Anleitungen zu sexuellen Handlungen

Der Lehrerverband streitet in einer Stellungnahme zur Petition gegen die Sexualisierung der Volksschule ab, dass im Unterricht pornografische Materialien verwendet oder dass die Schüler zu «bestimmten Sexualpraktiken» ­ermuntert würden.

Die Fakten zeigen ein anderes Bild. Ersterem widersprechen die Juristen der Post, die das Kindergarten-Aufklärungsbuch als pornografisch einstuften. Letzteres widerlegen zahlreiche von den Behörden empfohlene Lehrmittel und Internetseiten.

Ein Beispiel ist die Website www.lilli.ch. «Übung macht den Meister und die Meisterin», lautet der erklärte Grundsatz der Sex-­Seite für Jugendliche, die in Schulbüchern ­sowie vom Kompetenzzentrum Sexualpädago­gik und Schule in Luzern offiziell empfohlen wird. Geübt werden solle «allein», zu zweit und in Gruppen. «Das tun Pianisten und Tänzerinnen auch.» Die Anleitungen klingen dann etwa so: «Der Mund ist in deinem Gesicht das, was die Scheide in deiner Geschlechtsregion ist: eine Höhle, in die du den Penis oder etwas anderes als ‹Besucher› aufnehmen und [in der du] damit spielen kannst.»Bei Masturbation und Oralsex solle es nicht bleiben. «Am besten, ihr stellt euch ein breites Menü zusammen», raten die Experten von www.lilli.ch, um mit «Tipps zu verschiedenen sexuellen Handlungen» aufzuwarten. Zum Thema «Analsex» heisst es: «Wenn du allein bist, solltest du dich erst mit deinen Fingern oder kleineren Objekten stimulieren, bevor du grössere Objekte in den After steckst. Wenn ihr zu zweit oder mehr seid, streichelt und/oder leckt zuerst die Öffnung und auch den Damm, oder was immer sonst ihr zur Stimulation tut, und steckt dann vorsichtig einen Finger in den After, massiert, steckt dann zwei Finger hinein und weitet die Öffnung so sanft aus.»

Erstaunlich an www.lilli.ch und anderen Seiten und Büchern für Kinder und Jugend­liche ist, dass sie nicht von irgendwelchen Aus­senseitern oder Freaks gestaltet und empfohlen werden. «Lilli», wie die Macher ihre Seite nennen, wurde vom Staat und somit durch Steuergelder gefördert und prämiert. Die Website entstand «im Rahmen eines Präven­tionsauftrags» der Stadt Zürich. Im Jahr 2003 wurde Lilli sogar mit dem «Gleichstellungspreis» der Stadt geehrt, 2008 erhielt sie von der Arbeitsgemeinschaft gegen die Ausnützung von Abhängigkeitsverhältnissen (Agava) eine weitere Auszeichnung (für «eine bedürfnis- und altersgruppenspezifische Arbeit in einem sensiblen Bereich», wie es in der Begründung heisst).

Wurzeln in der Schwulenbewegung

Die Frage stellt sich: Wie gelangen solche ­Materialien und Ideen in Kindergärten und Schulzimmer? Welche Ideen oder Ideologien stehen dahinter? Wer ist verantwortlich dafür, dass Kindergärtler pornografische Bilder vorgesetzt bekommen und lernen müssen, wie man ein Kondom anzieht?

Wer sich umsieht, stellt schnell einmal fest, dass in der Schweiz in den letzten Jahren ein eigentliches sexualpädagogisches Netzwerk entstanden ist. Beteiligt sind der Bund, Kan­tone, pädagogische Hochschulen, private ­Lobby-Organisationen und ranghohe Bildungs­politiker.

1 — Kompetenzzentrum Sexualpädagogik und Schule. Das der Pädagogischen Hochschule Zentralschweiz (PHZ) angegliederte Zentrum in Luzern ist federführend bei der Entwicklung und Umsetzung der neuen Sexualerziehung. Dessen Leiter Titus Bürgisser gehört zu den Vordenkern und Promotoren der grenzen- und «tabulosen» Aufklärungswelle.

Das Kompetenzzentrum hat den offiziellen Auftrag, «Grundlagen» für die Sexualerziehung an den Volkschulen zu erarbeiten, deren «Integration» in die Lehrpläne durchzusetzen und Curricula für die Aus- und Weiterbildung der Lehrer zu entwerfen. Zudem betreibt es ­eine Internet-Plattform (www.amorix.ch), und es gibt Empfehlungen zu Büchern und Filmen ab.

