Donnerstag, März 28, 2024
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Stealth-Jet in syrischer Falle: Wird Israel das Ansehen der F-35 gefährden?

Russlands Verteidigungsministerium hat Anfang dieses Monats Flugabwehrraketen S-300 nach Syrien verlegt. Seitdem droht das israelische Militär, die Waffensysteme durch den Einsatz des Tarnkappenjägers F-35 zu vernichten. Für das amerikanische Flugzeug könnte die Mission in einer Blamage enden.

Natürlich könnte die israelische Luftwaffe andere ihr zur Verfügung stehenden Flugzeuge in den Einsatz gegen die russischen Flugabwehrsysteme schicken. 1998 erhielt Israel 25 Luftüberlegenheitsjäger F-15E in seiner israelischen Variante F-15I. Immer wieder flogen diese Maschinen Angriffe gegen die syrischen Regierungstruppen, die in ihrem Land den internationalen Terrorismus bekämpfen.

2017 beispielsweise drang eine israelische F-15 in den syrischen Luftraum ein und schoss eine iranische Drohne ab. Und im April dieses Jahres feuerte ein israelisches F-15-Geschwader aus dem libanesischen Luftraum mehrere Flugkörper auf eine syrische Luftwaffenbasis ab.

Angesichts der langen Reaktionszeit der syrischen Flugabwehrstellungen und der Fähigkeit der F-15I, den Zielführungskanal der veralteten S-200-Abwehrsysteme mittels einer bordeigenen EloKa-Anlage zu stören, konnten die israelischen Kampfjets bislang ohne Weiteres in eine Höhe von sieben bis acht Kilometern über dem Anti-Libanon-Gebirge aufsteigen und von dort die Lenkbomben GBU-39 auf eine Distanz von 80 bis 110 Kilometern gegen syrische Stellungen abwerfen.

Seitdem russische S-300-Systeme in Syrien stationiert sind, wird dieser Trick jedoch nicht mehr funktionieren. Eine der Hauptkomponenten des Flugabwehrsystems S-300 „Favorit“ ist die leistungsstarke Ortungs- und Zielführungsstation, die auf einem passiven Phased-Array-Radar mit hoher Störfestigkeit basiert.Ziele wie ein Jagdflugzeug erfasst diese Station auf einer Entfernung von 170 bis 180 Kilometer. Angesichts dessen, dass die israelischen Kampfpiloten die EloKa-Systeme ihrer F-15I einsetzen können, würde sich dieser Wert zwar auf 110 bis 130 Kilometer verringern. Ein sicherer Einsatz der GBU-39-Lenkbomben wäre dann dennoch nicht mehr möglich.

Deshalb die erste Schlussfolgerung: Die israelischen Kampfjets werden ausschließlich im Tiefflug in Niedrighöhen von 60 bis 90 Metern Kampfeinsätze fliegen können, was den Abwurf von Lenkbomben auf große Distanz unmöglich macht.

Um derart gefährliche Einsätze zu vermeiden, könnte die israelische Luftwaffe statt der Lenkbomben auch taktische Langstreckenraketen vom Typ Popeye Turbo ALCM einsetzen. Dieser Flugkörper fliegt 320 Kilometer weit, seine anderen Leistungsparameter lassen jedoch zu wünschen übrig: Die Geschwindigkeit beträgt 650 bis 950 Stundenkilometer, während Ausweichmanöver mit maximaler Belastung von nur 5g möglich sind.

Dementsprechend wird die syrische Flugabwehr, mit den S-300-Systemen ausgerüstet, genug Zeit haben, um den anfliegenden Flugkörper zu orten, zu erfassen und zu beschießen – bei hoher Trefferwahrscheinlichkeit. Denn die S-300-Raketen sind bis maximal 50g belastbar und können Flugobjekte abfangen, die Ausweichmanöver mit einer Belastung von bis zu 30g fliegen.

Dieser Vorteil wäre jedoch nivelliert, würden die Popeye Turbo ALCM, die Gebirgslandschaft ausnutzend, überraschend am Horizont auftauchen. Dieser Gefahr begegnet das russische S-300-System mit einem 39-meter-hohen Mehrzweckmast, an dessen Spitze ein Radar aufgerichtet wird. Damit erhalten die Flugabwehrstellungen einen Radiohorizont von 38 Kilometern bei Flugzielen, deren Flugbahn in 20 Metern Höhe verläuft.

