Freitag, März 29, 2024
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Verursachen Migranten Terrorgefahr? – Sputnik befragt Berliner

Die Deutschen befürchten mehr Terrorattacken, sehen die Ursache aber nicht nur in der Flüchtlingspolitik. Dies hat eine Sputnik-Umfrage in Berlin ergeben. Ein Bürger: „Ich weiß nicht, wie offene Grenzen besser zu kontrollieren sind“. Zudem sind EU-Staaten mit weniger Migration für die Befragten „kein Vorbild“ für die deutsche Einwanderungspolitik.

Die Bürger Europas erlebten im bisherigen Jahr durchschnittlich an jedem neunten Tag einen Terror-Anschlag. Jüngst erst in Spanien. Auffällig beim Blick auf die Statistiken der nationalen und internationalen Behörden: EU-Länder mit hohen Einwanderungszahlen, wie Frankreich, Deutschland und Großbritannien, leiden deutlich mehr unter Terrorismus als Staaten mit deutlich weniger Immigration. Dazu gehören die Länder der „Visegrád-Gruppe“: Polen, Tschechien, die Slowakei und das Transitland Ungarn.

„Wir sind überzeugt, die richtige Strategie zu fahren, angesichts der jüngsten Terrorangriffe in Katalonien“, sagte Pawel Soloch, Sprecher des Nationalen Sicherheitsbüros in Polen, im Radio kurz nach dem Terror in Spanien. „Die Angriffe finden überall dort statt, wo es eine große Konzentration von Muslimen gibt, die sehr schlecht integriert sind. In Katalonien gibt es etwa eine halbe Million Muslime — das ist der natürliche Lebensraum der Terroristen.“

Wir wollten von den Bürgern auf den Straßen Berlins wissen: Erwarten Sie in nächster Zeit weitere Anschläge in Deutschland? Gibt es einen Zusammenhang zwischen Einwanderung und Terrorismus? Und: Könnten die Länder der Visegrád-Gruppe“ Vorbilder für die deutsche Asyl- und Flüchtlingspolitik sein, auch um Terror zu verhindern?

Bürger sehen Zusammenhang zwischen Einwanderung und Terror

„Mehr Terror-Anschläge sind zu vermuten, weil man das Grundproblem nicht löst“, sagte ein Rentner. „Ich glaube, dass es zumindest einen Zusammenhang zwischen Terror und extrem unkontrollierter Einwanderung gibt. Natürlich ist die soziale Struktur in Deutschland so gut, dass das für die meisten Afrikaner und Asiaten extrem attraktiv ist. Ich weiß nicht, wie man das bei weitestgehend offenen Grenzen besser kontrollieren kann. Unsere Bundeskanzlerin versucht immer die Kurve zu kriegen, zieht sie sich zurück. Das Vertrauen ist sehr gestört.“

Polen und Ungarn sind für ihn aber zu restriktiv und von daher kein Vorbild für Deutschland. Laut der „Global Terrorism Database“ erlebte Polen seit 2012 nur zwei registrierte Terror-Angriffe mit einem Verletzten. Ungarn verzeichnete in der gleichen Zeit ebenfalls nur zwei Terrorangriffe bei zwei Verletzten. Die „Global Terrorism Database“ basiert auf Statistiken nationaler und internationaler Polizei- und Sicherheitsbehörden.

Auch eine Frau befürchtete mehr Anschläge und sah einen Zusammenhang zwischen Einwanderung und erhöhtem Terrorismus: „Die Welle der Einwanderung in dieser Größenordnung wurde einfach nicht ausreichend überprüft. Die Leute sind hier einfach reingekommen und wir hatten nicht die Zeit, zu schauen, was holen wir uns da ins Land. Das betrifft natürlich nur einen ganz geringen Teil, nur die terroristischen Kräfte. Ich weiß aus einschlägigen Kreisen, dass sich manche Flüchtlinge an der Grenze geweigert haben, ihre Fingerabdrücke abzugeben. Und ich finde, wenn sie sich weigern das zu tun, sollten sie nicht ins Land gelassen werden.“

Ein aus dem arabischen Raum stammender Mann sagte: „Ich denke, dass es einen Zusammenhang zwischen unkontrollierter Einwanderung und Terrorismus gibt.“ Die Überwachung durch die Polizei sei noch nicht gut genug. „Keiner kann kontrollieren, wo diese Leute sind.“ Die Bevölkerung Polens hat nach aktuellen UN-Angaben einen Migranten-Anteil von 1,6 Prozent, das sind etwa 620.000 Personen. Ungarn verzeichnet 450.000 Migranten. Viele von denen nutzen das Land nur als Transit, um weiter nach Europa zu reisen. Zum Vergleich: Die Bundesrepublik verzeichnet einen Anteil von fast 15 Prozent Migranten an der Gesamtbevölkerung. Es leben über 12 Millionen Migranten und Flüchtlinge hierzulande. Frankreich hat 7,8 Millionen Migranten. Großbritannien kommt auf etwa 8,5 Millionen Einwanderer und Flüchtlinge.

