Freitag, März 29, 2024
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Was Deutschland raucht, spritzt und schnupft: Die größte Szene gehört den legalen Drogen

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Wer Drogen sagt, denkt an Junkies, Dealer und Drogenmafia. Dabei gibt es die am weitest verbreiteten Suchtstoffe in jedem Supermarkt: Alkohol und Zigaretten. Der Begriff „Droge“ ist dafür jedoch tabu. Schließlich verdient auch der Staat am Genuss, der schnell zur Sucht werden kann.

  • Alkohol ist Deutschlands häufigste Droge, Tabak die gefährlichste.
  • 7,4 Millionen Deutsche trinken zu viel, 1,77 Millionen sind abhängig.
  • 5,6 Millionen Deutsche sind nikotinsüchtig.
  • Fast zwei Millionen kommen nicht von Medikamenten los.

Wer Cocktails in angesagten Szenebars trinkt, für Rauchpausen auf die Straße tritt oder nur noch mit Fehler, Gruppe existiert nicht! Überprüfen Sie Ihre Syntax! (ID: 2)Schlaftabletten Ruhe findet, verbittet es sich vermutlich, mit Drogenabhängigen in einen Topf geworfen zu werden. Tatsächlich unterscheidet sich ein Wein trinkenden Raucher von, sagen wir, einem

Crack-Konsumenten. Nicht nur weil Alkohol und Tabak frei verkäuflich sind.

Die Menge macht’s beim Alkohol

Wein, Bier oder Drinks sind für die meisten Genuss und Geschmackserlebnis. Crack raucht niemand, weil es schmeckt, es soll einfach nur schnell zudröhnen. Wer gelegentlich ein Glas zu viel trinkt, büßt am nächsten Tag höchstens mit Kopfschmerzen. Der Crackraucher ruiniert sich mit jedem Zug.

Gerät der Alkoholkonsum aber außer Kontrolle, verschwimmen die Unterschiede. Wenn der Trinker ohne Alkohol nicht mehr existieren kann, kommt er von seiner „Droge“ ebenso schwer wieder los wie der Crackraucher.

Alkohol ist die billigste aller Drogen

Alkohol kann – ebenso wie jedes Rauschgift – zu völliger Abhängigkeit führen. Auf dem Weg dorthin gehen Hirnzellen kaputt und irgendwann ist die Leber mit der permanenten Entgiftung überfordert.

Am Ende einer Alkoholkarriere ist der Mensch ein geistiges und körperliches Wrack. Jedes Jahr sterben rund 15.000 Menschen in Folge ihres Alkoholkonsums, weit über zwei Drittel davon sind Männer.

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Komasaufen vom Taschengeld

Komasaufende Jugendliche sehen diese Gefahren natürlich nicht, wenn sie sich am Wochenende bis zur Alkoholvergiftung betrinken. Und da Alkohol in Deutschland billig ist, kann sich jeder Teenager vom Taschengeld einen Vollrausch leisten. Erschreckend dabei: In jungen Jahren ist die Gefahr am größten, alkoholabhängig zu werden. Aber auch die Chance, sich vom hohen Alkoholkonsum völlig zu erholen, steht dann gut.

Trinker und Raucher sind Deutschlands Drogenopfer Nummer 1

Laut Epidemiologischem Suchtsurvey des Bundesgesundheitsministeriums haben 7,4 Millionen Deutsche ein Alkoholproblem: Die Palette reicht von riskantem Alkoholkonsum (4,02 Millionen) über Alkoholmissbrauch (1,61 Millionen) bis zur Abhängigkeit (1,77 Millionen).

Kontrolliert trinken statt Totalverzicht

Nur acht Prozent fanden in den letzten Jahren den Weg in eine Entzugsklinik. Die Therapieansage „nie wieder ein Tropfen“ weicht in letzter Zeit zugunsten von kontrolliertem Trinken auf. Der reduzierte Alkoholkonsum ist jetzt auch in die neuen Leitlinien für die Therapie eingegangen. Studien haben gezeigt, dass der Ansatz für viele Alkoholabhängige funktioniert und Leben rettet.

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Studie zeigt: Alkohol ist 114 Mal schlimmer als Marihuana

Dirk Lachenmeier und Jürgen Rehm, Professoren an den Universitäten in Karlsruhe und Dresden, haben sich die Frage gestellt, wie wahrscheinlich es eigentlich ist, an einer bestimmten Droge zu sterben. Dazu haben sie die normal konsumierte tägliche Dosis mit der tödlichen Dosis eines Stoffes verglichen. Das Ergebnis steht nun im Magazin Scientific Reports und ist überraschend.

Demnach ist Alkohol die tödlichste Droge. Sie erreicht auf der “Margin-of-Exposure”-Skala einen Wert von 1,2. Die Skala errechnet den Punkt, an dem Überleben und Tod gleich wahrscheinlich sind, den so genannten LD50-Wert (“Lethal Dosis 50″). Nur Heroin ist mit 1,1 noch tödlicher. Auch Kokain gehört mit einem Wert von 2 noch zu den höchst riskanten Drogen.

Cannabis einziger Stoff mit geringem Risiko

Es folgen Stoffe, die die Forscher in ein mittleres Risiko einsortieren, zum Beispiel Ecstasy (6,3), Nikotin (6,8) und Methamphetamin (7,7). Amphetamine (19) und Methadon (23) sind noch ungefährlicher. Cannabis ist hingegen der einzige Stoff mit einem geringen Todesrisiko – der Wert liegt bei 119.

