Freitag, April 19, 2024
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Starr vor Schreck: Welt fürchtet Dritten Weltkrieg

Die Suchstatistik von Google zeigt: Noch nie war die Angst vor einem Dritten Weltkrieg so groß wie heute. Stehen wir wirklich am Rande der Apokalypse? Darüber hat der Politikbeobachter Andrej Polunin mit einem Militärexperten gesprochen. Sein Beitrag ist zuerst auf dem Portal svpressa.ru erschienen.

Dieser Beschluss war Donald Trumps größter außenpolitischer Schlag in seiner fast dreimonatigen Amtszeit: In der Nacht auf den 7. April hatte der US-Präsident angeordnet, die Luftwaffenbasis Schairat in der syrischen Provinz Homs anzugreifen – als Reaktion auf den C-Waffen-Einsatz in der syrischen Kleinstadt Chan Schaichun. Washington macht Syriens Regierung für die Giftgasattacke verantwortlich. 59 Tomahawk-Raketen hat die US-Navy nach Trumps Befehl auf Syrien abgefeuert.

Moskau bezeichnete den amerikanischen Luftschlag als Aggression und setzte das Flugsicherheits-Memorandum mit den USA aus. Der Raketenangriff hat Washingtons Chancen auf einen Neustart in den Beziehungen zu Moskau zerschlagen, dafür aber Trumps innenpolitische Position gestärkt.Das Weiße Haus hat beschlossen, diesen Erfolg mit einer weiteren Machtdemonstration zu fundieren: Am 13. April hat die US-Luftwaffe erstmals in der Geschichte eine nichtnukleare Mega-Bombe abgeworfen, die „Mutter aller Bomben“ GBU-43. Eingesetzt wurde der Sprengkörper gegen unterirdische IS-Stellungen in Afghanistan, heißt es offiziell. Medienberichten zufolge wurden mindestens 36 Terroristen durch die 16 Millionen Dollar teure Bombe getötet. Donald Trump zeigte sich mit dem Einsatz zufrieden.

Nun prüft die Trump-Administration einen Präventivschlag gegen Nordkorea, das derzeit vermutlich einen weiteren Atomtest vorbereitet. Ein amerikanischer Flugzeugträgerverband patrouilliert vor der koreanischen Halbinsel, zwei weitere, mit Tomahawks bewaffnete US-Zerstörer sind in Reichweite nordkoreanischer Atomanlagen in Stellung gegangen. Nordkoreas Generalstab hat indes erklärt, im Falle einer amerikanischen Aggression werde Pjöngjang die US-Basen im benachbarten Japan und Südkorea angreifen, sowie den Sitz des Präsidenten in Seoul. Und der neue Atomtest werde „an jenem Ort und zu jener Zeit“ stattfinden, die die Landesführung „für notwendig“ erachte.

Stehen wir also wirklich an der Schwelle zum Dritten Weltkrieg?

Angespannt ist die Situation allemal. Doch die heutige Nervosität sei mit jener, die in der Kuba-Krise geherrscht habe, nicht zu vergleichen, sagt der Militärexperte Wladimir Korjakin. Er ist ehemaliger Oberst der russischen Luftwaffe und Dozent an der Militäruniversität des Verteidigungsministeriums. „1962 war die Lage weitaus ernster. Die UdSSR hatte auf der Karibikinsel, in direkter Nähe zu den Vereinigten Staaten, ihre ballistischen Raketen mit atomaren Sprengköpfen stationiert. Und doch hätte die Kuba-Krise nicht in einem weiteren Weltkrieg geendet, davon bin ich überzeugt. Beiden Seiten war klar, wie gefährlich eine Eskalation war“, sagt der Experte.

„Sicher, der US-Kongress bestand auf einer Intervention in Kuba. Die Parteispitze der KPdSU versetzte die Sowjettruppen und ihre Verbündeten des Warschauer Paktes in erhöhte Alarmbereitschaft. Nikita Chruschtschow versicherte Fidel Castro, die Sowjetunion werde unter keinen Umständen von ihren Positionen weichen. Und doch wurde die rote Linie nicht überschritten, die Diplomaten fanden eine Lösung“, so der Militäranalytiker.

Umso unwahrscheinlicher ist nach Ansicht von Korjakin ein schwerer bewaffneter Konflikt heute. Denn: Trump brauche die Anspannung, um sie innenpolitisch zu nutzen. Das beweise der US-Raketenschlag gegen Syrien: Dessen Folge sei die Vernichtung von neun alten syrischen Jets gewesen – etwas wenig für 50 Flugkörper im Wert von 100 Millionen Dollar. „Trump braucht die Spannungen, um die Kritiker loszuwerden, die an ihm kleben. Und wir sehen, dass der US-Präsident dieses innenpolitische Ziel erreicht: Das Establishment unterstützt ihn wieder“, erklärt der Beobachter.

Und doch zeigt sich Pjöngjang zu allem entschlossen. Was ist davon zu halten? Sind das nur Muskelspielchen und Machtdemonstrationen? „Die Amerikaner werden vor der nordkoreanischen Küste noch ein bisschen zeigen, wer der Herr im Haus ist. Mehr ist da nicht. China und Japan werden keinen Krieg vor ihrer Haustür zulassen“, ist Korjakin überzeugt.

Letztendlich werde sich die Lage beruhigen, sagt der Experte weiter. Es sei denn, „die Amerikaner versuchen, Kim Jong-un umzubringen. Oder sogar mit einem Marschflugkörper anzugreifen, wenn sie erfahren, wo der nordkoreanische Staatschef sich aufhält. Das ist durchaus möglich“, warnt der Analytiker.

Doch die Hoffnung stirbt zuletzt. Schließlich verfügt Nordkorea laut dem Experten über eine gigantische Armee und Atomwaffen. Da käme ein Krieg den Amerikanern teuer zu stehen. „Einen Krieg gegen den Iran könnten die USA ernsthaft in Erwägung ziehen. Aber da liegen die Interessen auch klar auf der Hand: Öl und Teherans Einfluss in der Region. Kim Jong-un hingegen erlaubt sich bloß politische Souveränität, die er durch Atomwaffen absichert“, sagt der Experte.Zudem sei ein bewaffneter Konflikt heute bei weitem nicht der größte Trumpf: „Wir leben im Zeitalter hybrider Kriege. Da kommen eher nicht-militärische Mittel zum Einsatz: Propaganda, Demografie, Migration, wirtschaftliche und finanzielle Abhängigkeit. Deshalb denke ich eben, dass Trump die Aggression in der US-Außenpolitik etwas zurückschraubt, sobald er seine innenpolitische Stellung gestärkt hat“, ist der Experte überzeugt.

Beitragsbild: © Sputnik/

Quelle: Sputnik Deutschland

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