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Und täglich lockt das Glyphosat: Diesmal am Morgen in Wattepads und Wattestäbchen

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Krebserregender Pflanzenschutz: Vor Kurzem berichteten wir über Glyphosat-Funde in deutschen Bieren. So ergab eine Untersuchung des Münchener Umweltinstituts, dass mehrere deutsche

Biersorten mit Glyphosat belastet sind.

 

„Ein Stoff, der wahrscheinlich krebserregend ist, hat weder im Bier noch in

unserem Körper etwas verloren“, erklärte damals eine Sprecherin des Umweltinstituts. Gut, Sie trinken kein Bier und denken sind außer Gefahr? Nun, die Gefahr lauert auch an anderer Stelle.

Eine Stichprobe des ZDF-Wirtschaftsmagazins „WISO“ hat das Unkrautbekämpfungsmittel auch in Wattepads und Wattestäbchen nachgewiesen. Und dabei nicht allein in konventionellen, sondern auch in einem Bio-Produkt (Wir schminken uns zu Tode – Über 8.500 Stoffe können in der Kosmetik stecken (Video)).

Die dabei gemessenen Werte seien höher als die bestehenden Grenzwerte für Trinkwasser. Allerdings gibt es bislang für textile Produkte keine Grenzwerte für Glyphosat. Textilprodukte werden bislang nicht regelmäßig auf den Wirkstoff untersucht. Es steht aber zu erwarten, dass der vermutlich krebserregende Unkrautvernichter unser täglicher Begleiter und präsenter ist, als wir uns das derzeit vorstellen können.

Insgesamt 31 Hygieneprodukte hat die ZDF-WISO-Redaktion auf Glyphosat testen lassen. Dabei wurde in sechs Wattepads/Wattestäbchen der Hauptmetabolid AMPA in einer Konzentration zwischen 15 bis 90 ppb gemessen. AMPA ist ein Abbauprodukt von Glyphosat und dient dem Nachweis des Unkrautbekämpfungsmittels.

Kippt die Zulassung von Glyphosat?

Ende das Jahres ist die Genehmigung für den Einsatz von Glyphosat in der Europäischen Union ausgelaufen. Die Hersteller von Düngemitteln wie Monsanto, Syngenta, Compo oder Dow AgroSciences, die Produkte mit Glyphosat auf dem Markt haben, rühren kräftig die Trommel, dass einer weiteren Zulassung ihrer Glyphosat-Produkte nichts im Wege steht.

Das Umweltbundesamt lehnt jedoch eine weitere Zulassung des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat in der EU ab. Im ZDF-Wirtschaftsmagazin „WISO“ begründet Andreas Gies vom Umweltbundesamt dies mit den Schäden, die Glyphosat in der Umwelt und in der Nahrungskette verursache. Analysen des Umweltbundesamtes hätten Glyphosat in immer mehr Menschen in immer höheren Konzentrationen gefunden.

Bereits im vergangenen Jahr hatte die Weltgesundheitsorganisation Glyphosat aufgrund des Nachweises der Krebsgefahr bei Tierversuchen als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft. Das sollte man nicht ignorieren, forderte Gies. „Wegen dieser Umweltauswirkungen ist das Umweltbundesamt nicht in der Lage, einer weiteren Zulassung zuzustimmen.“

Die EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) hingegen kam im November zu dem Schluss, es sei „unwahrscheinlich, dass von Glyphosat eine Krebsgefahr ausgeht.“ Allerdings waren die Experten des Instituts nicht alle einer Meinung Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) kam zu dem Schluss, dass bei richtiger Anwendung kein Krebsrisiko für den Menschen zu erwarten sei.

Entscheidung vertagt: Abstimmung über Glyphosat „nur mit allen Fakten“

Die EU-Kommission hat die Abstimmung über eine weitere Zulassung des umstrittenen Pflanzenschutzmittels Glyphosat verschoben.

Die Verlängerung sei im zuständigen Fachausschuss nicht zur Abstimmung gestellt worden, sagte ein Diplomat. Offenbar habe sich keine qualifizierte Mehrheit der Mitgliedsstaaten abgezeichnet.

Der Grünen-Europapolitiker Martin Häusling hatte einen Tag zuvor gefordert, die Abstimmung über eine weitere Zulassung des Pflanzenschutzmittels Glyphosat zu verschieben. Schweden, Frankreich und Italien nähmen inzwischen eine kritische Haltung zur Zulassung ein, erklärte Häusling am Montag, 7. März 2016 in Straßburg. „Ich fordere daher eine Vertagung der Abstimmung, bis alle relevanten Bewertungen auf dem Tisch liegen.“ Eine Zulassung zum jetzigen Zeitpunkt, zu dem noch nicht alle Bewertungen auf dem Tisch lägen, „und dann noch ohne Auflagen und für 15 weitere Jahre“, käme einer „Dienstleistung für die Agrar- und Chemieindustrie gleich“.