Die besagte israelische Rakete ist relativ groß: 6,25 Meter lang, 520 Millimeter Rumpfdurchmesser, 1.360 Kilogramm Startgewicht. Der Radarquerschnitt einer Popeye Turbo ALCM beträgt 0,1 bis 0,5 Quadratmeter – ein S-300-System erfasst Flugziele bis 0,01 Quadratmetern Radarquerschnitt.

Außerdem: Die Infrarotstrahlung der Triebwerke dieser Rakete kann von den optronischen Geräten der syrischen „Panzyr-S“-Flugabwehrsysteme erfasst werden. Sie erledigen den Eindringling garantiert, sollten die S-300-Systeme ihn übersehen.

Die israelische Luftwaffe verfügt allerdings über einen großen Bestand an Antiradarraketen AGM-88 HARM. Es ist durchaus möglich, dass die Israelis darauf zurückgreifen, um die syrischen Flugabwehrstellungen zu vernichten.

Hierbei muss man aber wissen, dass die S-300-Systeme mit einem speziellen Schutz gegen Antiradarwaffen ausgerüstet sind. Sobald ein gegnerischer Angriff identifiziert wird, schaltet sich die Radaranlage des S-300 ab. Stattdessen werden Täuschsignale ausgestrahlt, die die Antiradarrakete in ein falsches Ziel locken.Aus den oberen Ausführungen folgt, dass die israelische Luftwaffe, in die Versuchung geraten könnte, den Tarnkappenjäger F-35 gegen die russischen Flugabwehrsysteme einzusetzen. Im Dezember 2016 haben die Israelis die ersten zwei solcher Kampfjets aus den USA erhalten. Inzwischen verfügen die israelischen Streitkräfte über ein ganzes Geschwader dieser Maschinen: zwölf Einheiten. Insgesamt sind 50 Stück bestellt.

Als praktisch unsichtbar und unverwundbar gepriesen, soll die F-35 der israelischen Armee die absolute Übermacht garantieren. Werden die Israelis es riskieren, den Hersteller der Maschine beim Wort zu nehmen? Schließlich würden sie dadurch nicht nur das Leben ihrer Piloten verwetten, auch der Ruf des teuersten Rüstungsprogramms in der US-Geschichte stünde auf dem Spiel.

Die Gesamtkosten des F-35-Projekts belaufen sich auf 400 Milliarden Dollar. Eine abgeschossene F-35 wäre für das Pentagon die PR-Katastrophe des Jahrhunderts.

Schauen wir uns die Radarsignaturen dieser Flugzeuge einmal genauer an. Die F-35 ist auf möglichst geringen Radarquerschnitt ausgelegt, was hauptsächlich durch die Form der Maschine und die Verwendung von Werkstoffen erreicht werden soll, die die Radarstrahlung absorbieren. Eine wichtige und für die Kampfjets der 5. Generation unabdingbare Lösung ist deshalb die Möglichkeit zur Unterbringung der Bewaffnung in einem Waffenschacht.

Eine vollständige Absorption der Radarwellen ist nur im Zentimeterbereich möglich. Im Dezimeterbereich ist das schon sehr viel schwieriger. Ein Flugobjekt im Meterbereich unsichtbar zu machen, wenn die Länge einer Radarwelle mit der Größe des Objekts vergleichbar ist, ist zumindest durch Formgestaltung grundsätzlich unmöglich.

Insofern ist es zweifelhaft, dass der vom Hersteller angegebene Radarquerschnitt der F-35 den tatsächlichen Werten entspricht. Die in einer F-35 verbauten Verbundwerkstoffe entsprechen rund 35 Prozent des Tragflächengewichts. Es handelt sich hauptsächlich um Bismaleimide und Epoxidharze.

