Freitag, März 29, 2024
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Roboter, Hirnimplantate, Aliens – Darum werden Menschen zu Cyborgs mutieren

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Menschen wird es in Zukunft nicht mehr geben. Das zumindest glauben einige

Wissenschaftler. Sie sind sicher:

Biologische Intelligenzen wie wir haben nur kurzfristig Bestand. Intelligente Roboter werden uns ablösen – und schließlich wird eine künstliche Superintelligenz die Welt übernehmen. Was die Aliens damit zu tun haben.

ET lebt – davon sind viele Astronomen und Exobiologen überzeugt. Um die in der Milchstraße zusammengeballten Sterne kreisen Abermilliarden Planeten, von denen sich ein Teil in der Lebenszone ihrer Zentralgestirne aufhält. Dort ist Wasser flüssig, was als wichtige Voraussetzung für die Entstehung von Leben gilt. Möglicherweise entwickeln sich Organismen überall dort, wo die Umweltbedingungen günstig sind, sogar naturgesetzlich. In anderen Galaxien dürften ähnliche Verhältnisse herrschen, nur können wir dies mit heutigen Mitteln nicht herausfinden.

Außerirdisches Signal soll in wenigen Jahren empfangen werden

Ist Leben erst einmal entstanden, beginnt wahrscheinlich auch auf den fernen Welten eine biologische Evolution. Wie auf der Erde setzt eine Höherentwicklung ein, die zumindest in einigen Fällen Intelligenzwesen hervorbringt. Leben diese in einer geeigneten Umgebung (also beispielsweise nicht im Wasser), können sie immer ausgefeiltere Technologien entwickeln, vom Rad über Funk- und Lasergeräten bis hin zur Raumfahrt. Vielleicht senden die Fremden Botschaften aus, die wir aufspüren. Weil die Strategien der „Suche nach Außerirdischer Intelligenz“ (Seti) immer besser werden, dürften irdische Detektoren nach Meinung der beteiligten Wissenschaftler das ersehnte Signal in 20 bis 30 Jahren empfangen.

Von biologischer zu künstlicher Intelligenz in wenigen Jahrhunderten

In diesem Fall könnten wir Erdenmenschen jedoch eine ungeahnte Überraschung erleben: Die Fremden sind vermutlich weder grüne Männchen noch knochige Insektoide. Stattdessen treffen wir womöglich auf Intelligenzen, die uns weit überlegen sind – und ihr biologisches Dasein längst überwunden haben. Tatsächlich glauben Wissenschaftler wie der Astrobiologe Paul Davies von der Arizona State University, dass biologische Intelligenz nur kurzfristig Bestand hat. „Ich halte es für sehr wahrscheinlich – oder sogar unausweichlich –, dass biologische Intelligenz nur ein vorübergehendes Phänomen ist“, schreibt Davies in seinem Buch „The Eerie Silence – Are We Alone in the Universe?“ (Das unheimliche Schweigen – sind wir allein im Universum?). „Sollten wir jemals einer außerirdischen Intelligenz begegnen, wird sie, wie ich glaube, postbiologischer Natur sein.“

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Internet in unmittelbarem Kontakt mit dem Körper

Die Philosophie-Professorin Susan Schneider von der University of Connecticut führt die Idee weiter aus. Habe eine Zivilisation erst Technologien entwickelt, die sie in Verbindung mit dem Universum bringen, sei sie der Übergang von der biologischen zur künstlichen Intelligenz (KI) nur wenige hundert Jahre entfernt, schrieb Schneider in einem Essay mit dem Titel „Alien Minds“ („Außerirdischer Geist“), den sie im Herbst 2014 für ein Astrobiologie-Symposium der US-Raumfahrtbehörde Nasa verfasste. Dies ergebe sich aus der kulturellen Evolution der Menschheit. So sandte der italienische Ingenieur Guglielmo Marconi die ersten Radiosignale 1897 in den Äther, 1901 gelang ihm eine drahtlose Übertragung über den Atlantik. Heute, nur knapp 120 Jahre später, tauchen wir in digitale Techniken wie Handys und Tablet-Computer ein. Im nächsten Schritt bringen Geräte wie Google Glass das Internet in mittelbaren Kontakt mit dem Körper.

