Freitag, April 19, 2024
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Rekordverlust für deutsche Regierungsparteien bei der Bundestagswahl

Der steile Aufschwung der patriotischen „Alternative für Deutschland“ (AfD) bei der Bundestagswahl in Deutschland beschert der deutschen Politik eine historische Zeitenwende. Bundeskanzlerin Angela Merkel kann zwar voraussichtlich vier weitere Jahre regieren – aber nur mit dem größten Verlust in der Geschichte ihrer Union und möglicherweise dem Wagnis einer Jamaika-Koalition mit FDP und Grünen.

Die CDU/CSU ging trotz massiver Verluste als stärkste Kraft aus der deutschen Bundestagswahl hervor. Nach dem vorläufigen Ergebnis des Bundeswahlleiters kam sie am Sonntag auf 33,0 Prozent und verlor damit 8,5 Punkte im Vergleich zu 2013. Die SPD fuhr mit 20,5 Prozent (minus 5,2 Punkte) ihr historisch schlechtestes Ergebnis bei einer Bundestagswahl ein. Der bisherige Koalitionspartner strebt in die Opposition.

AfD triumphiert

Die AfD triumphiert – erstmals seit 1961 sitzt nun eine patriotische Partei im Parlament. Als Profiteur der Schlappe der Großen Koalition wird sie mit 12,6 Prozent drittstärkste Kraft. Die CSU will weiteren AfD-Erfolgen nun mit einem konsequenteren Rechts-Kurs begegnen. Der FDP gelang mit 10,7 Prozent der Rückkehr in den Bundestag, aus dem sie 2013 geflogen war. Mit den ebenfalls vertretenen Grünen (8,9 Prozent) und Linken (9,2 Prozent) ergibt sich erstmals seit den 50er Jahren wieder ein Sechs-Fraktionen-Parlament.

Bundestag wächst

Die Sitzverteilung sieht nach Angaben des Bundeswahlleiters so aus: CDU/CSU: 246 Mandate, SPD: 153, AfD: 94, FDP: 80, Linke: 69, Grüne: 67. Die Wahlbeteiligung betrug 76,2 Prozent (2013: 71,5). Mit 709 Abgeordneten ist der Bundestag in der neuen Wahlperiode so groß wie nie zuvor. Bisher gehörten dem Parlament 630 Abgeordnete an. Den bislang größten Bundestag gab es 1994 mit 672 Abgeordneten. Ohne Überhang und Ausgleichsmandate hätte der Bundestag eigentlich nur 598 Sitze, je zur Hälfte Direkt- und Listenmandate.

Große Hürden für „Jamaika“

Freidemokraten und Grüne zeigten sich prinzipiell gesprächsbereit über die Chancen eines im Bund noch nie erprobten schwarz-gelb-grünen Dreierbündnisses, sahen dafür aber große Hürden. Eine rechnerisch mögliche Fortsetzung der Großen Koalition schloss die SPD aus. „Es ist völlig klar, dass der Wählerauftrag an uns der der Opposition ist“, sagte Merkels Herausforderer, SPD-Chef Martin Schulz. Er will Parteivorsitzender bleiben und strebt nicht den Fraktionsvorsitz an.

 

Hoher Druck

Auch angesichts dieser Schwierigkeiten appellierte die Union an die SPD, sich Gesprächen nicht zu verweigern. Der Einigungsdruck ist groß, denn von einer Neuwahl könnte die AfD noch stärker profitieren. Dass es vor der Wahl in Niedersachsen am 15. Oktober konkret wird, gilt als unwahrscheinlich.

Schulz beschuldigt Merkel für AfD-Aufstieg

Der Erfolg der AfD reiht sich ein in den seit Jahren zu beobachtenden Aufschwung von patriotischen Parteien in Europa. Merkel sagte, die Union wolle die Wähler der AfD zurückgewinnen „durch Lösung von Problemen, durch Aufnehmen ihrer Sorgen, auch ihrer Ängste zum Teil, aber eben vor allen Dingen durch gute Politik“. Schulz wies ihr eine „große Verantwortung“ für den Aufstieg der „Alternative“ zu: „Die systematische Verweigerung von Politik hat ein Vakuum entstehen lassen, das die AfD teilweise geschickt gefüllt hat.“

„Wir werden die Bundesregierung jagen“

AfD-Spitzenkandidat Alexander Gauland machte eine Kampfansage an die künftige Bundesregierung: „Sie kann sich warm anziehen. Wir werden sie jagen“, sagte er. „Wir werden uns unser Land und unser Volk zurückholen.“ Die AfD hatte es in der Endphase des Wahlkampfs immer wieder geschafft, mit provokanten Äußerungen Aufmerksamkeit zu erregen, etwa zur Migrationspolitik. Nach Expertenansicht war der Wahlkampf von Furcht geprägt. 70 Prozent der Befragten äußerten laut Infratest dimap die Angst, dass die Gesellschaft auseinanderdriftet, 60 Prozent, dass die Kriminalität zunimmt, 38 Prozent, dass zu „viele Fremde“ kommen. Merkel punktete der Forschungsgruppe Wahlen zufolge damit, dass sie Stabilität und Führungsstärke vermittelte.

Beitragsbild: APA

Quelle: http://info-direkt.eu/2017/09/25/rekordverlust-fuer-deutsche-regierungsparteien-bei-der-bundestagswahl/

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