Donnerstag, April 25, 2024
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Smartphones: Die neuen Herausforderer von Samsung, Apple & Co. im Check

Der Wettbewerb im Smartphone-Markt ist hart: Abstürze von einst bewunderten Herstellern wie Nokia und Blackberry zeigen, wie schnelllebig das Geschäft mit den Handys ist. Jetzt drängen Hersteller aus China wie Meizu und Oppo sowie europäische Start-ups mit neuen Smartphone-Konzepten und Vertriebsstrategien auf den Markt. Doch werden sie Samsung, Apple & Co. die Stirn bieten können?

Es tut sich was auf dem Smartphone-Markt: Hierzulande unbekannte Hersteller aus Fernost drängen mit preiswerten Geräten nach USA und Europa, und Start-ups bedienen mit einer speziellen Rezeptur ganz besondere Bedürfnisse. Taugliche Hardware, limitierte Produktionsmengen und Online-Vertrieb sind häufig die Zutaten. Doch nicht jedes neue Unternehmen mit einer guten Idee wird im Smartphone-Markt auch gleich erfolgreich sein – erste Pleiten haben wir schon erlebt. Wir befassen uns mit den Erfolgsaussichten der neuen Herausforderer.

Jolla

Der Kern des finnischen Start-ups Jolla besteht aus ehemaligen Nokia-Entwicklern, die sich nach dem Abschied des großen Handy-Herstellers von der Plattform Meego abgespalten haben. Das Smartphone läuft mit dem neu entwickelten Linux-basierten Betriebsystem Sailfish OS, das neben für Meego geschriebenen Anwendungen auch HTML5- und Android-Programme unterstützt und ganz auf die Gestenbedienung ausgelegt ist. Durch die Unterstützung von Android-Apps umgeht Jolla bei Sailfish OS eine große Schwachstelle anderer Betriebssysteme, die zum Start in aller Regel kaum Apps zu bieten haben und damit im Hintertreffen sind. Der Zugang zum Google Play Store ist jedoch nicht ohne Weiteres möglich, während sich alternative Android-App-Stores leichter auf dem Smartphone installieren lassen. Bislang gibt es nur wenige native Anwendungen für Sailfish OS. Linux-erfahrene Nutzer können aber auf das unter der Oberfläche liegende Betriebssystem zugreifen und Funktionen nachrüsten.

Jolla-Smartphone | (c) Jolla

Jolla-Smartphone | (c) Jolla

Das erste Jolla-Smartphone verfügt über Mittelklasse-Features, darunter ein 4,5 Zoll großes IPS-Display mit 960 x 540 Pixel, einen auf 1,4 GHz getakteten Dual-Core-Prozessor von Qualcomm mit 1 GB RAM sowie einen auswechselbaren Akku. Der interne Speicherplatz von 16 GB kann per microSD-Karte ergänzt werden. Die Hauptkamera des Jolla-Smartphones löst mit 8 Megapixel auf, für Datenübertragungen stehen Schnittstellen wie Micro-USB 2.0, Bluetooth 4.0, GPS und Glonass, WLAN n (ohne DLNA für drahtloses Medienstreaming) sowie UMTS und LTE bereit. Abgesehen von der Power-Taste und den Lautstärkereglern gibt es keine mechanischen Tasten oder virtuellen Buttons an dem Gerät. Finanziert wurde das Jolla-Phone über eine Crowdfunding-Kampagne. Der Launch des Smartphones erfolgte am 27. November 2013 in Finnland, angeboten wird das Gerät nur über den Web-Store des Herstellers und nur innerhalb der EU. Deutsche Besteller zahlen 414 Euro für das Smartphone samt Lieferung und Mehrwertsteuer.

Einschätzung der Areamobile-Redaktion: Vor allem durch die Android-Kompatibilität ein spannendes Projekt, das aber nicht aus der Nische kommen wird.