Die Entscheidung fällt grundsätzlich in einem Fachausschuss, in dem Vertreter der EU-Mitgliedstaaten sitzen, in einem Komitologie-Verfahren. Diese Verfahren finden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Stimmt eine qualifizierte Mehrheit der Mitgliedstaaten für die Verlängerung der Zulassung von Glyphosat, ist sie beschlossen. Ist eine qualifizierte Mehrheit dagegen, darf die EU-Kommission eigenständig entscheiden, was passiert.

Was ist Glyphosat?

Glyphosat ist einer der weltweit am meisten eingesetzten Herbizide in Pflanzenschutzmitteln. Der Wirkstoff wird seit der zweiten Hälfte der 1970er Jahre in der konventionellen Landwirtschaft mit dem Ziel der Unkrautbekämpfung sowie die Beschleunigung der Erntereifung eingesetzt – wie zum Beispiel im Weinbau, beim Anbau von Kartoffeln, Feldfrüchten, Obst und Getreide.

Dementsprechend finden sich in vielen Böden, Gewässern und Grundwassern Glyphosat-Rückstände, der Streit um die krebserregende Wirkung scheint dabei genauso alt, wie das Mittel selbst.

Glyphosat lässt Kleinlebewesen verschwinden

„Die Auswirkungen wurden nur für wenige ausgewählte Organismen getestet“, so der Ökotoxikologe Dr. Werner Kratz. „Außerdem finden die maßgeblichen Untersuchungen in Laboratorien statt, nicht im Freiland. Weil Freilanduntersuchungen mit ihrer sehr komplexen Verknüpfung von Arten natürlich sehr viel schwieriger zu simulieren sind als eine Laborsituation.“ Das Herbizid vernichtet Ackerkräuter und damit die Nahrungsgrundlage für Insekten. Diese wiederum dienen Feldvögeln als Nahrung.

Die Auswertung von mehr als tausend Studien habe aber gezeigt, dass bestimmte glyphosathaltige Pflanzenschutzmittel wegen anderer Inhaltsstoffe giftiger sein könnten als der Wirkstoff Glyphosat an sich, warnte der Präsident des Instituts, Andreas Hensel. Dies werde bei der Zulassung glyphosathaltiger Pflanzenschutzmittel berücksichtigt, fügte er hinzu.

Die Daten gaben Hensel zufolge keinen Anlass, „die gesundheitlichen Grenzwerte des Wirkstoffs wesentlich zu verändern“. Bestehende Höchstwerte für Rückstände seien nach wie vor sicher für Verbraucher. Bei Bedarf könnten einzelne Höchstgehalte für Glyphosat sogar ohne Gefahr für Verbraucher angehoben werden, etwa wenn dies wegen neu beantragter Importtoleranzen erforderlich wäre, erklärte das BfR.

Kritiker: Gefahren für den Menschen sind möglich

Kritiker werfen den europäischen Behörden vor, die Bevölkerung nicht auf eine Glyphosat-Belastung hin zu untersuchen und Lebensmittel zu selten auf Rückstände zu testen. Zudem befürchten sie negative Auswirkungen auf das menschliche Hormonsystem und Fehlbildungen bei Kindern.

Deutsche Landwirte spritzen das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat, um alle Getreidepflanzen in einem Feld auf den gleichen Trocknungszustand zu bringen und so effizienter ernten zu können. In der Schweiz ist es nicht zugelassen. In Österreich wird Glyphosat noch verwendet, es läuft jedoch ein parlamentarisches Verfahren, es zu verbieten.

Glyphosat ist weltweit einer der am meisten eingesetzten Wirkstoffe in Pflanzenschutzmitteln. Es hemmt ein Enzym, das für die Proteinsynthese in Pflanzen zuständig ist. Es tötet jede Pflanze, die nicht gentechnisch so verändert wurde, dass sie den Einsatz des Herbizids überlebt. Glyphosat wird vor allem in der Landwirtschaft eingesetzt, aber auch zur Unkrautvernichtung in Parkanlagen, auf Bahngleisen und in Gärten.

Literatur:

Saat der Zerstörung. Die dunkle Seite der Gen-Manipulation von F William Engdahl

Unser tägliches Gift: Wie wir uns langsam aber sicher vergiften vonDr. Elena Krieger

Der Gen-Food Wahnsinn

Mit Gift und Genen: Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert von Marie-Monique Robin

Quellen: PublicDomain/wallstreet-online.de/3sat.de am 08.03.2016

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