Donnerstag, April 18, 2024
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Unter einer Decke: Coca-Cola, Pepsi und Ärzteverbände verhindern Gesundheitsschutz

Die Konzerne Coca-Cola und Pepsi sollen rund 100 ärztliche Verbände finanziell unterstützt haben, um zu verhindern, dass der Konsum zuckerhaltiger Getränke in den USA eingeschränkt wird, wie die Fachzeitschrift „American Journal of Preventive Medicine“ berichtet.

Laut dem Fachmagazin haben Coca-Cola und Pepsi sich zwischen 2011 und 2015 gegen 29 Gesetzesinitiativen eingesetzt, die auf die Konsumreduzierung  zuckerhaltiger Getränke in den USA gerichtet waren.

Zu diesem Ergebnis kamen Forscher der Boston University, die die Spenden- und Förderverträge der beiden Getränkehersteller mit ärztlichen Organisationen und Vereinigungen ausgewertet haben.

Die beiden US-Konzerne hätten zudem ihre Kontakte zu Gesundheitsschutzbehörden genutzt, um das eigene Image in der Öffentlichkeit zu verbessern (Zucker: Heimliche Absprachen mit Coca-Cola aufgedeckt – Direktorin zurückgetreten).

Insgesamt geben Coca-Cola und Pepsi rund neun Millionen US-Dollar pro Jahr für derartige Kampagnen aus, schreibt das Fachblatt.

Die beiden Getränkehersteller haben die Untersuchung der Boston University bislang nicht kommentiert. Auf eine Anfrage der „Washington Post“ teilte der US-Verband der Getränkehersteller mit, dass die Mitgliedsunternehmen des Verbands sich intensiv mit den Fragen des Gesundheitsschutzes befassen und eine lange Tradition der Unterstützung von Nichtregierungsorganisationen haben (Gerichtsurteile bestätigen: Pepsi-Getränke enthalten krebserregenden Inhaltsstoff).

Umfrage belegt Zustimmung zu einer Zuckerabgabe

Die Mehrheit der Verbraucherinnen und Verbraucher spricht sich für eine zweckgebundene Hersteller-Abgabe auf besonders zuckrige Getränke aus. Das hat eine repräsentative Umfrage ergeben. Sogar einkommensschwache Haushalte sind dafür.

Mehr als die Hälfte aller Befragten (54 Prozent) geht laut infratest dimap davon aus, dass eine Hersteller-Abgabe auf zuckerreiche Getränke eine gesunde Ernährung bei Kindern fördern kann. 23 Prozent der Verbraucherinnen und Verbraucher halten eine solche Maßnahme für „sehr geeignet“, 31 Prozent für „geeignet“.

 

Besonders hoch ist die Zustimmung bei den 18- bis 34-Jährigen, am niedrigsten bei den Über-65-Jährigen.

Auffällig: Es gibt kaum Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Auch nach Bildungsabschlüssen gestaffelt sind die Zustimmungsraten annährend gleich. Und sogar bei Einkommensschwachen, denen im Monat pro Haushalt weniger als 1500 Euro zur Verfügung stehen, liegt die Zustimmung noch bei 50 Prozent (Studie: Diät-Getränke helfen besser beim Abnehmen als Wasser – finanziert von… Coca-Cola & Pepsi).

Großbritannien macht es vor

foodwatch plädiert für eine Zuckerabgabe nach britischem Vorbild. Dort gelten Getränke mit einem Anteil von mehr als fünf Prozent Zucker als überzuckert. Für sie müssen Hersteller ab 2018 eine Abgabe zahlen. Als Anreiz für die Getränke-Industrie, den Zucker zu reduzieren, fordert foodwatch eine ähnliche Regelung auch für Deutschland.

Die Einnahmen sollten zweckgebunden verwendet werden, um gesunde Ernährung, Ernährungsbildung und Sportprogramme bei Kindern und Jugendlichen zu fördern.

Neben einer solchen zweckgebundenen Hersteller-Abgabe verlangt foodwatch eine verbraucherfreundliche Nährwertkennzeichnung in Ampelfarben sowie gesetzliche Beschränkungen der an Kinder gerichteten Werbung mit Sportidolen (Dicke Kinder: Popstars bewerben zu viel Fast-Food – Pepsi fügt Getränken wieder Aspartam hinzu), Comicfiguren oder Spielzeugbeigaben (Coca Cola macht auf „grün“: Außen „gesund“, innen immer noch viel Zucker).

Anlässlich des Welt-Adipositas-Tages hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) einen Bericht vorgelegt. Darin spricht sie sich für Sondersteuern auf Zuckergetränke von mindestens 20 Prozent aus. Dadurch sollen die Fälle von Übergewicht, Fettleibigkeit und Typ-2-Diabetes reduziert werden.

Gestern hatte bereits der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) für eine Zuckerabgabe auf so genannte Erfrischungsgetränke plädiert (Zuckerindustrie bezahlte 1967 Forscher, um Zusammenhang von Zucker und Herzerkrankungen zu verschweigen).

„Bundesernährungsminister Schmidt sollte endlich auf die WHO hören, anstatt der Lebensmittel-Lobby auf den Leim zu gehen: Sonderabgaben auf Zuckergetränke wirken und sind unabdingbar im Kampf gegen Fettleibigkeit und chronische Krankheiten. Sogar eine Mehrheit der Verbraucherinnen und Verbraucher befürwortet das. Solange Minister Schmidt sich jedoch weigert, die Industrie in die Pflicht zu nehmen, macht er sich zum Interessensvertreter von Coke, Pepsi & Co.“

foodwatch-Experte Oliver Huizinga

Literatur:

Selbstversorgung aus der Natur mit essbaren Wildpflanzen von Constanze von Eschbach

Food, Inc. – Was essen wir wirklich?

Opium fürs Volk: Natürliche Drogen in unserem Essen von Udo Pollmer

Der Gen-Food Wahnsinn

Quellen: PublicDomain/de.sputniknews.com/foodwatch.org am 10.10.2016

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