Donnerstag, April 25, 2024
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Verheerende Zustände in österreichischen Pflege- und Altenheimen

Der Bericht der Volksanwaltschaft über teils gravierende Mängel in Pflege- und Altenheimen hat am Donnerstag für zahlreiche Reaktionen gesorgt. Während Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) dafür plädierte, bei Missständen „hinzuschauen“, beklagte die Gewerkschaft vor allem Personalmängel. Der Fachverband der Gesundheitsbetriebe in der WKÖ wehrte sich gegen eine „pauschale Verunglimpfung“.

Gabriele Fischer, Psychiaterin und Leiterin der Menschenrechtskommission der Volksanwaltschaft für die Steiermark und Kärnten, hatte zuvor im Ö1-„Morgenjournal“ von „strukturellen Defiziten“ in Alten- und Pflegeheimen gesprochen, vor allem was das sehr zeitige Zu-Bett-Bringen (vor 18 Uhr) anbelangt.

„Krasse Menschenrechtsverletzungen“

Im Bericht der Volksanwaltschaft war aber auch die Rede von teils gravierenden Vernachlässigungen und Hygiene-Mängeln. In einem Heim in Tirol etwa sollen Menschen in Harn und Kot gelegen sein, wegen Streitigkeiten über Zuständigkeiten zwischen Pflegekräften, wie das „Morgenjournal“ berichtete. In einem anderen Heim sind ältere Menschen mit Inkontinenzprodukten versorgt worden, obwohl sie gar nicht inkontinent sind. In einem Wiener Heim wurden laut dem Volksanwaltschafts-Bericht unruhigen Menschen Medikamente verabreicht. Volksanwalt Günther Kräuter (SPÖ) bezeichnete dies gegenüber Ö1 als „krasse Menschenrechtsverletzung“.

Norbert Hofer: „Alarmierendes Bild“

Von einem „alarmierenden Bild über die Zustände in heimischen Senioren- und Pflegeheimen“ sprach FPÖ-Pflegesprecher Norbert Hofer. Der Dritte Nationalratspräsident verwies auf die langjährige Forderung seiner Partei nach einer Aufstockung des Pflegepersonals, außerdem brauche es eine „Attraktivierung“ des Berufsbildes sowie die Einführung eines Lehrberufs Pflege.

Wirtschaftskammer weist Vorwürfe zurück

Äußerst kritisch reagierte man in der Wirtschaftskammer auf den Bericht der Volksanwaltschaft: „Der Fachverband der Gesundheitsbetriebe wehrt sich gegen die pauschale Verunglimpfung einer gesamten Branche und weist dies aufs Schärfste zurück“, sagte Martin Hoff, Vorsitzender des Fachausschusses Seniorenbetreuung in der WKÖ. Es sei unverständlich und irritierend, wenn die Volksanwaltschaft mit einzelnen Kritikpunkten mediale Aufmerksamkeit statt eines konstruktiven Gespräches mit dem zuständigen Fachverband suche.

Beitragsbild: APA

Quelle: Info Direkt

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