Donnerstag, März 28, 2024
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Streifenpolizistin: „Auf einmal standen wir vor einem wütenden Mob“

Polizei, Tania Kambouri, Gewalt, Muslime

In ihrem Buch „Deutschland im Blaulicht – Notruf einer Polizistin“ beschreibt Tania Kambouri die Gewalt und die Beleidigungen gegenüber deutschen Polizeibeamten. Im Interview mit FOCUS Online spricht sie über ihr schockierendstes Erlebnis, die Gewalt, die sie erfahren musste und ihre Forderungen an die Politik.

  • Polizeibeamtin Kambouri berichtet aus Berufsalltag
  • Wütender Mob: "Ich war froh, dass nichts Schlimmeres passiert ist"
  • Sie wurde auch schonFehler, Gruppe existiert nicht! Überprüfen Sie Ihre Syntax! (ID: 3) selbst verletzt
  • Noch ist sie gerne Polizistin – trotz allem

FOCUS Online:Frau Kambouri, wie sieht ein typischer Tag auf Streife für Sie aus?

Tania Kambouri:Im Streifendienst haben wir natürlich oft mit 

Unfällen zu tun, das Übliche. Zu Zwischenfällen kommt es häufig, wenn wir Präsenzstreife fahren. Wir sehen zum Beispiel eine Gruppe von Migranten und hören als Erstes: „Scheiß Bullen“.

Wenn wir die Leute ansprechen, werfen sie uns sofort vor, man halte sie nur an, weil sie Ausländer seien. Auch an derKörpersprachelässt sich die klare Abwehrhaltung ablesen. Diese Männer sind erfahren im Umgang mit der Polizei, sie wissen genau, wie weit sie mit ihren Provokationen gehen können und treten sehr respektlos auf.

FOCUS Online:Was war das Schockierendste, was Sie bisher erlebt haben?

Kambouri:Am schlimmsten war eine Situation, die ich während meiner Ausbildung erlebt habe und die ich auch in meinem Buch beschrieben habe. Unsere Streife wurde zu einer Messerstecherei gerufen. Als wir ankamen, waren 30 bis 40 Libanesen dort versammelt. Als wir einen Verletzten zum Rettungswagen geleiten wollten, eskalierte die Situation und die Libanesen gingen meine Kollegen an. Wir waren in der Unterzahl. Ich war froh, dass in diesem wütenden Mob nichts Schlimmeres passiert ist.

FOCUS Online:Sie schreiben in Ihrem Buch, dass sie in diesem Moment froh waren, lebend aus der Sache herausgekommen zu sein. Haben Sie Angst, auf Streife zu gehen?

Kambouri:Angst habe ich nicht. In brenzligen Situationen ist man hochkonzentriert und wendet an, was man gelernt hat.Aber erst kürzlich hatte ich wieder eine Situation, in der ein Fußtritt nur knapp an meinem Gesicht vorbeigegangen ist. Wäre ich getroffen worden, hätte das böse ausgehen können. Nach solchen Erlebnissen wird man auf jeden Fall vorsichtiger.

FOCUS Online:Sie sind erst vor kurzem verletzt worden, was war das für eine Situation?

Kambouri:Eine Frau mit osteuropäischen Wurzeln ist über eine rote Ampel gegangen. Als ich sie angesprochen habe, wollte sie wegrennen. Weil sie sich so seltsam verhalten hat, wollte ich ihre Personalien aufnehmen. Da hat die Frau mir mit der Faust, in der sie ein Feuerzeug hatte, ins Gesicht geschlagen. Ich habe daraufhin eine Einblutung am rechten Auge erlitten.

FOCUS Online:Sind Sie angesichts solcher Erlebnisse noch gerne Polizistin?

Kambouri:Noch liebe ich meinen Beruf. Aber die Ausmaße, in denen wir Gewalt und Respektlosigkeit erleben, sind nicht mehr akzeptabel. Deshalb war es auch an der Zeit für mich, das Buch zu schreiben.

FOCUS Online:  Gäbe es einen Punkt, an dem Sie sagen würden: Jetzt reicht es?

