Freitag, April 19, 2024
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Rätselhafte »Antarktis-Signale«

Seit Jahren rätseln Polarforscher über ein merkwürdiges Signal in ihren Wetterdaten aus der Antarktis. Nun könnte die Ursache gefunden worden sein.

Seit 2011 registrieren Polarforscher auf der US-amerikanischen McMurdo-Station in der Antarktis merkwürdige Wellen in der Atmosphäre. Die Schwingungen halten stundenlang an und treten in höheren Bereichen der Atmosphäre auf.

Dieses Verhalten fasziniert die Wissenschaftler, denn atmosphärische Wellen können zwar überall auf der Erde entstehen, doch treten sie sonst nicht derart regelmäßig und ausdauernd auf. Oleg Godin und Nikolay Zabotin von der Naval Postgraduate School in Monterey präsentieren im „Journal of Geophysical Research: Space Physics“ eine mögliche Ursache dieser Erscheinung (Antarktis: Mysteriöses Objekt auf Google-Earth entdeckt (Videos)).

Das riesige Ross-Schelfeis – doppelt so groß wie Spanien – scheint die Wellen auszulösen. Die riesige Eisfläche auf dem Meer zwischen dem Mary Byrd und dem Victoria Land bewegt sich permanent, weil Wind und Wellen daran arbeiten.

Dadurch bricht das Eis immer wieder und reibt sich aneinander, was kaum wahrnehmbare Schwingungen erzeugt.

Diese Vibrationen konnten die beiden Forscher zwar nicht direkt vom Eis bis in die Atmosphäre nachverfolgen.

Modellierungen zeigten jedoch, dass die dauernden Brüche, die Brandung und die sonstige Arbeit des Eises die Luft zum Zittern bringen. Die entstehenden Resonanzen pflanzen sich durch die Luft fort und enden schließlich in den beobachteten langperiodischen atmosphärischen Wellen, die drei bis zehn Stunden andauern können.

Verstärkt werden sie durch den tiefen Luftdruck, der in den höheren Atmosphärenschichten der Antarktis herrscht. Dieser Effekt sorgt dafür, dass das Phänomen mit Hilfe von Radardaten erfasst werden kann (Die Pyramiden der Antarktis: Vergangene Zivilisationen am Südpol? (Videos)).

Die Erkenntnis von Oleg Godin und Nikolay Zabotin könnte dazu genutzt werden, um das Ross-Schelfeis zusätzlich zu überwachen.

Nach Ansicht der beiden Forscher könnte damit das Rätsel der antarkischen Riesenwellen gelöst sein: „Selbst unser stark vereinfachtes Modell erklärt schon sehr gut die wichtigsten Merkmale der beobachteten Wellen“, sagt Godin. „Das ist schon deutlich mehr als nur eine Hypothese.“

  

Sollte sich dies bestätigten, dann wären die atmosphärischen Wellen sogar doppelt interessant. Denn aus ihren Schwingungen ließen sich möglicherweise wertvolle Informationen über den Zustand des Schelfeises ziehen.

Die mittels Lidar relativ gut zu messenden Luftschwingungen könnten dann beispielsweise Auskunft darüber geben, wie stark das Eis unter Spannung steht oder wie stabil es ist.

Literatur:

Die Welt der Antarktis: Geheimnisse des südlichen Kontinents von David McGonigal

Die launische Sonne: Widerlegt Klimatheorien von Nigel Calder

Die Erde hat ein Leck: Und andere rätselhafte Phänomene unseres Planeten von Axel Bojanowski

Quellen: PublicDomain/spektrum.de/scinexx.de am 26.10.2016

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