Fairphone

Das derzeit wohl spannendste Start-up sitzt in den Niederlanden, heißt Fairphone, ging 2010 aus einem Aufklärungs-Projekt zum Thema Rohstoffe aus Konfliktgebieten für elektronische Geräte hervor und zählt heute nicht einmal ein Dutzend Mitarbeiter. Um möglichst unabhängig zu bleiben, hat sich Fairphone keine Unterstützung von mehreren großen Investoren gesucht, sondern verfolgt eine Art Crowdfunding-Ansatz: Erst ab einer Mindestanzahl an Bestellungen ging das Fairphone in die Produktion. Die erste Produktions-Charge von 25.000 Geräten war zum 13. November ausverkauft, die Geräte werden seit Weihnachten an die Käufer ausgeliefert. Eine zweite Produktionsrunde wird inzwischen vorbereitet.

Fairphone | (c) Fairphone

Fairphone | (c) Fairphone

Bessere Arbeitsbedingungen und faire Löhne in den Fabriken des chinesischen Auftragsfertigers, Rohstoffe aus konfliktfreien Minen, eine transparente Lieferkette und ein spezielles Rückkauf-Programm für das Handy – die Macher des Fairphone wollen vieles anders machen als Samsung, Apple, Nokia & Co. Bei ihrem Smartphone setzen sie auf Standard-Anschlüsse, zur Minimierung des mitgelieferten Zubehörs und zur Reduzierung von Elektroschrott, sowie auf einen wechselbaren Akku für eine längere Lebensdauer des Geräts. Außerdem will der Anbieter einen Austauschdienst für defekte Bauteile betreiben und mit 3 Euro für jedes zurückgegebene Fairphone eine Initiative zum Entsorgen von Elektromüll in Ghana unterstützen. Fairphone beteiligt sich bewusst nicht am Preiskampf und Feature-Wettrennen der restlichen Branche. Vielmehr geht es dem Start-up um eine Signalwirkung in der Branche. Wenn andere Hersteller sich davon zum Umdenken animieren lassen und ihre Smartphones nachhaltiger und fairer produzieren, ist ein Ziel von Fairphone erreicht.
    In technischer Hinsicht – 4,3-Zoll-Touchscreen mit 960 x 540 Pixel, Quad-Core-Prozessor von Mediatek mit 1,2 GHz, 1 GB RAM, 8-Megapixel-Kamera, 16 GB interner Speicher plus microSD-Support sowie standardübliche Daten-Schnittstellen samt WLAN und UMTS mit HSPA+ – bietet das 325 Euro teure Fairphone in etwa vergleichbare Features wie das Samsung Galaxy S4 Mini und ist damit voll und ganz alltagstauglich. Ein paar Besonderheiten in der Ausstattung des Fairphone lassen allerdings auch echte Smartphone-Fans aufhorchen: Dual-SIM, die offene Benutzeroberfläche von Kwame mit Zusatzanwendungen sowie vorinstalliertem Root-Zugriff.

AM-Einschätzung: Das Fairphone hat bei der Ausstattung und dem Preis gute Chancen auf Neuauflagen. Wenn dadurch andere Smartphone-Hersteller zu ökologischerem und fairerem Handeln animiert würden, hätten die Idealisten von Fairphone schon gewonnen. Doch noch schaut die Masse der Smartphone-Käufer auf andere Kriterien.

Yota Devices

Der russische Hersteller Yota Devices hat im Dezember im Heimatmarkt sowie in Ländern wie Deutschland, Österreich, Frankreich und Spanien ein 499 Euro teures Android-Smartphone mit zwei Displays gelauncht. Den Touchscreen auf der Vorderseite des Yotaphone genannten Geräts ergänzt ein E-ink-Display auf der Rückseite, das nicht den Akku belastet und auch in ausgeschaltetem Zustand des Handys noch ablesbar bleibt. Auf das rückseitige E-Ink-Display lassen sich ein Widget mit Akku- und Wetteranzeige, Mitteilungen aus Facebook oder Twitter, E-Mails, RSS-Feeds, Screenshots von Kartenausschnitten oder Reiseplänen oder der Musikplayer legen. Eines der Einsatzszenarios, die dem Hersteller vorschwebten, als er mit der Entwicklung des von Foxconn gefertigten Yotaphone begann, sieht so aus: Bevor der Akku restlos leergesaugt ist, legt der Nutzer einen Screenshot an, auf dem die relevanten Informationen abgebildet werden und blendet diesen auf dem rückseitigen E-ink-Display ein. So kann der gespeicherte QR-Code des Bahn- oder Flugtickets auch dann noch abgescannt werden, wenn der Akku geleert und das vorderseitige Display abgeschaltet worden ist.