Die restlichen 65 Prozent des Flugzeuggewichts entfallen auf Titan-, Stahl- und Aluminiumlegierungen. Insofern muss man schon sehr naiv sein, um zu glauben, der Radarquerschnitt einer F-35, die aus achteinhalb Tonnen stromleitender Metalle besteht, sei kleiner als der eines Raben oder einer Krähe mit 0,0047 Quadratmetern.

Wie sehr die Lockheed Martin-Ingenieure sich da auch bemühen, die Radarwellen zu zerstreuen oder zu absorbieren, der Radarquerschnitt einer F-35 bleibt erheblich – irgendwo im Bereich zwischen einer B-2 und einer F-117.

Die nach Syrien verlegten S-300-Systeme können mit Radarstationen nachgerüstet, die im Frequenzbereich von 1 bis 2 GHz mit Wellenlängen zwischen 15 und 30 Zentimetern arbeiten (L-Band). Das sind solche Geräte wie „Protiwnik-GE“ mit einer Reichweite von bis zu 400 Kilometern oder „Gamma-DE“ mit 300 Kilometern Reichweite.

Diese Anlagen sind gerade auf die Erfassung schwer zu ortender Ziele ausgelegt, weil Stealth-Objekte im L-Band einen größeren Radarquerschnitt aufweisen als im X-Band.

Auch westliche Experte leugnen nicht, dass die im L-Band arbeitenden Radare des russischen Flugabwehrsystems die F-35-Jets erfassen können. So sind zwar die russischen Radarstationen „Nebo“ oder das Überhorizontradar „Podsolnuch-E“ für die Erfassung eines Flugobjekts ähnlich einer F-35 geeignet.

Die Experten weisen jedoch auf deren Unfähigkeit hin, die Abwehrrakete entsprechend präzise ins Ziel zu führen. Um das Flugobjekt zu treffen, sei ein Infrarot- oder ein im Millimeterbereich funktionierender aktiver Radarsuchkopf nötig.

Derweil erfassen die bereits erwähnten Radarstationen „Protiwnik-GE“ und „Gamma-DE“ ein Ziel mit einem Radarquerschnitt von 0,1 Quadratmetern in einer Entfernung von 240 Kilometern mit einer für die Zielführung der Abwehrraketen nötigen Genauigkeit.

Die neuen Radarsysteme „Nebo-M“ ermöglichen es, gleich drei Radarstationen im Verbund einzusetzen: je eine Station im Meter-, Dezimeter- und Zentimeterbereich. Eine zentrale Rechen- und Steuereinheit wertet die schwach und sich überlagernden Reflektionen der „unsichtbaren“ Ziele aus, neutralisieren alle natürlichen sowie künstlichen Störsignale und erstellen die Gesamtsignatur des Zielobjekts.

Der von den S-300-Systemen geschützte Bereich kann zusätzlich durch das „Barier-E“-Radar verstärkt werden. Dieses Radar erzeugt auf einer Länge von 500 Kilometern und einer Höhe von bis zu sieben Kilometern eine virtuelle Sperrzone, die in 50 Kilometer große Sektoren eingeteilt ist.

Das „Barier-E“-Radar funktioniert nach dem Prinzip der bistatischen Ortung: Es registriert die Bewegung eines Objekts zwischen Sendemasten und weit entfernten passiven Empfangssensoren. Das System springt also nicht auf reflektierte Radarstrahlen an, sondern auf eine Unterbrechung des Signals zwischen Sendemast und Sensor durch ein Flugobjekt.Die Erfassung eines Flugzeugs ist also unabhängig von seiner Form und Materialien möglich. Die Effektivität dieses Verfahrens ist so hoch, dass damit auch Objekte erfasst werden, die für gewöhnliche Radaranlagen unsichtbar bleiben: Heißluftballons zum Beispiel. Außerdem entdeckt „Barier-E“ auch tieffliegende Ziele in einer Höhe von weniger als 30 Meter.

Bleibt noch anzumerken, dass unter den 49 Technikeinheiten, die bei der Verlegung der S-300-Systeme nach Syrien transportiert worden sind, lediglich vier Startplattformen waren. Die übrigen Teile sind sicherlich Komponenten der oben beschriebenen Anlagen. Und dabei ist es nur der erste Transport, der in Syrien angekommen ist.

Quelle!:

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