Donnerstag, April 18, 2024
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„Schatzgräber“: Geheime Wetterstation aus Arktis unterwegs aufs Festland (Videos)

Russische Forscher haben neue Überreste der Wetterstation „Schatzgräber“ auf der Insel Alexandraland im Archipel Franz-Josef-Land gefunden, wie russische Medien berichteten.

Die geheime Station auf Alexandraland war demnach offenbar ab September 1943 bis Juli 1944 betrieben worden. In der Zeit konnten die Meteorologen aus dem Dritten Reich rund 700 Wetterberichte zusammenstellen.

Die Station war mit der damals neusten Technik ausgestattet. Nachschub erhielten sie per U-Boot oder Fallschirmabwurf.

Die Wetterbeobachtungen und –messungen sollen darauf abgezielt haben, Schläge auf zentrale Gegenden der UdSSR aufzuführen oder Waffenlieferungen aus dem Westen an die Sowjetunion über die Barentssee zu unterbinden.

Die Mission der „Schatzgräber“ musste dann jedoch wegen eines bizarren Vorfalls unterbrochen werden: Das Team hatte, wie die Forscher heute wissen, Bärenfleisch falsch zubereitet und war dadurch an einer parasitären Infektionskrankheit erkrankt.

Es sei die Hektik gewesen, in der die Expeditionsteilnehmer von der Insel evakuiert worden waren, die es später ermöglichte, viele Objekte noch ausfindig zu machen.

Allerdings hatte die Station damals absichtlich vernichtet werden sollen, wovon die Zerstörungsspuren zeugen. Zuletzt war im Sommer 2016 eine Expedition zu der „Schatzgräber“ unternommen worden, aktuell werden diese neusten Funde für einen Abtransport nach Archangelsk vorbereitet. Es sei vorgeschlagen worden, die Station als historisches Denkmal aufzubereiten und zu erhalten.

Video:

Details der Entdeckung im Interview

Die geheime Anlage mit dem exotischen Namen „Schatzgräber“ entstand auf Alexandraland, der westlichsten Insel von Franz-Josef-Land. Der wissenschaftliche Leiter der Expedition, Jewgenij Jermolow, sprach im Sputnik-Interview über den Fund und die mythenumwobene Geheimanlage.

 

Was wusste man vor dem Fund über die Wetterstation?

Für die Historiker war es kein Geheimnis, dass die Station existierte, obwohl es nur wenige Quellen gab, die dies belegen. Da gibt es zum Beispiel die Notizen des deutschen Historikers Rodolf von Gorbatti: Er hat auf der Wetterstation gearbeitet und einige Aufzeichnungen gemacht sowie den Aufbau der Station skizziert.

„Schatzgräber“ ist eine große, komplexe Anlage: Neben dem Wohnhaus der Meteorologen gab es noch Befestigungs- und Verteidigungsanlagen. Über die ganze Insel waren Vorratslager verteilt – ein System sogenannter unauffindbarer Lager, für den Fall, dass man das Stammlager hätte verlassen müssen. Es gab auch einen Flugplatz, von dem aus die Forscher im Juli 1944 ausgeflogen wurden. Nur ein Jahr lang haben sie auf der Insel gearbeitet. Diesen Ort haben wir bei unserer Expedition entdeckt.

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Wozu brauchte man die Station?

Die Deutschen sammelten Wetterdaten. Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges kam ja der internationale Austausch von Wetterdaten zum Erliegen. Natürlich gab es Wetterstationen auch auf deutschem Territorium, doch war das nur ein kleines Segment, langfristige Prognosen waren damit unmöglich. Dafür brauchte man ein weites Netz von Wetterstationen – besonders in der Arktis, die ja nicht umsonst „die Wetterküche“ heißt. Die UdSSR stellte Hitler-Deutschland selbstverständlich keine solchen Daten bereit (Internationale Allianz mit Hitler – Teil 4: Die Sowjet-Connection (Video)).

