Freitag, März 29, 2024
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Russland und Türkei vertiefen Handelsbeziehungen

Putin & Erdoğan // Foto: www.kremlin.ru // Lizenz: CC-BY-3.0

Die Bereitschaft Ankaras, eine Freihandelszone mit Russland abzuschließen, wäre nicht nur ein Zeichen an die westliche Welt, dass die Türkei einen selbstbestimmten und von nie zuvor da gewesenem Wirtschaftspragmatismus bestimmten Weg einschlägt. Sie könnte zudem die Präsenz der Türkei in der Region erheblich

erhöhen und die Beziehungen zu Russland auf eine neue strategische Ebene bringen.

Russland steht seit Beginn der Ukraine-Krise im letzten Jahr unter Druck. Westliche Staaten, allen voran die

USA und die Europäische Union, verwickelten Russland in einen Handelskrieg, das infolge nationalistischer Ausschreitungen in Kiew und eines eindeutig ausgegangenen Referendums die Krim-Halbinsel wieder in den eigenen Staatenverbund aufnahm. Die Belastung der russischen Wirtschaft führte zwangsläufig dazu, dass ein Gros der Ex-Sowjetrepubliken an Russlands Grenzen, die noch immer eng mit ihrem großen Nachbarn verflochten sind, ebenfalls Einbußen hinnehmen mussten. Aus dieser Perspektive wird für viele Staaten der Region ein Freihandelsabkommen immer interessanter, garantiert dieses doch ein ökonomisches Näherrücken und das Überbrücken etwaiger Einbußen.

Ein Freihandelsabkommen zwischen der Türkei und Russland, zwei der dynamischsten Volkswirtschaften am Rande Europas, soll nun, während Brüssel und Washington über das Transatlantische Freihandelsabkommen (TTIP) verhandeln, ein neues Kapitel in den bilateralen Beziehungen beider Staaten eröffnen. Inhaltlich geht es darum, Handelshemmnisse abzubauen, eine intensive Vernetzung des bilateralen Handels zu schaffen, ein Abkommen zur Zusammenarbeit in den Bereichen Banking und Investitionen abzuschließen sowie die jeweiligen Landeswährungen – an Stelle des US-Dollar – im gegenseitigen Handel zu nutzen.

Russland ist der zweitgrößte Handelspartner der Türkei, während die Türkei wiederum für Moskau, gemessen am Handelsvolumen, der achtwichtigste ausländische Wirtschaftspartner ist. Trotz der florierenden Beziehungen wollen beide Länder ihre zwischenstaatlichen Handelsbeziehungen bis 2020 von 33 Milliarden US-Dollar auf 100 Milliarden ausbauen.

Tatsächlich könnte die Rolle der Türkei für die 

russische Wirtschaft wegen anhaltender Sanktionen aus dem Westen größer werden. Diese erschweren es Russland, ausgewählte Produkte aus Europa oder den USA zu importieren.

Daraufhin verhängte Russland in Reaktion auf Sanktionen des Westens seinerseits ein Lebensmittelembargo. In die Bresche des entstandenen Versorgungsvakuums sind mittlerweile auch türkische Unternehmen gesprungen. Die Türkei könnte zum wichtigen Bindeglied zwischen westlichen Standards und Angeboten sowie der anhaltend großen Nachfrage für ausländische Produkte in Russland werden.

Obgleich die Türkei Mitglied im transatlantischen Militärbündnis NATO und ein potenzieller EU-Kandidat ist, strebt sie danach, ihre Beziehungen zum großen nördlichen Nachbarn – anders als zahlreiche EU-Staaten – kontinuierlich auszubauen.Russlands Handelsvertreter zu Ankara, Taufik Melikow, räumte unterdessen ein, dass sich die Versorgung Russlands mit türkischen Fleischprodukten seit August 2014 versechsfachte. Darüber hinaus verhandelte Melikow im Zeitraum von August bis Dezember 2014 mit türkischen Offiziellen über den Abschluss von nicht weniger 

als sieben Lebensmittelabkommen.

Die Entscheidung Russlands, mit der türkischen Wirtschaft enger zu kooperieren, ist für die Wirtschaft Anatoliens auch deshalb eine Wohltat, als der Türkei infolge des syrischen und nun auch des irakischen Bürgerkrieges wichtige Exportmärkte wegbrachen. Zudem erholt sich Europa, der wichtigste Exportmarkt für türkische Produkte, nur sehr schleppend.

In diesem Kontext könnte auch die Debatte über die Mitgliedschaft bei der Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ), die sich aus China, Russland, Kasachstan, Usbekistan, Kirgistan und Tadschikistan zusammensetzt, wieder zurück auf die Agenda der AKP-geführten Regierung in Ankara kommen.

In der Vergangenheit dachte der seinerzeit als Premierminister amtierende Präsident Recep Tayyip Erdoğan darüber nach, der EU, die den türkischen Antrag auf Mitgliedschaft seit Jahrzehnten vernachlässigt, zu Gunsten der SOZ den Rücken zu zukehren. Seit 2012 ist die Türkei offizieller „Dialog-Partner“ der Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit.

Verteiler: Neopresse

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