Donnerstag, März 28, 2024
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Unicef: Immer größere Brutalität in Syrien mit furchtbaren Folgen für die Zivilbevölkerung

„Es geschehen Kriegsverbrechen mit einer Rücksichtslosigkeit, die einem den Atem raubt“, sagte der Leiter des UN-Kinderhilfswerks. „Nach fünf Jahren Krieg scheinen alle Schranken gefallen zu sein – mit furchtbaren Folgen für die Zivilbevölkerung und besonders für die Kinder“, sagte der Deutschland-Chef von Unicef Schneider.

Der Krieg in Syrien wird nach Worten des Deutschland-Chefs von Unicef, Christian Schneider, mit immer größerer Brutalität geführt.

„Es geschehen Kriegsverbrechen mit einer Rücksichtslosigkeit, die einem den Atem raubt“, sagte der Leiter des UN-Kinderhilfswerks. „Nach fünf Jahren Krieg scheinen alle Schranken gefallen zu sein – mit furchtbaren Folgen für die Zivilbevölkerung und besonders für die Kinder“, sagte Schneider der „Rhein-Neckar-Zeitung“. Kinder litten unter extremer Angst und Elend und viele würden getötet.

Unicef verlangt Hilfskorridore unter internationaler Aufsicht der UN. „Die Menschen müssen darauf vertrauen können, dass sie dort wirklich in Sicherheit sind“, sagte Schneider.

Hilfsorganisationen kritisieren weiterhin die von syrischen und russischen Truppen eingerichteten Fluchtkorridore für Hunderttausende eingekesselte Zivilisten in Aleppo. Dies sei keine humanitäre Hilfsmaßnahme, erklärten CARE, Save the Children, World Vision, AWO International gemeinsam mit 35 weiteren Organisationen.

„Einen angeblich sicheren Fluchtweg anzubieten, darf nicht im Umkehrschluss bedeuten, dass die verbleibenden Menschen zu militärischen legitimierten Zielen werden“, heißt es. Die Stadt dürfe nicht zu einem weiteren Ort des Massensterbens werden, der Belagerungszustand und die illegalen Angriffe auf Zivilisten müssten enden.

Syrische Regierungstruppen hatten im Juli alle Versorgungswege nach Aleppo erobert und dort bis zu 300 000 Bewohner eingekesselt. Aleppo gilt als wichtigstes Schlachtfeld im Bürgerkrieg. Am Donnerstag hatten syrische Streitkräfte erste Korridore geöffnet. Die UN rufen Moskau auf, deren Verwaltung UN-Experten zu überlassen.

Weiter erklärten die Hilfsorganisationen: „Eine wirkliche humanitäre Hilfsaktion würde die Bewohner von Aleppo nicht zu der Wahl zwingen, entweder in die Arme ihrer Angreifer zu fliehen oder in den belagerten und bombardierten Stadtteilen zu bleiben.“

Wenn Russland eine humanitäre Katastrophe abwenden wolle, sollte es die UN-Forderung unterstützen, dass die Konfliktparteien wöchentlich eine 48-stündige Feuerpause einhalten, heißt es weiter. Nur so lasse sich ein sicherer, ungehinderter und unverzüglicher humanitärer Zugang gewährleisten, über den Hilfsgüter nach Aleppo transportiert werden und Menschen freiwillig die Stadt verlassen können.

Hintergrund

Angeführt wird die Offensive, die am Sonntagabend begann, von teilweise radikalislamischen Gruppen. So handelt es sich bei Fatah al-Scham – noch vor wenigen Tagen als Al-Nusra-Front der offizielle Ableger des Terrornetzwerkes Al-Kaida in Syrien – um Dschihadisten. „Die Kämpfer von Aleppo stoßen vor und mit Gottes Willen werden wir siegen, um unsere Leute in Aleppo zu befreien“, sagte ein Fatah-al-Scham-Aktivist der Deutschen Presse-Agentur. Auch die mächtige islamistische Miliz Ahrar al-Scham, die sich etwas pragmatischer und weniger radikal gibt, ist Teil des Bündnisses.

Aktivisten in Aleppo veröffentlichten in Sozialen Netzwerken Bilder von brennenden Reifen nahe der umkämpften Gebiete. Der aufsteigende Rauch soll die Sicht der Regime-Kampfflugzeuge behindern.

Das syrische Regime hatte am Donnerstag in Aleppo drei angeblich sichere Korridore geöffnet, durch die Zivilisten die Stadt verlassen können. Oppositionelle warnten die Einheimischen allerdings. Sie behaupteten, Flüchtlinge aus der Stadt würden von den Assad-Truppen umgebracht.

Das syrische Regime kontrolliert mit seinen Verbündeten – zu denen unter anderem Russland gehört – den Westteil der Stadt und hält auch Gebiete außerhalb der Stadtgrenzen, so dass die Rebellen im Osten Aleppos belagert sind. Die eingeschlossenen Gruppen gehören einem weiten Spektrum zwischen extremistisch, islamistisch bis hin zu moderat an. Einige werden auch von den USA unterstützt. Genauso wie die kurdischen Kämpfer, die einige Viertel im Norden der Stadt kontrollieren.

Dazu schrieb Die Welt am 7. Juli:

„In Wahrheit geht es Moskau und Damaskus darum, für die Friedensverhandlungen in Genf möglichst vollendete Tatsachen zu schaffen. Diese werden so zunehmend zur Farce. Doch nicht nur Steinmeier und die Bundesregierung nehmen Putins und Assads genozidalen Krieg hin. Auch die westliche Führungsmacht lässt sie gewähren.

Kürzlich forderten 51 US-Diplomaten öffentlich, die USA müssten endlich gegen das Assad-Regime vorgehen, um es zu ernsthaften Verhandlungen über eine Friedenslösung für Syrien zu zwingen. Der Appell verhallte folgenlos. Stattdessen kooperiert Washington faktisch mit der Kriegsachse Moskau-Damaskus-Teheran.

Nicht nur verschließt der Westen die Augen vor einer der furchtbarsten Katastrophen der jüngeren Geschichte. Er macht sich längst der Komplizenschaft schuldig.“

(dpa)

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