Freitag, März 29, 2024
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Russland vs. USA: „Geopolitische Falle für Deutschland“

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Warum kappt Angela Merkel die Kooperation mit Russland zugunsten der besseren

Beziehungen mit den USA? Nach Ansicht eines russischen Auslandsexperten

gibt es sowohl wirtschaftliche als auch politische Motive dafür. Berlin braucht nicht nur den US-Markt, sondern auch Washingtons Rückendeckung in Europa. Doch dieses Kalkül hat seine wunden Punkte.

Der Politik-Experte und Journalist Armen Oganesjan schreibt in einem Kommentar für die Agentur Ria Novosti: „Die besonderen Beziehungen mit Russland waren seit 25 Jahren ein politischer und wirtschaftlicher Bonus für Deutschland. Dessen Einfluss stieg dadurch weltweit und erst recht in Europa. Die Ost-Politik ermöglichte den Deutschen eine strategische Tiefe, um sich dem Druck jener Konkurrenten und ‚Freunde‘ entgegenzusetzen, die beiderseits des Atlantiks den deutschen Aufstieg eifersüchtig beobachteten.“

Vor diesem Hintergrund brauchte Berlin laut Oganesjan etwas, um für den Bruch mit Moskau entschädigt zu werden. Der Experte argumentiert, die USA seien der größte Absatzmarkt deutscher Waren und Dienstleistungen außerhalb der EU. Im Jahr 2010 habe das Volumen der deutschen Investitionen in die US-Wirtschaft beispielsweise 213 Milliarden Dollar betragen – und die deutschen Investitionen in Russland hätten sich im Jahr 2013 nur auf 21 Milliarden Dollar belaufen. Deutschlands positive Handelsbilanz gegenüber Amerika und Großbritannien habe in manchen Jahren nahezu 20 Prozent erreicht. Dies könne die deutschen Verluste am russischen Markt kurz- und mittelfristig problemlos wettmachen.

Doch mit den langfristigen politischen Motiven sei alles nicht so eindeutig. Deutschlands wirtschaftlicher Aufstieg beunruhige die USA, denn er mache die EU als alternatives Machtzentrum stärker, hieß es.

Oganesjan erläutert: „Für die USA muss Europa eine Aushilfe und ein verlässlicher Verbündeter bleiben, darf aber keineswegs ein Konkurrent sein. Washington will den europäischen Einfluss auf die Wirtschaft und die globalen Verwaltungsprozesse immer kontrollieren. Dies setzt eine garantierte Überlegenheit der USA gegenüber der EU voraus – sowohl wirtschaftlich als auch militärpolitisch.“

Nach Ansicht von Oganesjan befürchten die deutschen Politiker, dass die USA bei Bedarf eine „Obstruktion“ Berlins organisieren könnten, und zwar mit Hilfe Londons und der neuen EU-Länder: „Es gibt ja genug Gründe für eine Unzufriedenheit innerhalb der EU – beispielsweise die allzu offensichtliche Dominanz deutscher Waren am EU-Binnenmarkt.“

Der Experte schreibt weiter: „Seit Jahrzenten ist Deutschland seinen Weg zur Spitzenposition in Europa gegangen, buchstäblich ‚durch das Raue zu den Sternen‘. Dazu zählten die schwierige Versöhnung mit dem historischen Feind Frankreich und mit anderen Anrainern, das deutsche Wirtschaftswunder, die tragische Spaltung und die ersehnte Wiedervereinigung des Landes. Als Entschädigung für Berlins Kurswende könnten sich nun im Sinne der Realpolitik Garantien für diese mühsam erreichte Spitzenrolle in Europa erweisen.“

Washington erreiche dabei seine Ziele: „Die USA erreichen eine ‚Scheidung‘ Berlins und Moskaus, um Russland zu schwächen. Die Amerikaner gehen kein besonders Risiko ein, wenn sie sich verpflichten, die deutsche Führungsrolle in Europa taktisch zu unterstützen. Denn diese Führungsrolle wird ständig durch die Aufseher kontrolliert, und zwar durch London sowie jene osteuropäischen und baltischen Staaten, die gegenüber Amerika superloyal sind.“

Es gehe um eine Art „geopolitische Falle für Deutschland“. Die von Angela Merkel getroffene Wahl habe viele Engpässe. Der wichtigste davon sei die Unberechenbarkeit der künftigen Ereignisse in Europa in verschiedenen Bereichen – wie etwa Wirtschaftswachstum, ethnische Spannungen, die Ukraine-Krise, Folgen der zunehmenden Konfrontation mit Russland, aber auch eine mögliche Schwächung der globalen Rolle der USA. „Als Staat und europäischer Spitzenreiter sieht Deutschland derzeit keine weiten hellen Horizonte vor sich, sondern ein vernebeltes graues Gebiet der Unberechenbarkeit“, schlussfolgert Oganesjan.

Quelle: de.sputniknews.com vom 29.01.2015

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