Kambouri:  Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Einen Punkt würde ich aber dann setzen, wenn mein Leben konkret bedroht wäre. Ich bin mir bewusst, dass Gewalt und Aggression zum Beruf der Polizistin dazugehören. Das muss man als Polizist auch in Kauf nehmen.

FOCUS Online:Und was wollen Sie mit Ihrem Buch erreichen?

Kambouri:Ich will darauf aufmerksam machen, dass die Gewalt und Respektlosigkeit gegenüber Polizisten immer weiter zunimmt – auch in ihrer Intensität. Und mir ging es darum, ganz klar zu sagen, dass dafür vor allem junge Migranten ausmuslimischgeprägten Ländern verantwortlich sind.

Im Video: So wappnen sich Bewohner des Problemviertels Duisburg-Marxloh gegen Flüchtlinge

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FOCUS Online:Was fordern Sie von der Politik?

Kambouri:Es ist wichtig, dass die Politik die Probleme anerkennt. Die Fakten, auch das Problem mit jungen Muslimen, müssen einfach angesprochen werden.

Auch die Justiz ist gefragt. Ich finde, man muss das Strafmaß für den Widerstand gegen Polizisten erhöhen. Als Opfer wird man zu oft im Stich gelassen. Die Täter lachen sich tot, weil sie entweder nur geringe Geldstrafen aufgebrummt bekommen oder ganz unbeschadet davonkommen. Die Justiz müsste solche Fälle auch viel schneller abarbeiten.

FOCUS Online:Sie schreiben, dass es besonders junge Muslime und Migranten sind, die auffällig werden. Wie schwierig ist es, mit einer solchen Position an die Öffentlichkeit zu gehen?

Kambouri:Ich fand das nicht besonders schwierig. Ich sage einfach meine Meinung und beschreibe, was ich täglich erlebe.

Es ist traurig, dass ich mich immerzu dafür rechtfertigen muss. Ich habe mit rechtsextremen Ansichten nichts zu tun. Meine beste Freundin ist Türkin, ich selbst habe griechische Wurzeln und  bulgarische Verwandtschaft.

FOCUS Online:Welchen Einfluss haben IhregriechischenWurzeln auf Ihren Berufsalltag?

Kambouri:Im Kollegenkreis ist meine Herkunft überhaupt kein Thema. Auf der Straße erleichtert es mir mein südländisches Aussehen jedoch nicht gerade. Libanesen halten mich zum Beispiel oft für eine Landsfrau. Bei Kontrollen und Einsätzen versuchen sie, mich auf ihre Seite zu ziehen. Es gibt aber auch Situationen, in denen vor allem ältere Männer überhaupt nicht mit mir sprechen.

FOCUS Online:In jüngster Zeit wurdedie Polizeiauch immer wieder in Flüchtlingsheime gerufen, wenn es dort zu Streit kam. Wie erleben Sie das?

Kambouri:Mittlerweile merkt man, dass es auch mit Flüchtlingen Probleme gibt. Es gibt Menschen, die sind erst ein paar Tage hier und begehen schon Straftaten, klauen zum Beispiel. Sie kennen die Werte und Normen in Deutschland nicht und interessieren sich auch nicht dafür. 

Es sind wenige, die leider oft mit den anderen Flüchtlingen über einen Kamm geschoren werden. Das ist ein sehr  großes Problem. Es besteht die Gefahr, dass die positive und offene Stimmung gegenüber Flüchtlingen in Deutschland ganz schnell kippt.

FOCUS Online:Zum Abschluss die Frage: Wie sind die Reaktionen auf Ihr Buch?

Kambouri:Ich habe sehr viele, sehr positive Rückmeldungen bekommen. ImInternetist die Post abgegangen. Viele haben geschrieben, dass es toll ist, wenn jemand so offen und mutig ist.

Ich finde zwar, das hat gar nichts mit Mut zu tun; ich erzähle einfach nur, was ich wirklich erlebe – aber das Feedback bestärkt mich sehr. Man merkt, dass diese Probleme die ganze Gesellschaft belasten.

"Deutschland im Blaulicht – Notruf einer Polizistin" von Tania Kambouri ist im Piper-Verlag erschienen.

Im Video: Kampf in der Garage: Hausbewohner versucht, Einbrecher die Pistole abzuringen

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