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Vatikan: Die dunklen Geheimnisse in den Archiven des Papstes

In der geheimen Bibliothek des Papstes lagern unvorstellbare Schätze, unter anderem Briefe von Kaiserin Sissi und Abraham Lincoln – aber auch Dokumente zu Verbrechen der katholischen Kirche. Welche Geheimnisse verbergen sich dort?

Unvorstellbare 85 Kilometer an Regalen stehen im geheimen Archiv des Vatikans. Das bietet Stoff für Legenden, Mythen und Verschwörungstheorien.

Es wurde 1612 von Papst Paul V. gegründet und enthält rund 85 Regalkilometer Akten. Die ältesten stammen aus dem 8. Jahrhundert. In diesem Archiv lagern Dokumente, die nicht nur das Herz von Kirchenhistorikern höher schlagen lassen.

Briefe von Michelangelo, Marie Antoinette oder Maria Stuart beispielsweise, die Registereintragung der Bannbulle Martin Luthers oder Akten aus den Prozessen gegen Giordano Bruno, Galileo Galilei und die Templer.

Was versteckt die katholische Kirche im „Archivio Segreto“ im Vatikanstaat, welche dunklen Geheimnisse würden ans Licht kommen, wenn man die Dokumente in den Kellern einsehen könnte?

Zum Beispiel heimliche Botschaften der Illuminati, in denen Anschläge auf Kardinäle beschrieben sind? Die entdeckt die Hauptperson des Roman- und Kino-Thrillers „Illuminati“ in der Bibliothek, und löst damit eine Jagd durch ganz Europa aus.

Bei Bestsellerautor Dan Brown klingt das Geheimarchiv ziemlich gruselig: Es wird von einem bewaffneten Agenten geleitet.

Und die wertvollen Schriften liegen in luftdichten Kammern. Wer sie unbefugt betritt, bringt sich in Lebensgefahr. Denn nur die Eingeweihten können die Luftzufuhr in den Räumen regeln. Brown hat damit die Phantasie vieler Verschwörungstheoretiker beflügelt – er selbst hat das Archiv allerdings nie besucht (Wie der Vatikan und die Jesuiten die Welt beherrschen und ins Unglück stürzen (Videos)).

Der „Bunker“ liegt unter der Erde

Um die verborgenen Kellerräume ranken sich aber nicht erst seit dem Thriller viele Legenden. Wissenschaftler, Autoren und Verschwörungstheoretiker sind gleichermaßen fasziniert von der riesigen Bibliothek.

Das liegt auch daran, dass die Kirche jahrhundertelang kaum Informationen an die Öffentlichkeit dringen ließ. Das Herz des Archivs ist ein zweistöckiger Raum unter der Erde, „Bunker“ genannt. Angeblich ist er atombombensicher, hier lagern die empfindlichsten Dokumente. Doch insgesamt gibt es 600 einzelne Archive im Vatikan.

Mindestens 35.000 Bände an Dokumenten sind im Inventar aufgeführt, der Bestand ist aber längst nicht vollständig erfasst (Vatikan: Der Papst und „satanische Messen“).

Viele Akten sind offenbar im Lauf der Jahre falsch eingeordnet worden oder wurden erst viel später entdeckt. Das befeuert erst Recht die Gerüchteküche. Das älteste Dokument stammt aus dem achten Jahrhundert. Es gab einmal noch ältere Unterlagen, die bis ins vierte Jahrhundert zurückreichten: Doch die Papyrusrollen sind zum Großteil verloren gegangen.

 

Päpstliche Bullen und Briefe von immensem Wert

Unter den Akten sind Briefe von unschätzbarem Wert an verschiedene Päpste, unter anderem von Michelangelo, Kaiser Friedrich Barbarossa, Abraham Lincoln oder Kaiserin Sissi von Österreich-Ungarn.

In der Bibliothek befindet sich auch eine päpstliche Bulle aus dem Jahr 1520, in der die Exkommunizierung Martin Luthers angeordnet wird, und eine Papstehrung für Wolfgang Amadeus Mozart.

Alle Gesetze des Vatikans und der politische Schriftverkehr der Päpste seit dem 13. Jahrhundert sind dort gesammelt, aber auch Bücher mit Abrechnungen von Adelsfamilien aus Rom (Blutlinien: Wissenschaftlich belegt – die Reichen bleiben seit Jahrhunderten unter sich und 13 elitäre Blutlinien: Die Ursache vielen Elends und Übels auf Erden.

Und Anordnungen der kirchlichen Herrscher, die grausame Verbrechen nach sich zogen: Etwa eine Bulle von Papst Innozenz IV. aus dem Jahr 1252, in der er Folter erlaubte, um Geständnisse von vermeintlichen Ketzern und Hexen zu erzwingen.

Prozessakten gegen Galilei und Schreiben mit 81 Siegeln

Viele der in den Schriften behandelten Ereignisse sind in die Geschichtsbücher eingegangen, sie haben den Lauf der Welt verändert:

So sind etwa die Prozessakten gegen den als Ketzer diffamierten Galileo Galilei zu finden. Er hatte den Zorn der Kirche auf sich gezogen, weil er behauptete, dass die Planeten um die Sonne kreisten und nicht die Erde der Mittelpunkt des Universums sei.

Besonders wertvolle Dokumente im Geheimarchiv sind Briefe vom Hof des englischen Königs Henry VIII. an den Papst: Er bittet darin um die Annullierung seiner Ehe. Der Streit darum führte zur Gründung der Anglikanischen Kirche.