Als der Krieg auch in die Arktis vorstieß, als die ersten Schiffkonvois der Alliierten auf dem Nordmeer fuhren, stationierten die Deutschen ein Netz von Wetterstationen auf den Inselgruppen des Arktischen Ozeans: Automatische Stationen gab es auf Grönland, Spitzbergen, der Nowaja Semlja. Und auf dem Franz-Josef-Land bauten sie eben eine bemannte Station auf. Im September 1943 wurden zehn Meteorologen dorthin versetzt, die dann Wetterdaten sammelten und nach Deutschland schickten.

 

Warum mussten die Deutschen die Station verlassen?

Sie hatten Schwierigkeiten mit der Versorgung. Als sie anlandeten, war das Wetter mies, und ein Teil ihrer Vorräte ist im Meer versunken. Den ganzen Winter lang mussten sie sich von Konserven ernähren. Im Frühjahr haben sie dann einen Eisbären erlegt. Aber wahrscheinlich haben sie sein Fleisch zu schlecht zubereitet.

Es gibt die Gefahr einer Trichinellose, einer Rohfleischvergiftung: Wenn man das Bärenfleisch nicht lang genug kocht, bleiben darin Bakterien erhalten, die zu Vergiftung und starken Schmerzen führen können. Die Meteorologen haben sich angesteckt und mussten eilends ausgeflogen werden. Es gab den Versuch, ein anderes Forscherteam dorthin zu bringen, aber das deutsche U-Boot hat es nicht durch die Eisdecke auf dem Wasser geschafft.

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Was haben Sie dort gefunden?

In den Fünfzigerjahren wurde die Wetterstation als Zeugnis deutscher Besatzung zerstört – auch die Häuser. Aber viele Gebrauchsgegenstände blieben erhalten, Teile von Ausrüstung, Messgeräte, Kerosinkanister. Es gab viele Überreste von Kleidung – sowohl der Wehrmacht als auch der Kriegsmarine: wasserdichte Jacken, Stiefel von U-Boot-Fahrern.

Bei unserer diesjährigen Suche haben wir uns auf Gegenstände mit Symbolen konzentriert. Also auf Sachen, die direkt auf die Zugehörigkeit der Station zu Nazi-Deutschland hinweisen. Es gibt viele Gegenstände mit entsprechender Symbolik und auch Sachen, die mit den Jahren 1941, 1942, 1943 datiert sind. Es gibt sogar Überreste von Handgranaten und Springminen.

Warum hieß die Station „Schatzgräber“?

Das ist nur ein Codename, einen Zusammenhang zu irgendeinem Schatz gibt es nicht. 1942 beispielsweise gab es eine Operation namens „Wunderland“, als die Wehrmacht die Seehäfen von Archangelsk und Murmansk bombardierte, um den Alliiertenkonvois die Zufahrtswege zu blockieren.

 

Mythen um die Wetterstation Die Wehrmachtsthematik, besonders die Geheimoperationen in der Polarregion, stoßen ja auf großes Interesse. Die Station auf Alexandraland ist auch von Mythen umwoben. Man sagt beispielsweise, es gebe eine geheime Unterwassergrotte, wo deutsche U-Boote repariert wurden, einen ganzen U-Boot-Stützpunkt. Und sogar geheime Bunker, wo sich Hitler und Bormann bis heute verstecken.

Fazit

Es gibt nur wenige historische Quellen, aber es gibt sie. Es gibt direkte Berichte von Zeitzeugen. Das, was wir gefunden haben, haben wir mit diesen Quellen verglichen: Wir haben eine gänzliche Übereinstimmung historischer Fakten. Jetzt können wir wohl die historische Authentizität für uns beanspruchen.

Literatur:

Die Angst der Amerikaner vor der deutschen Atombombe: Neue Informationen und Dokumente zum größten Geheimnis des Dritten Reiches von Edgar Mayer

Verschollene Schätze im Salzkammergut: Die Suche nach dem NAZI-GOLD von Gerhard Zauner

Nazi Geheimnisse: Ein okkulter Bruch im Gewebe der Geschichte von Frank Lost

Bunker aus dem Kalten Krieg: Wie Westdeutschland den 3. Weltkrieg überleben wolltevon Christoph Lubbe

Video:

Quellen: PublicDomain/sputniknews.com am 19.10.2016

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