Yotaphone | (c) Yota Devices

Yotaphone | (c) Yota Devices

Die Idee eines zusätzlichen E-ink-Displays auf der Rückseite des Smartphones macht richtig neugierig. In manchen Situationen kann es auch tatsächlich hilfreich sein. Die Umsetzung der Idee der zwei Displays auf einem Smartphone ist jedoch noch nicht gelungen,urteilen wir in unserem Testbericht. Ansonsten ist das Yotaphone alias Foxconn International Holdings Limited C9660 ein ganz gewöhnliches Smartphone mit dem Betriebssystem Android 4.2 Jelly Bean und den üblichen vorinstallierten Google-Anwendungen, das alle gängigen Smartphone-Anwendungen beherrscht, aber nicht gerade günstig ist – die UVP des Herstellers liegt bei 499 Euro ohne Vertrag.
    Yota Devices ist die Smartphone-Sparte des 2007 gegründeten russischen Breitband-Anbieters Yota, die für den deutschen Markt mit dem Distributor Brodos zusammenarbeitet. Seit wenigen Tagen kann das erstmals im Dezember 2012 angekündigte Yotaphone nicht nur im Online-Shop von Yota Devices, sondern auch bei ersten Fachhändlern sowie im Online-Shop von Amazon bestellt werden.

AM-Einschätzung: Das Yotaphone ist noch nicht ausgereift und bei der derzeitigen Ausstattung zu teuer, um viele Käufer anzuziehen. Die Idee ist aber spannend und könnte sich in einer zweiten Geräte-Generation bewähren.

Kazam

Hinter der Marke stehen alte Hasen der Smartphone-Branche: Geleitet wird Kazam von den ehemaligen HTC-Mitarbeitern Michael Coombes und James Atkins, die sich die Unterstützung von weiteren Branchenkennern gesichert haben. Das D-A-CH-Team leitet beispielsweise der früher für Nokia, Navigon und Huawei tätige Yves-Raphael Loerke, Sales Director D-A-CH Richard Häusler war zuvor bei Sony Mobile, LG Electronics und Nokia beschäftigt. Das Startup will in Kürze in Deutschland, Österreich und Schweiz eine Reihe von "hochwertigen Smartphones für Jedermann" auf den Markt bringen, die alle über Dual-SIM, microSD-Steckplätze und herausnehmbare Akkus verfügen.

Trooper-Smartphones | (c) Kazam

Trooper-Smartphones | (c) Kazam

Anfang November 2013 kündigte Kazam sieben Android-Smartphones an, die noch vor dem Jahreswechsel auf den Markt kommen sollten – noch warten wir aber in der D-A-CH-Region auf den Launch. Das nach derzeitigem Kenntnisstand am besten ausgestattete Kazam-Smartphone ist das Thunder Q4.5, das sich im Mittelklasse-Bereich einordnet. Es wird von einem Quad-Core-Prozessor von Mediatek mit 1,3 GHz und 1 GB RAM angetrieben und über ein 4,5 Zoll großes IPS-Display mit 854 x 480 Pixel bedient. Zu den weiteren Features des mit Android 4.2 Jelly Bean laufenden Smartphones zählen unter anderem eine 8-Megapixel-Kamera, 4 GB interner Speicherplatz und ein Steckplatz für eine bis zu 32 Gigabyte große microSD-Karte sowie Schnittstellen wie Micro-USB, Bluetooth, GPS sowie WLAN und UMTS.
    Kazam will vor durch Sichtbarkeit vor Ort durch regionale Zweigstellen und seinen Kundenservice bei den Kunden punkten. Jedes Smartphone wird mit einer ganzjährigen Garantie für ein neues Display geliefert. Wird das Display innerhalb der ersten zwölf Monate nach Kauf beschädigt oder zerkratzt, stellt Kazam ohne weitere Kosten für den Kunden ein Ersatz-Display zur Verfügung. Darüber hinaus sind die Smartphones mit einer Rescue genannten Funktion ausgestattet, über die die Nutzer dem Kazam-Kundensupport Fernzugriff auf ihr Gerät erlauben können, um bei Problemen Hilfestellung zu erhalten.

