Freitag, April 19, 2024
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Warum eine EU-Armee der Nato ein Dorn im Auge wäre

Der Leiter der Bewegung „Tschechoslowakische Soldaten in Reserve für den Frieden“, Ivan Kratochvíl, hat am Donnerstag die jüngsten Äußerungen von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg, der gegen die mögliche Bildung einer europäischen Armee auftritt, in einem Sputnik-Gespräch kommentiert.

Demnach stellt sich für Kratochvíl die Frage, warum denn der Nato-Chef dies immer wieder als Beschwörung wiederhole.

„Die Entstehung einer europäischen Armee oder besser gesagt einer Armee der EU zur Sicherung ihrer territorialen Integrität und Unverletzbarkeit droht eindeutig den US-Interessen in Europa“, sagte Kratochvíl.

„Zurzeit gibt es einen guten Vorwand, dies angesichts der inoffiziellen Sitzung der Verteidigungs- und der Außenminister der EU-Länder am 7. und 8. September in Tallinn zu wiederholen. Bitte beachten Sie, was nämlich Herr Stoltenberg erklärt hat. Er betonte, dass sich die Nato verpflichtet hat, die EU-Verteidigung zu festigen, damit die beiden Organisationen einander ergänzen und nicht miteinander konkurrieren könnten. Er will mehr europäische Kräfte, mehr Möglichkeiten, mehr Ausgaben für die Verteidigungsbelange, dafür weniger Uneinigkeiten. Er will eine solche Synchronisation wie die Bildung eines europäischen Kommandos oder einer europäischen Armee sowie jene Rhetorik, wonach Europa ohne Nato auskommen könnte, verhindern“, so Kratochvíl.Ihm zufolge wiederholte der Nato-Chef derartige Aussagen immer wieder insbesondere deswegen, weil die Nato die US-Dominanz in Europa sichere. Dies sei ein gewaltsames Mittel für den Einfluss der USA erstens auf deren Verbündeten und zweitens auf die an die Nato-Staaten angrenzenden Länder, betonte Kratochvíl.

„Angesichts der Geopolitik ist Russland der erste und stärkste Feind der Nato. Beim Anblick der Nato-Entwicklung, besonders in letzter Zeit, als die USA kein Gegengewicht hatten, ist diese Politik gut sichtbar.“

Den sogenannten „alten“ Nato-Mitgliedern sei es jedoch erlaubt, eine Armee zu haben, d.h. die Landstreitkräfte, die Luftwaffe und die Flotte. Was die zahlenmäßige Stärke und technische Ausrüstung anbelange, gefährden diese nicht die US-Dominanz, während die „Neulinge“ nur zur Position von Verstärkungstruppen verurteilt seien.Mit der Annahme dieses Konzepts haben die tschechischen Streitkräftelaut Kratochvíl die Luftabwehr verloren, die der Verteidigung des Staatsgebietes, den Panzer-, Pionier-, Eisenbahn-, Raketen- und anderen Einheiten zugrunde liege. Es sei nur ein symbolisches Expeditionskorps geblieben, dessen wichtigste Aufgabe der Schutz der US-Interessen sei.

Die Schaffung einer effizienten Luftabwehr Europas aus europäischen Systemen (z. B. Thales Raythenon) sei zwar möglich, aber vom Standpunkt der US-Dominanz her unzulässig.

Zudem seien Einheiten der US-Satelliten entweder mit moralisch veralteten Waffen oder in geringen Mengen ausgerüstet, sodass man sagen könne, dass Stoltenberg Recht habe. In diesem Fall würde sich die EU gegen einen ebenbürtigen Gegner nicht schützen. Wenn die EU-Elite tatsächlich die Interessen der Europäer verteidigen würde, so würde sie nie eine solche Sachlage zulassen.

Der Zustand der Armeen der EU-Staaten zeuge eindeutig davon, dass einzelne Staaten von der US-amerikanischen Vorherrschaft abhängig seien. Es sei absolut unmöglich, dies zu bestreiten, sagte Kratochvíl abschließend.Am 7. und 8. September findet in Tallinn eine inoffizielle Sitzung der Verteidigungs- und der Außenminister der EU-Länder statt. Der Nato-Chef soll erklärt haben, dass Europa nicht dazu fähig sei, sich selbst zu schützen, und ohne Nato sowie die zwei wichtigsten Akteure – die USA und Großbritannien – nicht auskommen könne, die die größten Beiträge für den Nato-Haushalt aufbringen.

Zudem soll Stoltenberg die Europäer aufgerufen haben, sich aktiver am kollektiven Sicherheitssystem zu beteiligen, modernisierter zu werden sowie mehr Geld für die Militärbelange auszugeben. Außerdem soll er sich gegen die Bildung einer europäischen Armee ausgesprochen haben.

Beitragsbild: © AP Photo/ Mindaugas Kulbis

Quelle: https://de.sputniknews.com/politik/20170907317350891-europa-armee-bildung-nato/

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