Freitag, April 19, 2024
StartWirtschaftUS-Wirtschaft: Fast 300 Dieselloks in der Wüste “geparkt“

US-Wirtschaft: Fast 300 Dieselloks in der Wüste “geparkt“

Am 4. Mai berichtete der US-Finanzjournalist Wolf Richter auf seiner Internetseite Wolfstreet.com, dass die derzeitige Rezession in den USA nun auch den Bahnfrachtverkehr erheblich trifft. So schreibt die Association of American Railroads (AAR) in ihrem jüngsten Bericht, dass der Bahnverkehr in den USA im April verglichen mit dem Vorjahr um 11,8 % eingebrochen ist. Als Grund werden die Rückgänge der Verladeeinheiten bei Rohstoffen wie Kohle, Öl, Getreide und Chemikalien angegeben, welche sich um 16,1 % auf 944.339 Einheiten verringert haben. Richter schreibt:

Die Kohleindustrie ist in schrecklichem Zustand und kann nicht mit den derzeitigen Preisen für US-Erdgas mithalten. Kohlebetriebene Kraftwerke werden stillgelegt, die Nachfrage nach Kraftwerkskohle bricht ein. Große US-Kohlenminen – selbst die größte – sind bankrott. Im April sind also die Ladungen für Kohle um 40 % vom bereits stark geschrumpften Vorjahresniveau zurückgegangen.

Nach Angaben der AAR leidet der Verladeverkehr für Kohle unter den niedrigen Gaspreisen und zusätzlich unter den hohen Lagerbeständen in den Kraftwerken. Richter weiter:

Es betrifft jedoch nicht nur Kohle. Im April fielen Containerladungen um 7,5 % im Jahresvergleich auf 1.028.460 Einheiten im kombinierten Frachtverkehr. Diese transportieren Güter für Einzel- und Großhändler und Teile, Komponenten und Baugruppen für Fabriken. … Sie sind ein Maßstab für die Realwirtschaft.

Der Vizepräsident für Unternehmenspolitik und Wirtschaft der AAR, John Gray, verbreitet jedoch Hoffnung:

»Wir erwarten, dass die nicht aus Kohle bestehenden Ladungen zunehmen, wenn die Wirtschaft wieder zulegt und wir denken, dass die Schwäche im gemischten Frachtverkehr im April zumindest teilweise auf hohe Lagerbestände der Unternehmen zurückzuführen ist, die zunächst heruntergefahren werden müssen, bevor neue Aufträge und damit neue Ladungen kommen.«

Die Auswirkungen für den Bahnfrachtverkehr sind inzwischen unübersehbar. Das US-Unternehmen Union Pacific hat eine Lösung für dieses Problem gefunden. Auf einem Seitengleis westlich von Benson im US-Bundesstaat Arizona wurden von dem Unternehmen 292 seiner Diesellokomotiven abgestellt. Auf der Abbildung ist zu erkennen, wie sich die Reihe der Loks links herum bis in den Horizont ausdehnt (zum Vergrößern klicken):

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Richter merkt in seinem Artikel an, dass diese Triebwagen teuer sind und durch ihren Nicht-Einsatz zu »Überkapazität« werden – genau wie die Mitarbeiter, die auf diesen Triebwagen im Einsatz waren. Entlassungen haben bereits begonnen, stellt Richter fest. Weiter schreibt er:

Dieses Szenario spielt sich im ganzen Land ab. … Tausende von Lokomotiven und Hundertausende von Waggons – ein enormes gebundenes Kapital – werden meistens außer Sichtweite irgendwo geparkt – eine “Überkapazität“, die jetzt auf bessere Zeiten und das Ende der Rezession im US-Transportgewerbe wartet.

Alles läuft nach Plan…

Der Nachtwächter

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