Donnerstag, April 25, 2024
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Türkischstämmige Muslima wird CDU-Spitzenkandidatin in Hamburg

Die Hamburger CDU tritt bei der Bürgerschaftswahl 2020 mit Aygül Özkan als Spitzenkandidatin an. Die Frau, die durch ihre Feldzüge gegen Kreuze in Schulen und für „kultursensible Sprache“ in Medien bekannt wurde, soll Erste Bürgermeisterin werden. Özkan könne „Hamburg in seiner Vielschichtigkeit und Offenheit gut repräsentieren“, erklärten CDU-Fraktionschef André Trepoll und Parteichef Roland Heintze auf einer Pressekonferenz am Sonntag.

2010 wurde die heute 46-Jährige niedersächsische Integrationsministerin und damit erste Muslimin in einer deutschen Landesregierung. Unmittelbar vor ihrer Ernennung forderte sie, die in Niedersachsen üblichen Kreuze aus den Schulen zu entfernen: „Christliche Symbole gehören nicht an staatliche Schulen. Die Schule sollte ein neutraler Ort sein.“

Damals kritisierte der seinerzeitige niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff noch die Position Özkans: „In Niedersachsen werden christliche Symbole, insbesondere Kreuze in den Schulen, seitens der Landesregierung im Sinne einer toleranten Erziehung auf Grundlage christlicher Werte begrüßt.“ Als Bundespräsident machte Wulff eine Kehrwende und sagte: „Der Islam gehört zu Deutschland.“

Aygül Özkan ist Vorstand der „Arbeitsgemeinschaft türkischer Unternehmer und Existenzgründer“ und der „Arbeitsgemeinschaft selbständiger Migranten“. Mit ihrer Arbeit gilt türkischstämmige Frau als Lobbyistin von Ausländern. Nun soll die Frau, die ein Problem mit christlichen Symbolen hat, für eine sich christlich nennende Partei als erste Person muslimischen Glaubens ein Bundesland führen.

Laut Hamburger CDU ist bei Özkan allerdings vor wenigen Tagen eine „schwere Krankheit“ diagnostiziert worden. Wann die Nominierung erfolgen kann, sei deshalb unklar. Trepoll betonte aber, die CDU habe entschieden, dass sie an Özkan festhalten wird. Sie sei die beste Kandidatin, die die CDU haben könne.

In einer schriftlichen Stellungnahme erklärte die Mutter eines Sohnes, es sei eine besondere Ehre, dass die Parteiführung sie um ihre Spitzenkandidatur gebeten habe. „Ich war schnell davon überzeugt, dass wir gemeinsam ein erfolgreiches Team bilden können, um unserer Partei und Hamburg Auftrieb zu geben.“ Bei der Bürgerschaftswahl 2015 war die CDU auf 15,9 Prozent der Stimmen abgestürzt. Jetzt setzt die Partei offenbar auf die große muslimische Community in der Hansestadt, um das Ergebnis zu verbessern. In Hamburg leben knapp 650.000 Menschen mit einem Migrationshintergrund.

Nach der Wahlniederlage der CDU im Februar 2013 musste sie ihr Amt als Ministerin in Niedersachsen aufgeben. Politisch wurde es ruhig um sie. Özkan ging als Geschäftsführerin zur Deutschen Bank-Tochte „DB Kredit Service“ in Berlin.

Zuvor hatte sie mit einer „Mediencharta für Niedersachsen“ für Aufsehen gesorgt. Diese Journalisten per Unterschrift verpflichten, eine „kultursensible“ Sprache zu verwenden und durch ihre Berichterstattung die „nachhaltige Unterstützung“ des Integrationsprozesses zu fördern. Nach damals noch heftiger Kritik zog sie dieses Ansinnen zurück. (WS)

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