Die Werte sind aber mit Vorsicht zu genießen: Zum einen ist die exakte tödliche Menge eines Stoffes meist nicht bekannt. Schließlich flößt niemand einem Menschen so viel Alkohol ein bis er stirbt. Die Daten stammen aus Tierversuchen, wobei Erfahrungswerte zeigen, dass diese oft übertragbar sind.

Regelmäßiges Spritzen von Heroin oder Kokain noch schlimmer

Zum anderen bedeutet ein niedriges Risiko von Cannabis nicht, dass Joints ungefährlich sind. Genauso wenig sagt ein niedriger Wert von Alkohol, dass dies eine der schlimmstmöglichen Drogen ist. Die Studie bewertet nur das Risiko, direkt an der Droge zu sterben. Erkrankungen, die durch regelmäßigen Konsum ausgelöst werden, werden nicht erfasst.

Gleichzeitig betonen die Forscher, dass moderater Alkoholkonsum weit weniger riskant ist als regelmäßiges Spritzen von Heroin oder Kokain. Auch die Umstände des Konsums müssen berücksichtigt werden: Alkohol nehmen Menschen nun mal nicht über unsaubere Nadeln zu sich und das Bier in ihrer Flasche dürfte auch kaum mit giftigen Stoffen gestreckt worden sein (Mineralwasser und Bier durch Mikroplastikfasern verunreinigt).

Die Rauchergemeinde schrumpft

Tabakprodukte verursachen keinen Rausch. Doch ihre Abhängigkeit vom Nikotin spüren Millionen Raucher in Deutschland, wenn es ihnen einfach nicht gelingt, mit der Qualmerei aufzuhören. 5,6 Millionen Menschen in Deutschland gelten als abhängig vom Tabak, und damit jeder dritte der momentan Rauchenden.

Das Rauchverbot in Gaststätten, öffentlichen Gebäuden und Verkehrsmitteln, das weitreichende Werbeverbot, Warnaufdrucke auf Zigarettenschachteln haben dem Glimmstängel ein negatives Image verpasst und die Zahl der Raucher schrumpfen lassen. Der harte Kern bleibt unbeeindruckt.

Rauchen ist das größte Gesundheitsrisiko überhaupt

Die körperlichen Folgen des Rauchens entwickeln sich selbst durch hohen Konsum nicht zwangsläufig, siehe den 96-jährigen Helmut Schmidt. Generell leben jedoch Raucher im Schnitt fast 18 Jahre kürzer als Nichtraucher, sie haben das höchste Risiko für Lungenkrebs.

Jüngere Infarktpatienten sind fast immer Raucher. Auch Arteriosklerose, das berüchtigte Raucherbein und Impotenz sind Folgen langjährigen Qualmens. Faltige Haut und verfärbte Zähne sind oft unansehnliche äußere Begleiterscheinungen der Nikotinsucht.

Entwöhnung nur durch Eigeninitiative

Wer vom Tabak loskommen will, ist auf Eigeninitiative angewiesen. Suchtexperten wollen aber die Raucherentwöhnung auf die gleiche Ebene heben wie die Alkoholtherapie.

Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie hat in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Suchtforschung eine entsprechende Leitlinie für effektive Behandlungsansätze entwickelt. Das 400-Seiten-Werk soll Druck auf die Politik machen.

Süchtig nach dem Rezept vom Arzt

Vier bis fünf Prozent aller häufig verordneten Arzneimittel besitzen ein eigenes Suchtpotenzial. Meist handelt es sich dabei um Schmerz- und Schlaftabletten, Antidepressiva und Beruhigungsmittel, entspannende und aufmunternde Medikamente oder solche, die helfen sollen abzunehmen. Schätzungsweise ein Drittel dieser Mittel verschreiben Ärzte aber nicht gegen akute Probleme. Die Pillen vollen vielmehr Entzugserscheinungen bei Langzeitkonsumenten verhindern.

Süchtig nach Pillen sind überwiegend Frauen

Mehr als zwei Millionen Deutsche sind medikamentensüchtig, dazu kommen vier Millionen, die psychoaktive Medikamente zu oft oder zu lang nehmen. Abhängig vor allem von Beruhigungsmitteln sind überwiegend Frauen, die Mehrzahl über 50 Jahre alt. Es ist eine schleichende und unauffällige Sucht.

Die Mehrheit der Süchtigen steckt in einer sogenannten Niedrig-Dosis-Abhängigkeit. Sie schlucken meist nur ein oder zwei Tabletten am Tag. Oft nehmen Patienten die Pillen sogar über Jahre hinweg in dieser unverändert geringen Dosis ein.

Ohne Tabletten dreht die Psyche durch

Setzen die Süchtigen die tägliche Tablette ab, kommt das böse Erwachen. Die Betroffenen leiden unter heftigen Entzugserscheinungen wie extremer Unruhe, Panik und Angstzuständen – genau unter den Symptomen, die sie ursprünglich mit den Pillen bekämpft haben.

Entspannt bis zombiehaft

Langfristig kann die Leber Schaden nehmen, aber generell sind die körperlichen Folgen der Sucht von Psychopharmaka vergleichsweise gering. Die Medikamente sind relativ gut verträglich. Die psychischen Auswirkungen sind dagegen heftig: Die Patienten stumpfen ab, sie werden gleichgültig und teilnahmslos. Sie wirken nicht ruhig und gelassen, sondern emotionslos.

Quellen: APA/dpa/FocusOnline vom 04.05.2015

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