Ein paar Beispiele: Bürgisser und seine Fachkollegen empfehlen Filme mit Titeln wie «Geiler Scheiss» oder «Schnäbi». Ausdrücklich loben und empfehlen sie auch das «Aufklärungsbuch» aus der Basler Sex-Box mit den laut Post «pornografischen» und «anstössigen» Bildern. Das Buch sei für die «Basis­stufe», also bereits für Vorschulkinder, geeignet. Es gebe «offen und sachlich Antworten (unterstützt von witzigen Illustrationen)». So kann man das auch nennen.

Dass die Sexualpädagogen offenbar keine Altersuntergrenze für ihr Wirken kennen, zeigt die Empfehlung der Broschüre «Sexualerziehung bei Kleinkindern und Prävention vor sexueller Gewalt». Diese orientiere Eltern und Lehrer über die «Sexualerziehung von Kindern ab der Geburt bis zum 6. Lebensjahr». Man beachte die Formulierung «ab der Geburt».

2 — Bundesamt für Gesundheit. Das Luzerner Kompetenzzentrum wird – als Teil der ­Pädagogischen Hochschule Zentralschweiz –nicht nur von den Innerschweizer Kantonen subventioniert. Namhafte Beträge erhält es auch vom Bund. Seinen Aufbau finanzierte die Eidgenossenschaft, genauer: das Bundesamt für Gesundheit (BAG), noch genauer: die Sektion Aids. Allein von Dezember 2008 bis Juni 2011 überwies das BAG 670 000 Franken nach Luzern. Mittels einer Verfügung zahlt das BAG nochmals 300 000 Franken für die nächsten zwei Jahre. Das macht eine Million Franken in viereinhalb Jahren.

Man mag sich fragen, warum ausgerechnet das Bundesamt für Gesundheit und dessen Aids-Sektion sich derart engagieren. Schliesslich liegen Bildungsfragen in der Hoheit der Kantone. Tatsächlich steht der mehr oder weniger klandestine Aufbau des Kompetenzzentrums durch Bundesgelder rechtlich auf eher wackligen Füssen. Er stützt sich einerseits auf das Epidemiegesetz vom 18. 12. 1970 und anderseits auf das Nationale HIV/Aids-Programm 2004–2008. Darin heisst es: «Alle Volks-, Berufs- und Mittelschulen der Schweiz haben die HIV-Prävention verbindlich und stufengerecht in ihr Curriculum integriert.» Daraus leitet das BAG die im Vertrag mit der PHZ festgehaltene Forderung ab, Sexualerziehung müsse «flächendeckend implementiert» und in den Lehrplänen sämtlicher Landesteile «verankert» werden. Wenn nötig auch über die Kantone hinweg.

So umstritten die Rechtsgrundlagen sein mögen – dass die Initialzündung für die umfassende Sexualerziehung auf allen Stufen aus dem BAG kommt, ist kein Zufall. Institu- tionell wie personell bestehen engste Ver- bin­dungen. Die Wurzeln der exzessiven Sexualpäd­agogik von heute liegen in der Anti-Aids-Kampagne und reichen in die achtziger Jahre zurück.

Die Entwicklung lässt sich an einer Person festmachen: an BAG-Sektionschef Roger Staub. Er ist das Mastermind und der eigent­liche Architekt des Schweizer Sexualerziehungsprogramms. Staub wurde in der schwulen ­Anti-Aids-Bewegung gross. Der Kampf gegen das HI-Virus ist sein Lebensthema. Das Online-Lexikon Schwulengeschichte.ch verzeichnet nicht weniger als 31 Einträge zu ihm. Staub betätigte sich in der Homosexuellen Arbeitsgruppe Zürich (HAZ), gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Zürcher und der Schweizer Aids-Hilfe (AHS), wurde hauptberuflicher Aids-Delegierter des Kantons Zürich und schliesslich Chef der Sektion Aids im Bundesamt für Gesundheit. Zudem gründete er die Firma Hot Rubber Company mit, die «Kondome für den schwulen Mann» produziert («ohne das läppische Reservoir, in angenehmer Farbe, ohne nackte Frau auf der Verpackung»). Bis heute präsidiert Staub den Verein Gütesiegel für Präservative.

In Schwulenzeitschriften wie Cruiser oder Anderschume/Kontiki entfaltete Staub eine beeindruckende publizistische Präsenz. «Vom Bund kommt langsam Geld, aber noch nicht genug», schrieb er in einem Artikel des Jahres 1985. Sechsundzwanzig Jahre später und nach einem konsequenten Marsch durch die In­stitutionen sitzt Staub selber an der Quelle: ­ Er verteilt die Millionenbeiträge an das Sexualpädagogik-Zen­trum in Luzern sowie an weitere Institutionen.