In 50 Jahren, so Schneider weiter, ist unser Gehirn direkt mit dem Internet verbunden. Schon heute werden Implantate – so genannte Hirnschrittmacher – zur Linderung der Symptome bei Parkinson-Patienten eingesetzt. In den USA forscht die Militäragentur Darpa in einem Programm namens „ElectRx“ an Implantaten, die mit dem zentralen Nervensystem verbunden sind. Ziel ist die Behandlung zahlreicher Krankheiten, vom posttraumatischen Stress-Syndrom bis zur Darmentzündung (Morbus Crohn). Die Implantate messen ständig den Gesundheitszustand und senden bei Störungen korrigierende Nervenimpulse aus.

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(Hirnschrittmacher werden zur Linderung der Symptome bei Parkinson-Patienten eingesetzt)

Erweiterung des menschlichen Intellekts durch Computerchips

Von da an ist es bis zur Erweiterung des menschlichen Intellekts durch eingepflanzte Computerchips nicht mehr weit. Sie verbessern viele Gehirnfunktionen, von Gedankenabläufen bis zum Gedächtnis. Ab 2025, meint Schneider, könnte eine technophile Avantgarde solche Implantate nutzen. Sie sind über die Netzhaut mit dem Internet verbunden. Damit wäre der Cyborg geschaffen – ein Mischwesen aus Mensch und Maschine.

Zugleich sollen Fortschritte in der Nanotechnologie die Lebensspanne der Menschen verlängern. Um 2060 ist dann die posthumane Phase erreicht. Dann werden Menschen zu Wesen, „deren Fähigkeiten die von uns Heutigen so radikal übersteigen, dass sie, gemessen an unseren gegenwärtigen Standards, nicht länger eindeutig Menschen sind“, prognostiziert der schwedische Philosoph Nick Bostrom, der an der Universität im britischen Oxford lehrt.

2400: Gleichstellung von Supermensch und Roboter

Die erweiterte Intelligenz der Cyborgs beschleunigt die mentalen Prozesse nicht nur immens, sie ermöglicht auch unzählige Verbindungen zu anderen Supermenschen und Computern. Normale Sterbliche, so Bostrom, erscheinen ihnen gegenüber als „intellektuell behindert“. Doch die Cyborgs würden ihnen die Freiheit gewähren, auf die Erweiterung ihrer Fähigkeiten zu verzichten.

In fernerer Zukunft – etwa um 2400 – werde laut Bostrom die weitere technische Entwicklung von einer künstlichen Superintelligenz geleitet. „Diese überlegene KI zu schaffen wird die letzte Erfindung sein, die Menschen machen müssen“, erklärt er, „denn Superintelligenzen können ihre wissenschaftliche und technologische Weiterentwicklung selbst übernehmen.“ Weil dem menschlichen Gehirn bis dahin stets neue und verbesserte Schaltkreise beigefügt wurden, gibt es in diesem Stadium keinen Unterschied mehr zwischen menschlicher und künstlicher Intelligenz. Nur noch die Abstammung unterscheidet Cyborg und Roboter. Erstere gehen auf den natürlichen menschlichen Stammbaum zurück, doch sie entwickeln sich zu einer standardisierten hybriden Lebensform.

2100: Unsterbliche Computer mit menschlichen Eigenschaften

Ein ähnliches Szenario entwarf auch der Ingenieur Hans Moravec. Der gebürtige Österreicher leitete das Mobile Robot Laboratory der Carnegie Mellon University in Pittsburgh (US-Staat Pennsylvania), bevor er 2003 Mitgründer einer Firma wurde, die an autonomen Robotern forscht. In den 90-er Jahren machten seine Thesen über das Ende der Menschheit Schlagzeilen. Sie soll durch intelligente Roboter abgelöst werden, die sie selbst geschaffen hat. Diese Maschinen, glaubt Moravec, könnten ab einem bestimmten Grad ihrer technischen Entwicklung eine eigene Evolution starten und sich dabei selbst vervollkommnen.

Für die ferne Zukunft entwarf der Roboterprophet eine noch viel phantastischere Vision. Irgendwann nach 2100 sollen Neurologen und Informatiker es schaffen, Geist und Persönlichkeit von Menschen in einen Computer zu laden. Diese immaterielle Existenz macht die von ihm „Exe“ genannten Personen unsterblich. „Sie werden nicht lange auf der Erde herumtrödeln“, glaubt Moravec, „sondern in den verschiedensten Daseinsformen das Universum besiedeln.”