AM-Einschätzung: Display-Garantie und Rescue-Funktion ziehen nicht, wenn nur Smartphone-Modelle aus dem Einsteiger- und unteren Mittelklasse-Bereich zur Auswahl stehen. Highend-Smartphones müssen auch her!

Geeksphone

Geeksphone kündigt erneut eine Revolution an | (c) Geeksphone

Geeksphone kündigt erneut eine Revolution an | (c) Geeksphone

Geeksphone gehörte zu den ersten Herstellern von Smartphones mit dem Mozilla-Betriebssystem Firefox OS. Im Frühjahr 2013 hatte das in Spanien sitzende Unternehmen mit dem Peak und dem Keonseine ersten Smartphone-Modelle an Entwickler verkauft. Im vergangenen September wollte das Unternehmen das 149 Euro teure Nachfolgemodell Peak+ an die Vorbesteller ausliefern. Doch das Projekt Peak+ hat Geeksphone wegen Problemen in der Zuliefererkette heimlich, still und leise beendet – eine echte Pleite. Jetzt folgten weitere Ankündigungen: das wahlweise mit Android oder Firefox OS laufende Smartphone-Modell Revolution sowie das Blackphone genannte Joint-Venture mit dem amerikanischen Sicherheits-Spezialisten Silent Circle, um ein abhörsicheres Smartphone zu bauen.
    Erste bekannte Features des Revolution, das bis März dieses Jahres herauskommen soll, sind ein 4,7 Zoll großer IPS-Touchscreen mit 960 x 540 Pixel, der Dual-Core-Prozessor Intel Atom Z2560 mit zwei Kernen je 1,6 GHz, eine 8-Megapixel-Kamera, ein Steckplatz für eine microSD-Karte sowie ein 2.000 mAh starker Akku. Die Hoffnung auf eine Dual-Boot-Funktion haben sich mittlerweile zerschlagen: Das Revolution läuft entweder mit Android oder mit Firefox OS. Technisch versierte Nutzer sollen jedoch nachträglich das Betriebssystem umstellen können. Das abhörsichere Blackphone soll im Februar auf dem Mobile World Comgress vorgestellt werden.

AM-Einschätzung: Die Pleite mit dem Peak+ nährt Zweifel an den Erfolgschancen von Geeksphone: Doch die mit einem besser ausgestatteten Firefox-Handy und einem abhörsicheren Smartphone zweigleisig fahrenden Spanier sind noch nicht abgeschrieben.

Oppo

Das 2004 gegründete chinesische Unternehmen Oppo ist eigentlich für seine MP3-Player bekannt, macht aber seit 2008 auch in Android-Smartphones. Erstes auch von Nutzern in Deutschland beziehbares Smartphone-Modell war das im Februar 2013 gelaunchte Find 5, das mittlerweile nicht mehr gekauft werden kann. Aktuelles Flaggschiff-Modell der Chinesen ist das 479 Euro teure Oppo N1, das auch aus Deutschland im Online-Shop des Herstellers bestellt werden kann. Sowohl beim Find 5 als auch beim N1 hat Oppo eine Color genannte Benutzeroberfläche gelegt. Das Oppo N1 gibt es auch in einer limitierten Auflage mit aufgespieltem CyanogenMod mit der offiziellen Google-Apps-Suite samt Zugang zum Google Play Store.

Oppo N1 | (c) Oppo

Oppo N1 | (c) Oppo

Weitere Besonderheiten des Oppo N1 sind die um bis zu 206 Grad drehbare Kamera, die mit 13 Megapixel auflöst und einen Autofokus, eine große Blende (f/2.0), sechs Linsen und ein Dual-LED-Fotolicht bietet, sowie ein Touch-Panel auf der Rückseite des Gehäuses, mit dem sich im Menü navigieren oder die Kamera auslösen lässt. Eine weitere Besonderheit befindet sich im Lieferumfang des Oppo N1: Die sogenannte O-Click-Control dient als Bluetooth-Fernbedienung für das Android-Smartphone und kann unter anderem die Kamera steuern. Schaut euch dazu einfach mal unser Hands-on-Video an.
    Oppo betreibt eine eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung, setzt nach eigenen Angaben bei seinen Smartphones auf eine begrenzte Auswahl an verschiedenen Geräten, die sich alle durch "hohe Qualität", ansprechendes Design und eine spezielle Benutzererfahrung auszeichnen sollen, und hört auch auf das Feedback seiner Kunden. Offenbar zahlt sich die Strategie aus: Von den 2012 gelaunchten zehn Smartphone-Modellen hat sich jedes mehr als eine Million Mal verkauft.

