Samstag, April 20, 2024
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Waffen und Politik: Was die Türken erwartet, falls sie Syrien-Kurden angreifen

Nachdem die türkische Führung einen Militäreinsatz gegen nordsyrische Kurdenmilizen angedroht hat, analysiert die russische Zeitung „Iswestija“, was die Kurden den Türken militärisch entgegensetzen könnten.

„Die Analyse der Waffen, die den Rojava-Kurden zur Verfügung stehen, gestaltet sich sehr schwierig, ermöglicht aber trotzdem einige Schlussfolgerungen. Die Zahl der gepanzerten Kampffahrzeuge ist bei diesen Kurden gering – sie haben nur einige alte Panzer des Typs T-55, die bei den Kämpfen erbeutet wurden. Zur Verfügung stehen auch mehrere Dutzend Humvee-Fahrzeuge aus US-amerikanischer Produktion sowie viele (bis zu mehreren Tausend) Allrad-Pickups, die zu Kampffahrzeugen umgerüstet wurden“, schreibt die Zeitung in ihrer Onlineausgabe.

Bei den kurdischen Einheiten handle es sich meistens um eine mobile, aber leichte Infanterie ohne substanzielle Feuerunterstützung. Es werde ihnen schwer fallen, gegen die reguläre türkische Armee vorzugehen, falls diese aktiv Artilleriegeschütze, gepanzerte Kampffahrzeuge sowie Flugzeuge und Hubschrauber einsetze, so die Analyse.

Die Kurdenmiliz YPG habe aber auch Panzerabwehr-Lenkwaffen – nicht nur aus sowjetischer (Fagot und Konkurs), sondern auch aus US-amerikanischer (TOW), französisch-deutscher (MILAN) und russischer (Metis-M) Produktion:

„Metis-M und TOW gelangten vermutlich direkt vor Ort in den Besitz der Kurden – als Hinterlassenschaften der syrischen Armee und jener oppositionellen Kämpfer, die von den Amerikanern beliefert wurden. Darüber hinaus gab es fragmentarische Hinweise darauf, dass kurdische Partisanen auch Javelin-Systeme bekommen haben sollen.“

Wie die Zeitung betont, sind gerade Panzerabwehrwaffen in der Lage, den türkischen Truppen viel Kummer zu bereiten – wie damals während ihrer Offensive bei al-Bab: „Dort verloren die Türken einige Panzer des Typs Leopard 2A4, die von IS-Kämpfern mit TOW- und Fagot-Systemen getroffen wurden. Die Kurden mit ihren MILAN-Systemen bereiteten unterdessen türkischen M60-Panzern Probleme.“

Die russische Zeitung bezieht sich auch auf einen unbestätigten Bericht von Al-Masdar News, wonach die YPG-Miliz bei Afrin tragbare Boden-Luft-Raketen von den USA erhalten haben soll: „Vor dem Hintergrund des intensiven Informationskriegs, den alle Seiten führen, ist der Wert einer solchen Meldung zwar gering, sie macht aber die Situation noch nervöser.“

„Generell sollte man schlussfolgern: Wenn die Türkei nicht bloß ein Säbelrasseln plant, sondern tatsächlich konkrete operative Ziele in Syrien erreichen (etwa Afrin und Manbidsch erobern) will, wird sie das tun können – wenn auch unter Anspannung aller Kräfte. Die Motivation, die zahlenmäßige Stärke und die Kampferfahrungen der Kurden drohen den Türken mit hohen Verlusten – zumal die türkische Armee, die ohnehin keine Rekord-Kampffähigkeit aufwies, seit dem zweiten Halbjahr 2016 durch politische Säuberungen zusätzlich geschwächt wurde“, so die Analyse weiter.

Dabei werde ein solcher Militäreinsatz einen politischen Alleingang für die Türkei bedeuten. Die US-Regierung werde negativ reagieren, wenn man die ihr loyalen Kräfte angreife. Auch die Regierungen in Moskau und Teheran würden einen neuen Krieg in Syrien nicht unterstützen, schreibt die russische Zeitung.

Einen Militäreinsatz gegen die syrische Kurdenmiliz hatte kürzlich Recep Tayyip Erdogan angedroht. Damir reagierte er auf die Nachricht, dass die US-geführte Koalition eine neue „Border Security Force“ in Kooperation mit den Kurden im Norden Syriens aufstellen wolle. Diese Nachricht wurde allerdings etwas später von US-Außenminister Rex Tillerson dementiert.

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