Das alles hat seine Logik. Staub und seine Mitstreiter sind überzeugt, dass eine wirkungsvolle Aids-Vorsorge nur im Rahmen ­einer umfassenden und flächendeckenden Sexualerziehung stattfinden könne. Aus der vornehmlich schwulen Anti-Aids-Optik ist die Aufklärung an den Schulen lediglich Mittel zum Zweck: Ursprung und Ziel ist der Kampf gegen das Virus. Dass bereits Kindergärtler in die Technik des Kondomgebrauchs eingeweiht werden: Wen wundert’s?

3 — Stiftung Planes. Eine Art welsches Pendant zum Luzerner Kompetenzzentrum ist die in Lausanne beheimatete Schweizerische Stiftung für sexuelle und reproduktive Gesundheit (Planes). Auch sie erhält von Roger Staubs BAG Geld, viel Geld: 325 000 Franken für ein Jahr. Die «Mission» der Stiftung, heisst es in der Subventionsverfügung des BAG, decke sich «mit den Zielen des neuen NPHS» (Nationales Programm HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen). Worin diese Mission hauptsächlich besteht, wird schnell klar: Es gehe darum, «national und kantonal für sexuelle Bildung [zu] lobbyieren», heisst es wörtlich in der Verfügung, die der Weltwoche vorliegt.

Planes ist aber auch international verknüpft. Die Stiftung ist der Schweizer Ableger der International Planned Parenthood Federation (IPPF), einer der weltgrössten NGOs, die sich für «sexuelle Rechte» einsetzt, besonders die sexuellen Rechte von «marginalisierten Gruppen wie junge Menschen, Transgender-Personen, Sexarbeiterinnen, Männer, die mit Männern Sex haben, schwule, lesbische und bisexuelle Menschen» etc.

Erwartungsgemäss stellte sich Planes gegen die am Dienstag eingereichte Petition. Diese werde von «rechtskonservativen Parteien und ultrakonservativen religiösen Gruppen» getragen, liess die Stiftung verlauten. Offensichtlich erfüllen die Subventionszahlen des BAG ihren Zweck.

4 — Lehrer und Erziehungsdirektoren. Wie eng die Maschen des Aufklärungsnetzwerks gestrickt sind, zeigt ein Blick auf den Beirat des Luzerner Kompetenzzentrums, so etwas wie der institutionalisierte Think-Tank der Sexerziehungs-Lobby. Dort sitzen Vertreter aller verantwortlichen Parteien: der pädagogischen Hochschulen, des Lehrerdachverbands, des Bundesamtes für Gesundheit, der Stiftung Planes sowie der Lesben- und Schwulen-Organisationen (LOS, Pink Cross).

Unter dem Druck der Bevölkerung – jüngster Höhepunkt war die Einreichung der Anti-Sexualisierungs-Petition am Dienstag – krebsen die Verantwortlichen zurück. Die Chefin des Lehrplan-21-Projekts, die Zürcher Bildungsdirektorin Regine Aeppli (SP), bestritt kürzlich jeden Zusammenhang zwischen dem Kompetenzzentrum in Luzern und der Erziehungsdirektorenkonferenz.

Ein Blick auf die Organigramme belegt das Gegenteil, Aepplis Distanzierungsversuch erweist sich als durchsichtiges Manöver. Man nimmt gegenseitig Einsitz in Arbeitsgruppen und Beiräten, und vor allem: Die Umsetzung der ehrgeizigen sexualkundlichen Ziele in sämtlichen neuen Lehrplänen der Schweiz gehören zu den Vertraglich festgeschriebenen Aufträgen des Luzerner Zentrums. Dessen Leiter Titus Bürgisser hat gemäss einem Bericht der NZZ denn auch pfannenfertige «konkrete Empfehlungen» für die künftige Ausgestaltung der Sexualerziehung in der Schublade.

Wie Aeppli geht aber auch Bürgisser aus polittaktischen Gründen in Deckung. Wegen der «angeheizten Diskussion» sei es nicht möglich, das «interne Papier» publik zu ­machen. Auf Nachfrage der Weltwoche bleibt Bürgisser auf Tauchstation: «Unsere entsprechenden Überlegungen richten sich an Fachpersonen der Lehrerinnen- und Lehrerbildung», sagt er.

Die unheimlichen Pädagogen flüchten sich in die Heimlichkeit. Im Hintergrund verfolgen sie weiter ihre Ziele.

Verteiler: Die Weltwoche

 

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