In einem weiteren Schreiben teilt Henry mit, dass der Adel in England seiner Scheidung zugestimmt hat – auf einem Pergament mit 81 Siegeln. Dieses Dokument war jahrzehntelang verschollen und tauchte 1919 wieder auf – versteckt im Geheimfach eines Stuhls.

Die gar nicht mehr so geheimen Archive

Es sind solche Geschichten, mit denen sich Verschwörungstheoretiker bestätigt sehen. Sie sind davon überzeugt, dass noch viele Geheimnisse ans Licht kommen würden, wenn die Archive erforscht würden. Dabei sind sie inzwischen längst nicht mehr so geheim. Bis ins späte 19. Jahrhundert wussten tatsächlich wenige Menschen außerhalb des Vatikans von ihrer Existenz.

Dass es sich um ein „Geheimarchiv“ handelte, war aber auch damals eigentlich falsch: Denn die Bezeichnung „Segreto“ im Namen steht nicht für eine Abschottung, sondern sie beschreibt lediglich, dass es sich um das Privatarchiv des Papstes handelt.

Gegründet hat es 1612 Papst Paul V., es gab aber schon Vorläufer. Heute sind mehr als 50 Mitarbeiter für die Pflege des „Archivio Segreto Vaticano“ zuständig.

Seit 1881 dürfen manche Wissenschaftler die Dokumente einsehen – allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen und erst nach Ablauf einer bestimmten Zeitspanne. Auch das finden viele verdächtig: Will die Kirche etwa unliebsame Wahrheiten vertuschen? Meist sind es um die 70 Jahre, gerechnet wird allerdings nach Pontifikaten, also der Amtszeit der Päpste.

Die Kirche hat sich im Lauf der Jahre immer weiter geöffnet: 2012 zeigte die Bibliothek zu ihrem 400-jährigen Bestehen sogar ausgewählte Exponate bei einer Ausstellung. Der passende Titel: „Lux in Arcana“, „Licht in die Geheimnisse“ (Zahl der Verbrechen im Vatikan steigt: Wirtschaftsdelikte, Pädophilie und Drogenhandel).

 

Auch heute noch spektakuläre Funde

In „Illuminati“ dürfen nur katholische Forscher das Archiv betreten, wenn überhaupt. In Wirklichkeit ist das anders:

Wissenschaftler brauchen ein abgeschlossenes Studium und eine Empfehlung, damit sie in dem Archiv forschen dürfen. Der „passende“ Glaube ist aber keine Voraussetzung. Vor Ort dürfen sie keine Handys benutzen und müssen angemessene Kleidung tragen.

Durch die beiden Lesesäle geht es hinunter in den »Bunker«. Eine gigantische bombensichere Stahlbetondecke schützt die endlos scheinenden Regale. Aneinandergereiht ergäben die Bücher eine Strecke von über 80 Kilometern. In einer Klimakammer werden die besonderen Schätze aufbewahrt.

Die Wissenschaftler machen mitunter auch heute noch spektakuläre Funde.

Zum Beispiel tauchte die Akte des Templerordens erst nach 700 Jahren wieder auf, eine aus 80 Pergamenten bestehende 56 Meter lange Akte.

Die Tempelritter hatten auf dem Tempelberg, in einer Burg auf dem Gelände, auf dem die Kirche der Heiligen Maria gestanden hatte und wo heute die Al-Aksa-Moschee ist, ihr Hauptquartier errichtet. In den Jahren zwischen ihrer Gründung 1118 bis zur Vertreibung aus dem Heiligen Land im Jahr 1291 durchsuchten die Templer systematisch Jerusalem nach Schätzen der Christen und Juden. Rasch verbreitete sich die Sage, dass sie im Tempelberg eine geheime Schatzkammer entdeckt und darin die Bundeslade gefunden hätten. Darüber spekulieren Wissenschaftler bis heute (Das geheimnisolle Königreich Axum und die verschollene Bundeslade (Video)).

Die Archivare sagen, dass eben manche Dokumente am falschen Ort gelagert waren. Kritiker glauben: Das ist kein Zufall, sondern Absicht, damit bestimmte Dinge nicht ans Licht kommen (Jesuiten, Freimaurer und Illuminaten: Eine (un)heilige Allianz zur Etablierung der Neuen Weltordnung (Video)).

 

Schon seit Jahren warten Experten mit Spannung darauf, dass die Geheimbibliothek die Akten aus der Zeit von Pius XII. öffentlich macht – dem Papst zur Zeit des Zweiten Weltkriegs (Vatikan & Nazis: Reichskonkordat vom 20. Juli 1933 und Fluchthilfe für NS-Kriegsverbrecher).

Der soll sich mit Hitler arrangiert und zu dessen Verbrechen geschwiegen haben. Bislang stammen alle einsehbaren Dokumente im Archiv aus der Zeit vor 1939. 16 Millionen Seiten in 250.000 Pappschachteln von und über Pius XII. soll es im Vatikan geben. 2019 dürften sie freigegeben werden – wenn es der Papst will.

Literatur:

Geheimbünde: Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand von Gisela Graichen

Die Rothschilds: Eine Familie beherrscht die Welt. von Tilman Knechtel

Schwarzbuch Freimaurerei: Geheimpolitik, Staatsterror, Politskandale – Von der Französischen Revolution bis Uwe Barschel von Guido Grandt

Die Rockefellers: Ein amerikanischer Albtraum von Tilman Knechtel

Quellen: PublicDomain/web.de/PA/juedische-allgemeine.de/srf.ch am 07.09.2016

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