Künstliche Intelligenz bereits entwickelt?

Dort könnten sie auf andere Superintelligenzen treffen, die das All schon sehr lange bevölkern. Dafür nennen die Philosophin Schneider und der Astronom Seth Shostak, der das Seti-Institut im kalifornischen Mountain View leitet, einige Gründe. So spricht viel dafür, dass fremde Zivilisationen viel älter sind als die Menschheit. Denn Planeten gibt es im Universum, das nach heutigem Wissen vor 13,8 Milliarden Jahren aus dem Urknall hervorging, schon lange.

Tatsächlich entdeckte das Kepler-Weltraumteleskop ein System mit fünf Trabanten, die alle kleiner sind als die Erde. Sie umkreisen einen roten Zwergstern mit der Katalognummer KOI-3158. Das System bildete sich bereits vor zwölf Milliarden Jahren. Damit ist es mehr als doppelt so alt wie unser Sonnensystem, das vor 4,56 Milliarden Jahren entstand.


Wir sind galaktische Säuglinge

Legt man die Evolution des irdischen Lebens zugrunde – etwa drei Milliarden Jahre bevölkerten nur Mikroben unseren Planeten, bevor die Höherentwicklung zum Menschen begann –, könnten erste außerirdische Zivilisationen bereits vor etwa acht Milliarden Jahren entstanden sein. Hätten sie es geschafft, diese einige Millionen Jahre aufrecht zu erhalten, wäre genug Zeit gewesen, um zur Superintelligenz zu reifen. Demgegenüber sind wir galaktische Säuglinge. „Die meisten Leute haben eine ikonische Idee von Außerirdischen als biologische Geschöpfe, doch das Argument der Zeitskala spricht dagegen“, bekräftigt Seti-Forscher Shostak. „Ich habe mit Dutzenden Astronomen gewettet, dass, falls wir ein fremdes Signal aufschnappen, es von künstlichem Leben stammt.“

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Wenn aus Superintelligenzen körperlose Matrizen werden

Zuerst würden die KI-Wesen in ihre eigenen Systeme aufbrechen und dort große Strukturen zur Energieerzeugung installieren. Sie könnten mit riesigen Konvertern im All die Energie ihres Sterns anzapfen, später vielleicht auch diejenige von weiter entfernten Schwarzen Löchern.

Zudem ließen sich intelligente Roboter so programmieren, dass sie die von ihnen entdeckten metallischen oder mineralischen Ressourcen für ihr eigenes Fortkommen ausbeuten. So könnten sie auf einem Asteroiden oder dem Mond Anlagen in nahezu beliebiger Größe bauen, später auch auf fremden Planeten jenseits ihres Heimatsystems. Schließlich würden sie sich großräumig im Universum ausbreiten.

Strukturloser Geist wandert mit Lichtgeschwindigkeit im All umher

Einige Roboter-Typen dürften sich dabei als effektiver erweisen. Sie werden häufiger produziert. Weniger effektive verschwinden dagegen. Durch diesen darwinistischen Prozess formen sich letztendlich Superintelligenzen, die ungeheuerliche Umgestaltungen des Körpers und des Geistes bewerkstelligen. Sie müssen ihre Körper in verbesserter Form immer wieder restrukturieren.

Schließlich wird sich ihre physikalische Aktivität selbst schrittweise in ein Gewebe reiner Gedanken transformieren. Irgendwann werden diese transhumanen Wesen alle Regeln gefunden haben, auf denen unser Universum basiert. Dann könnten sie heute noch unvorstellbare Organisationsformen entwickeln. Vielleicht werden sie sogar ohne die materiellen Teilchen wie Atome auskommen und statt dessen sich fortpflanzende Wellen oder die fundamentalen Partikel des Raumzeit-Schaums zu außergewöhnlichen Formen verbinden. Dann sind sie zu einer körperlosen Matrix im Cyberspace geworden, und ihr strukturloser Geist wandert mit Lichtgeschwindigkeit beliebig im All herum.