AM-Einschätzung: Größere Ressourcen und interessante Ideen für preisgünstige Smartphones mit dem gewissen Etwas sollten dem Hersteller eigentlich gute Aussichten auf mehr als bloßes Nischendasein bescheren. Wenn da nur nicht das Problem mit chinesischen Marken speziell im deutschen Markt wäre, mit dem auch die Großen wie Huawei oder ZTE zu kämpfen haben.

Xiaomi

Xiaomi Mi3 Hands-On / (c) Areamobile

Xiaomi Mi3 Hands-On / (c) Areamobile

Xiaomi dürfte vor allem Nutzern der Custom-Firmware MIUI ein Begriff sein, denn hinter dem chinesischen Smartphone-Hersteller steckt auch das Entwicklerteam dieser recht bekannten Android-Variation. Seit Auslieferung des ersten Smartphones vor etwa zweieinhalb Jahren hat sich Xiaomi mit vergleichsweise günstigen Highend-Smartphones mit dem Google-Betriebssystem Android einen Namen gemacht und wird in der Branche auch gerne das "chinesische Apple" genannt. Das derzeitige Vorzeige-Smartphone von Xiaomi, das Mi-3, nutzt nach eigenen Angaben selbst Apple-Mitgründer Steve Wozniak. Wir haben das Gerät jüngst auf der CES 2014 in Las Vegas in einem Hands-on-Video präsentiert.
    Zuletzt ließ das Unternehmen durch zwei Meldungen speziell aufhorchen: Nach Liefervolumen (rund 7 Millionen Einheiten in 2013) liegt Xiaomi im Heimatmarkt mittlerweile knapp vor Apple, berichteten wir im August. Und mit Hugo Barra hat sich Xiaomi vor kurzem die Unterstützung eines zuvor bei Google für die Produktentwicklung von Android zuständigen Managers geholt. Barra soll jetzt die Auslandsexpansion der Chinesen leiten. Xiaomi verkauft seine Smartphones rein über das Internet. Produziert wird in Schüben eine jeweils begrenzte Anzahl an Geräten, die dann oftmals schnell vergriffen sind.

AM-Einschätzung: Mit Highend-Specs und in den Handy-Branche bekannten Köpfen lassen die Chinesen aufhorchen. Doch reicht das, um hierzulande nicht nur Schlagzeilen zu machen, sondern Käufer für Smartphones in größerer Zahl zu gewinnen? Wir sind vorsichtig und sagen erst einmal "abwarten".

Meizu

Meizu MX3 | (c) Meizu

Meizu MX3 | (c) Meizu

Das 2003 gegründete Unternehmen Meizu hat 2008 den chinesischen Smartphone-Markt betreten und hat sich preiswerten und einfach bedienbaren Highend-Smartphones verschrieben. Vermutlich im zweiten Quartal dieses Jahres will der Hersteller mit seinen Smartphones den Schritt auf den amerikanischen und den europäischen Markt wagen. Speerspitze bildet das aktuelle, für die Einhand-Bedienung ausgerichtete Topmodell Meizu MX3. Das mit dem Octa-Core-Prozessor Exynos 5410 von Samsung ausgerüstete Gerät war Anfang dieses Monats auf der CES 2014 in Las Vegas zu sehen.
    Das ab 250 Euro teure Meizu MX3 bietet sowohl bei Hardware als auch Software bemerkenswerte Features. So verfügt es neben dem Octa-Core-Prozessor von Samsung über ein 5,1 Zoll großes Display mit der außergewöhnlichen Auflösung von 1.800 x 1.080 Pixel (415 PPI), eine 8-Megapixel-Kamera von Sony und in einer Variante 128 GB Speicherplatz. Software-seitig punktet das Gerät mit der eigenen Nutzeroberfläche Flyme 3.0, die ganz auf einhändige Bedienung ausgelegt ist. So lässt sich zum Beispiel das Smartphone aus dem Standby wecken, indem man lediglich auf das Display klopft, und Display-Inhalte können einfach verschoben werden, um die Befehlszeile am obersten Rand zu erreichen.