Die Deutschen rechnen mit weiteren Anschlägen

Eine weitere Dame sagte: „Ich glaube schon, dass die Gefahr für Deutschland weiterhin sehr groß ist. Ich glaube aber nicht, dass der Terrorismus durch Einwanderung befördert wird. Man kann bei der Einwanderungspolitik bestimmt noch ganz viel verbessern. Aber ich finde Einwanderung grundsätzlich richtig. In meiner Familiengeschichte war mein Vater selber Flüchtling, er war aus Pommern.“

Ein Mann erklärte, dass er „schon Angst“ vor weiteren Terroranschlägen habe. „Es wird vermutlich dazu kommen.“ Er glaube nicht, dass ein Zusammenhang zwischen Terrorismus und Einwanderung bestehe. Zudem denke er, dass Länder wie Polen und Ungarn keine attraktiven Ziele für Terroristen sind. „Ich denke, dass die Länder, in denen das passiert, eher größere und reichere Länder sind. Dort, wo die globale Medienaufmerksamkeit größer ist.“ Allein in Frankreich gab es zwischen 2012 und 2017 insgesamt 158 Anschläge. Dabei starben 267 Menschen, 652 wurden verletzt. Deutschland betrauerte seit 2012 insgesamt 36 Todesoper und 174 Verletzte bei 112 Terror-Angriffen. In Großbritannien gab es seitdem 492 Anschläge, die 50 Tote und 312 Verletzte forderten.

„Ich denke, es wird weitere Anschläge bei uns geben“, so eine Frau. „Das ist nun mal so in der heutigen  Zeit.“ Sie sehe keinen Zusammenhang zwischen Terror und Migration. „Ich denke, es passieren keine Anschläge in Polen, weil es in der EU politisch nicht so gut integriert ist.“ Laut ihr passieren „viele Fehler“ bei der deutschen Einwanderungspolitik. Sie habe aber keine Lösung dafür parat. „Angst vor weiteren Terroranschlägen in Deutschland muss man sicher haben“, sagte ein anderer Rentner: „Es könnte sein, dass ein Zusammenhang zwischen Terrorismus und Einwanderung besteht. Aber das ist nicht ganz eindeutig, denn Polen und Ungarn werden auch von radikalen Regierungen geführt. Insofern sind Polen und Ungarn keine Vorbilder für die deutsche Einwanderungspolitik. Ganz bestimmt nicht.“

Eine junge Frau gab an: „Ich denke, dass es auch in Deutschland zu mehr Terror in nächster Zeit kommen wird. Aber ich bin der Meinung, dass das nicht an der Flüchtlingspolitik liegt. Natürlich muss man aufpassen, wenn immer mehr Menschen nach Deutschland kommen. Aber man kann nicht alle über einen Kamm scheren und sagen, nur weil jetzt mehr Flüchtlinge kommen, kommt auch der Terrorismus ins Land.“ Es müssten laut ihr schärfere Maßnahmen und Kontrollen an den Grenzen durchgeführt werden.

Europol: Frankreich im Visier der Terroristen

Laut der europäischen Polizeibehörde Europol gab es in ganz  Europa zwischen den Jahren 2001 und 2017 insgesamt 724 Tote und 4.096 Verletzte durch islamistisch motivierte terroristische Anschläge. Die Bedrohungslage sei gegenwärtig in Frankreich besonders hoch, so die Behörde. Das hätten Analysen von Europol-Ermittlern ergeben, auch unter Berücksichtigung vereitelter und fehlgeschlagener Terror-Angriffe.

Karte von Terroranschlägen in Europa

Karte von Terroranschlägen in Europa

Laut einer Mitte August veröffentlichten Umfrage des GfK-Vereins in Nürnberg machen sich 56 Prozent der Deutschen Gedanken um die Themen Zuwanderung und Integration. Zudem glauben 80 Prozent nach einer Umfrage im Juni für das ZDF-„Politbarometer“, dass es in nächster Zeit in Deutschland zu Anschlägen kommen wird.

Alexander Boos

Beitragsbild: terragermania.wordpress.com

Quelle: https://de.sputniknews.com/gesellschaft/20170829317215111-terror-eu-umfrage/

 

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