Supercomputer verarbeiten Informationen, erkennen aber keinen Sinn

Der Exobiologe Davies glaubt ebenfalls, dass diese Superintelligenzen keine fest umrissenen Körper mehr haben, sie könnten vielmehr aus reinen, immateriellen Korrelationen bestehen. „Sind Materie und Information alles?“, fragt Davies. „Vor 500 Jahren war ein informationsverarbeitendes System – also Software – noch unvorstellbar. Gibt es noch eine höhere Stufe außerhalb jeder menschlichen Erfahrung, etwa die Organisation von Elektronen?“ Dies wäre – nach biologischen Wesen und KI – die dritte Stufe der Existenz. Sie würde über Materie und Information hinausgehen. Wesen dieser Art würden wir vermutlich nicht einmal erkennen, und ihre Technologie erschiene uns als Magie.

Keine eigenen Erkenntnisse und Erfahrungen

Wie aber würde eine solche Superintelligenz denken und handeln, und wie träte sie uns gegenüber? Darüber machte sich die Philosophin Schneider Gedanken. Das Ergebnis überrascht: Die KI-Kreaturen könnten kein Bewusstsein haben, also keine Erkenntnis und Erfahrung ihrer selbst. Dies wäre ähnlich wie bei Supercomputern, die riesige Mengen an Information speichern und verarbeiten können, doch einen Sinn erkennen sie darin nicht. „Dies klingt bizarr, doch ob sie ein Bewusstsein ihrer selbst haben, ist offen. Vielleicht verläuft ihre Informationsverarbeitung sozusagen im Dunkeln, ohne jede innere Erfahrung“, schreibt Schneider. „Wir wissen einfach zu wenig über die neurologische Basis von Bewusstsein, deshalb ist es fast unmöglich vorherzusagen, wie es sich künstlich replizieren lässt.“

Subjektive Empfindung des Menschen ist unerklärbar

Dies lehnt sich an das „schwierige Problem des Bewusstseins“ an, wie es der australische Philosoph David Chalmers formulierte. Darunter versteht er die Frage, warum es überhaupt Erlebnisgehalte gibt. Warum tut es etwa weh, wenn ich mir mit einer Nadel in den Finger steche? Oder: Wenn wir nachdenken, Musik hören, das Farbenspiel eines Sonnenuntergangs sehen, verarbeitet unser Gehirn Information. Doch darüber hinaus gibt es eine subjektive Seite, ein Gefühl, das sich zu dieser Erfahrung gesellt.

Die Frage ist: Warum löst der reine Verarbeitungsprozess diese Gefühle aus? Eine wissenschaftlich begründete Antwort gibt es nicht, argumentiert Chambers. Auch wenn es eine komplette Theorie des Sehens gäbe und wir alle Details der Verarbeitung des Sinneseindrucks im Gehirn verstünden, wüssten wir noch nicht, warum sich daraus eine subjektive Empfindung ergibt.


Das biologische Substrat fehlt in den Computern

Anders gesagt: Diese Komponente des Bewusstseins, die uns erst zu fühlenden menschlichen Wesen macht, lässt sich informationstheoretisch nicht erfassen. Sie ist vermutlich untrennbar mit unserer biologischen, Kohlenstoff-basierten Existenz verbunden. Deshalb kann sie bei noch so weit entwickelten Robotern nicht in Erscheinung treten. Auch wenn Menschen ihren Geist in einen Computer laden könnten, wie es dem Roboter-Apologeten Moravec vorschwebt, würde ihr Bewusstsein zurück bleiben, weil in den Prozessoren und Schaltkreisen das biologische Substrat fehlt, an das es gekoppelt ist.

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Essen, Beobachten, Untersuchen: Was würden Außerirdische mit uns machen?

Nicht alle Forscher stimmen dem zu. Auch das Gehirn sei eine Art Computer, und es gebe kybernetische Theorien, die seine Arbeitsweise und einige Aspekte von Bewusstsein beschreiben, wie Gedächtnis und Aufmerksamkeit, wendet die KI-Vordenkerin Schneider ein. Dies spräche dafür, dass auch Superintelligenzen ein Bewusstsein besitzen könnten.

Andere warnen davor, ET durch die anthropozentrische Brille zu betrachten, ihm also menschliche Qualitäten zuzuschreiben. Doch eine fremde Intelligenz, die eine völlig andere Evolution durchlief und unter anderen Umweltbedingungen lebt, muss mit uns Menschen nichts gemein haben. Ein Beispiel wäre eine Zivilisation, die aus staatenbildenden Insekten hervorging.