AM-Einschätzung: Wie bei Xiaomi – die Geräte lassen wegen ihrer Specs und ihrer Preise aufhorchen, bei Meizu kommt mit Flyme noch ein gefallendes Bedienkonzept hinzu. Doch chinesische Hersteller haben in Deutschland immer noch ein Image-Problem.

OnePlus

Nach Oppo hat noch ein zweiter chinesischer Smartphone-Hersteller eine Partnerschaft mit den Entwicklern des Custom-ROM CyanogenMod geschlossen. OnePlus und CyanogenMod werden der Vereinbarung zufolge bei der Entwicklung von Hardware und Software des Flaggschiff-Smartphones des im chinesischen Shenzhen ansässigen Unternehmens zusammenarbeiten. Das erste Smartphone von OnePlus soll standardmäßig mit der Alternativ-Software für Android-Smartphones laufen und einige spezielle, gemeinsam mit CyanogenMod entwickelte Features mitbringen. Es wird im zweiten Quartal dieses Jahres in vorerst limitierter Auflage unter der Bezeichnung One herauskommen und nur über den Web-Store des Herstellers erhältlich sein.

OnePlus wird das One von Oppo produzieren lassen und den Vertrieb des Geräts über den in China angesiedelten Online-Shop laufen lassen, von dort wird das OnePlus One in ausgewählte Märkte geliefert. Gegenüber Areamobile erklärte eine Pressesprecherin des Unternehmens, das CyanogenMod-Smartphone werde zum Start auch in einigen Ländern Europas erhältlich sein. Konkrete Angaben zu einem Marktstart des Smartphones in Deutschland machte die Sprecherin nicht.
    Die Gemeinsamkeiten des OnePlus-Konzepts mit der Oppo-Strategie und die Namengleichheit des kommenden Geräts mit dem One von HTC sind kein Zufall. OnePlus-Gründer Pete Lau war noch im Herbst vergangenen Jahres Vice President bei Oppo, gut 15 Prozent seiner Mitarbeiter sind Ex-Oppo-Angestellte. Warum dann eigentlich eine neue Marke? Aus Gründen der Differenzierung: Lau kündigte an, das OnePlus One werde ein Smartphpone "neuester und hochwertigster Hardware, die derzeit zu haben ist" sein. Gut möglich übrigens, dass es noch zu einem Markenrechtsstreit zwischen HTC und OnePlus kommt – Gerüchten zufolge will HTC sein nächstes Flaggschiff-Modell One+ nennen.

AM-Einschätzung: Bis vor Kurzem noch nie von OnePlus gehört, und wir gehen davon aus, dass es hierzulande still um das Start-up bleiben wird.

Mozilla mit Firefox OS

Mozilla hatte Firefox OS im Frühjahr 2013 auf dem Mobile World Congress vorgestellt und viele Firmen als Hardware-Partner präsentiert. Auf der Plattform ruhen die Hoffnungen vieler Open-Source-Fans, denn es ist vielseitig und lädt zum Experimentieren ein. Als offenes Betriebssystem unterstützt es Web-Anwendungen (Apps) in HTML, CSS und JavaScript, von denen einige auf den Geräten vorinstalliert sind und andere aus dem App-Store Firefox Marketplace heruntergeladen oder wie normale Webseiten im Browser genutzt werden können. Als Zielgruppe haben Mozilla und die Hardware-Partner nicht nur die Open-Source-Community, sondern auch Nutzer in Schwellen- und Entwicklungsländern, die sich keine teuren Highend-geräte leisten können oder wollen, ins Auge gefasst – dementsprechend günstig im Preis und abgespeckt in der Hardware sind die Firefox-Geräte.

