Dienstag, April 23, 2024
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Schlechte Nachrichten für die USA: Atompakt zwischen Nord- und Südkorea?

Die Olympischen Winterspiele im südkoreanischen Pyeongchang haben zu aktiven gegenseitigen Schritten zwischen Seoul und Pjöngjang geführt. Aus Nordkorea reisten nicht nur Sportler in den Süden, um ein vereinigtes koreanisches Olympia-Team zu bilden.

Den Zusammenschluss von Mannschaften gab es auch früher (2000 in Sydney, 2004 in Athen und 2006 in Turin). Doch dass höchste Vertreter der nordkoreanischen Behörden nach Südkorea kommen, darunter die Schwester von Kim Jong-un, Kim Yo Jong, Mitglied des Politbüros, und der Vorsitzende des Präsidiums der höchsten Versammlung des Landes, Kim Yŏng-nam – das ist natürlich eine überraschende Nachricht.

Der Besuch der Nordkoreaner war geprägt von öffentlicher Freundlichkeit. Kim Yo Jong wandte sich an den südkoreanischen Präsidenten:

„Ich würde Sie gerne in der nächsten Zeit in Pjöngjang sehen. Wenn Sie den Vorsitzenden Kim Jong-un treffen und Meinungen zu verschiedenen Themen austauschen, können sich die Beziehungen zwischen Nord und Süd so schnell verbessern, dass die vergangenen Tage als ferne Vergangenheit erscheinen werden.“

Man kann sich daran erinnern, wie nordkoreanische Beamte (der offizielle Posten von Kim Yo Jong lautet übrigens stellvertretende Leiterin der Abteilung für Propaganda und Agitation des Zentralkomitees) Politiker aus Seoul unter Kim Il-sung und Kim Jong-il nannten. „Marionetten aus dem Süden“ – das war wohl die freundlichste Bezeichnung. Der Kontrast beeindruckt.

Der Botschafter Südkoreas in Moskau, Woo Yoon-keun, sagte dazu: „Die Teilnahme Nordkoreas an den Spielen ist natürlich von großer Bedeutung, weil das die Verbesserung der Beziehungen zwischen Süd und Nord fördern und den Beginn einer friedlichen Lösung des Problems Nordkoreas bedeuten kann. Die Regierung der Republik Korea geht vom Prinzip der Notwendigkeit des Dialogs zwischen Süd und Nord aus. Beim Zusammenwirken mit den benachbarten Ländern, darunter mit Russland, wird es alle Anstrengungen zur Wiederherstellung der Beziehungen zwischen Süd und Nord und zur atomaren Abrüstung Nordkoreas unternehmen. Beim Treffen des Beschlusses, an den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang teilzunehmen, enthielt sich Nordkorea der Raketenstarts und unterstützte die Idee des zwischenkoreanischen Dialogs. Diese Position ist ein gutes Zeichen.“

Südkoreas Präsident äußerte sich zurückhaltender: „Der Besuch kann in Zukunft erfolgen, wenn die notwendigen Bedingungen geschaffen werden.“ Doch vor dem Hintergrund der früheren unversöhnlichen Rhetorik ist auch das schon ein Fortschritt.

Die Spezifik des jetzigen Zeitpunkts besteht nicht nur darin, dass Sport ein geeigneter Vorwand für die gegenseitige Sondierung der zuvor unversöhnlichen Seiten ist. Es gibt sogar den Begriff „Ping-Pong-Diplomatie“. Die Spezifik besteht auch darin, dass Pjöngjang wohl zum ersten Mal den südlichen Brüdern etwas anzubieten hat.

Es handelt sich dabei um Atomwaffen und Trägermittel. Die Vereinigung des Wirtschaftspotentials des Südens mit dem Militärpotential des Nordens könnte Korea zu einer der primären Mächte machen und seine vollständige Souveränität gewährleisten. Nationalismus ist nicht nur für den Norden, sondern auch für den Süden typisch, weshalb ein solches Ziel interessant sein könnte. Natürlich ist diese Frage noch nicht aktuell, doch die Aussicht eines Großkoreas ist wohl für viele auch im Süden attraktiv.

Eine andere Sache ist, dass es bei der Bewegung in diese Richtung viele Probleme gibt, die größte davon ist die Angst. Die Angst aller Beteiligten.

Ein alter Alptraum Seouls ist gerade die schnelle Vereinigung der Heimat, wonach große Massen vom Norden in den Süden strömen würden. Der Anschluss der DDR nach dem Fall der Berliner Mauer im Herbst 1989, die auch ziemlich kostspielig und problematisch war, wird dann als Kinderwitz erscheinen.

Der Alptraum der Nordkoreaner ist der Verlust der Macht, wovon die Politiker Pjöngjangs nichts Gutes erwarten – es gibt wohl  schon viele Beispiele. Das Atomprogramm ist gerade ein Mittel zur Festigung der eigenen Lage. Verschiedene Konföderationsverbände mit Seoul lösen bei allen ihren Vorteilen Ängste in der nordkoreanischen Spitze aus  – was passiert, wenn sie betrogen werden?

Dazu kommen noch die Ängste anderer Mächte. Die USA haben wohl keine Illusionen über die Position Südkoreas zur „strahlenden Stadt am Hügel“.

Die jetzigen Verbündetenbeziehungen sin von rein pragmatischem Charakter, verbunden mit vielen ungelösten Fragen in den innenkoreanischen Beziehungen. Wenn es um eine Konföderation geht, wozu braucht man dann einen Verband mit den USA?

Die Amerikaner – davon zeugt der enttäuschte Gesichtsausdruck von Vizepräsident Mike Pence vor dem Hintergrund der öffentlichen Umarmungen der nördlichen und südlichen Politiker – verstehen: Wenn zwischen Katze und Hund plötzlich eine Freundschaft entflammt, heißt das, dass sie gegen den Koch gerichtet ist. Das erfreut sie wohl kaum.

Auch die nächsten Nachbarn Südkoreas werden sich nicht unbedingt erfreut, wenn an ihren Grenzen eine starke einheitliche Macht entsteht – zumal eine nukleare.

Der Weg der Verhandlungen ist nicht einfach. Eine andere Sache ist aber, dass es keinen anderen Weg zur Lösung der Probleme der Halbinsel gibt.

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