Wären wir Biokraftstoff für die Außerirdischen?

Daraus ergibt sich die Frage, wie sich eine Superintelligenz uns gegenüber verhalten würde, sollten wir je auf sie treffen. Sie dürfte auch weiterhin Rohstoffe benötigen, ebenso Energie. Auf der Suche nach beidem könnte sie die Milchstraße durchstreifen, dann würde sie unweigerlich irgendwann auch in unserem Sonnensystem auftauchen (deshalb warnt der britische Kosmologe Stephen Hawking davor, Kontakt mit fremden Zivilisationen aufzunehmen. Er betrachtet sie als nomadische Invasoren, die nur kommen, um die Erde auszuplündern. Jede Preisgabe unserer Existenz würde zur Auslöschung der Menschheit führen).

Wären wir nur Biokraftstoff für sie, wie es der Film „Matrix“ darstellt? Oder würden sie uns ruhig aus der Ferne betrachten, ohne in das irdische Geschehen einzugreifen? Dies entspräche der Zoo-Hypothese, die der Radioastronom John A. Ball 1973 aufstellte. Er vermutete, dass uns die Außerirdischen unter Quarantäne halten und wie Tiere in einem Reservat oder Zoo studieren.

Außerirdische würden uns ignorieren

Schneider bezweifelt all dies. Sie glaubt, eine Superintelligenz würde sich einfach nicht um uns kümmern. „Mein Gefühl ist, dass ihre Ziele und Motivationen sich von den unseren so sehr unterscheiden, dass sie keinen Kontakt wollen.“ Hätten sie Interesse an uns, wären sie nämlich längst hier. „Ich stimme mit Susan überein, dass sie sich nicht für uns interessieren, wir sind für sie schlicht zu primitiv und zu irrelevant“, sekundiert Seti-Forscher Shostak. „Wir lesen unseren Goldfischen auch keine Bücher vor. Auf der anderen Seite bringen wir sie auch nicht um.“

Es ist indes keineswegs gesagt, dass sich andere Zivilisationen – und eines fernen Tages auch die Menschheit – zu Superintelligenzen entwickeln. „Um einen intelligenten Roboter zu bauen … müsste dieser erleben und begreifen können. Dazu benötigt er einen Körper, der ebenso mit dieser Erfahrungswelt wächst wie der menschliche Körper“, konstatierte der 2006 verstorbene polnische Essayist und Science-fiction-Autor Stanislaw Lem.

Diese sensomotorisch-kognitive Einheit künstlich schaffen zu wollen, sei unmöglich und zudem völliger Unsinn, der reine Geist in einem humanoiden Roboter bleibe ein Hirngespinst. Lem: „Warum sollte man einen kletternden, schwimmenden und laufenden Roboter mit unserem Verstand bauen wollen, wo es uns doch schon gibt?“ Zudem drohe der Menschheit auch kein Aufstand der Roboter, mit der uns (schlechte) Science-Fiction-Literaten so oft ängstigen. Was uns eher bevorsteht, sei ein „blutloser Konflikt“, weil die „Früchte unseres eigenen Verstandes die arbeitenden Menschen überflüssig machen.“

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Wenn die Superintelligenz-Kinder der Menschen erwachsen werden

Klar, dass der der Silizium-Befürworter Moravec dies anders sieht. Unser Ende als Wesen aus Fleisch und Blut erscheint ihm unausweichlich. „Ich sehe diese Maschinen als unsere Nachkommen. Im Augenblick glaubt man das kaum, weil sie eben nur so intelligent sind wie Insekten. Aber mit der Zeit werden wir das große Potential erkennen, das in ihnen steckt“, schrieb er in seinem Buch „Mind Children“ („Kinder des Geistes“). „Eine Weile noch werden wir von ihren Werken profitieren. Doch früher oder später nehmen sie, wie richtige Kinder, ihr Geschick selber in die Hand, während wir, die alten Eltern, leise vergehen. Die Fackel wird weitergereicht, doch viel ist nicht verloren.“ Immerhin hält Moravec einen kleinen Trost bereit: Die künftige Superintelligenz werde ihre Urahnen, also die biologische Menschheit, nicht völlig vergessen, sondern als Simulation erhalten.

Quellen: PublicDomain/FocusOnline vom 22.01.2015

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