Alcatel One Touch Fire | (c) Hersteller

Alcatel One Touch Fire | (c) Hersteller

Bislang sind im deutschen Handel lediglich zwei Firefox-Smartphones erhältlich, die in der Areamobile-Redaktion bereits getestet wurden: das ZTE Open bei O2 und das Alcatel One Touch Fire bei der Telekom-Tochter Congstar. Unser Urteil: Vieles an Firefox OS ist noch Stückwerk, gefühlt läuft noch überhaupt nichts rund. Man hat das Gefühl, in einem System zu stecken, an dem an allen Ecken herumgeschraubt und gebastelt wird und in dem der rote Faden fehlt. Das ist zwar irgendwie faszinierend, denn man erlebt quasi die Geburt eines Betriebssystems mit. Doch eigentlich sollte ein solches neues Betriebssystem in reiferem Zustand auf die Kundschaft losgelassen werden.
    Dazu kommt, dass die bisherigen Firefox-Smartphones billigste Plastik-Gehäuse, miese Displays und langsame Prozessoren mitbringen, die mehr ruckeln als laufen. Auf dem kommenden MWC werden unter anderem ZTE und Alcatel One Touch gleich mehrere neue Firefox-Geräte vorstellen. Auch Geeksphone hat mit dem Revolution ein besser ausgestattetes Firefox-Smartphone für die erste Jahreshälfte angekündigt. Für Entwickler bereitet Foxconn ein mit Firefox OS laufendes Tablet-Modell vor. Künftig soll das Betriebssystem nicht nur auf Smartphones und Tablets laufen, sondern auch auf Desktops und Smart-TVs kommen.

AM-Einschätzung: Durch die bekannte Marke und die Flexibilität enorm spannende Plattform, aber eben den Kinderschuhen noch nicht entwachsen. Eher etwas für Nutzer in Schwellenländern oder echte Open-Source-Fans.

Canonical mit Ubuntu Phone

Nach einer gescheiterten Crowdfunding-Kampagne für das geplante Smartphone-Modell Edge und sich schwierig gestaltenden Verhandlungen mit großen OEM-Partnern backt Canonical bei seinem Betriebssystem für Smartphone erst einmal kleinere Brötchen. Offiziell werden zurzeit nur die Google-Geräte Nexus 4 und Nexus 7 (2013)  von der Ubuntu-Smartphone-Variante unterstützt, um die Entwicklung besser auf die Geräte abzustimmen. Später im Jahr soll noch das Nexus 5 hinzukommen, ältere Geräte wie Galaxy Nexus, Nexus 7 (2012) und Nexus 10 hat Canonical dagegen fallengelassen. Canonical hat inzwischen auch erste regionale Partner für die Auslieferung eines Smartphones mit dem Linux-System gefunden, das erste Gerät soll im Laufe dieses Jahres herauskommen. Ubuntu-Smartphones von großen OEMs erwartet der Entwickler frühestens für 2015.

Ubuntu Phone | (c) Canonical

Ubuntu Phone | (c) Canonical

Canonical hatte Anfang 2013 sein Betriebssystem für Smartphones vorgestellt, das auf vielen aktuellen Android-Smartphones installiert und bei Anschluss an eine Docking-Station sogar als vollwertiges Desktop-Betriebssystem genutzt werden kann. Eine ambitionierte Crowdfunding-Kampagne auf Indiegogo für die Produktion des mit Android und Ubuntu Phone betriebenen Smartphones erreichte jedoch nicht das Ziel von 32 Millionen US-Dollar. Ein Ubuntu Edge wird es somit in der angedachten Form zunächst nicht geben und Canonical sich voll und ganz auf die Portierung des Ubuntu-Phone-Betriebssystems für die verfügbaren Android-Geräte anderer Hersteller konzentrieren.
    Auf Ubuntu Phone sollen alle auf dem Desktop-Ubuntu funktionierenden Programme und Dienste problemlos laufen. Es können native – also mit QML speziell für das System geschriebene – Apps wiedergegeben werden, wie auch WebApps oder in HTML5 geschriebene Programme, wodurch die Konvertierung von iOS- und Android-Apps erleichtert wird. Die Navigation des Systems unterscheidet sich von der auf den Konkurrenz-Plattformen, denn sie geschieht mittels Wischgesten von den Seitenrändern des Displays, wobei jeder Rand eine eigene Funktion inne hält.

AM-Einschätzung: Canonical hat einen langen Atem. Ubuntu Phone wird aber ein Randgruppen-System bleiben, wie das Pendant für den PC.

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