Donnerstag, April 25, 2024
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„Was die Nachrichten dann schreiben, kann ich nicht beeinflussen“

Die Burschenschaft „Eysn“ zu Steyr plante, im Gasthaus „Schwechaterhof“  einen Vortragsabend mit dem identitären Aktivisten Martin Sellner zu veranstalten. Kurzfristig musste nun die Veranstaltung räumlich verlegt werden. Gegenüber den OÖNachrichten erklärte Gerhard Preßmaier, ein Vertreter der Burschenschaft Eysn, dazu, dass der Vortrag nicht im öffentlichen Raum stattfinden könne, weil „diverse linksgerichtete Personen und Funktionäre“ Druck auf die Wirtsfamilie ausgeübt hätten. Aufgrund dieses Drucks hätten die Betreiber des Schwechaterhofs den Termin wieder aus ihrem Kalender gestrichen.

In diesem Zusammenhang hat sich auch der Vizebürgermeister von Steyr, Helmut Zöttl (FPÖ), gegenüber den OÖNachrichtengeäußert. Dabei dürften ihn die Kollegen der OÖNachrichten jedoch nicht ganz richtig bzw. vollständig zitiert haben, wie er im Interview mit Info-DIREKT erklärt.

Info-DIREKT: Die Oberösterreichischen Nachrichten behaupten, Sie hätten gesagt, dass es ein Fehler bzw. Fehlgriff wäre, dass die Burschenschaft Eysn Martin Sellner zu einem Vortrag eingeladen hat.

Helmut Zöttl: Ich habe nicht gesagt, dass es ein Fehler war. Da bin ich missinterpretiert worden. Ich hab gesagt, dass es Sache der Burschenschaft ist, was dort gemacht wird. Ich sagte auch, dass ich nicht hingehen werde, weil ich der Meinung bin, dass es nicht sehr geschickt ist, dass man in der derzeitigen Situation so eine Veranstaltung macht. Ich verstehe die Burschenschaft Eysn, die wollen in einer gewissen Art und Weise ein wenig rütteln. Das steht ihnen auch zu, aber es ist nicht so, dass ich das unterstützen muss.

Zwischen etwas nicht unterstützen und etwas als „Fehlgriff“ zu bezeichnen, ist aber ein Unterschied. Sie sagen, in Zeiten wie diesen sollte man so eine Veranstaltung nicht machen. Was meinen Sie damit?

Zöttl: Wir haben gerade Regierungsverhandlungen und werden bald Regierungsverantwortung haben. Es ist ganz wichtig, dass die FPÖ in einer gewissen Art und Weise in der Mitte der Gesellschaft steht.

Wer steht aus Ihrer Sicht dann nicht in der Mitte der Gesellschaft, die Burschenschaft Eysn oder Martin Sellner?

Zöttl: Ich kenne Martin Sellner nicht, habe ihn auch noch nie gehört. Es ist leider die mediale Begleitmusik, die nicht unbedingt sehr positiv ist. Wir müssen nicht Randgruppen bedienen, wir wollen Mitte bis Rechts der Gesellschaft bedienen. Da sehe ich meine Aufgabe.

Glauben Sie nicht, dass Martin Sellner und andere nach rechtsaußen gedrängt werden, weil die Medien versuchen, da einen Keil in das patriotische Lager zu treiben.

Zöttl: Es ist nicht meine Aufgabe, dass ich beurteile, wie weit rechts jemand steht. Ich muss meine Tätigkeit machen und er macht halt seine. Ich bin nicht der Meinung, dass ich da irgendwie urteilen oder werten muss – das tue ich nicht.

Warum haben Sie sich dann bei den Oberösterreichsichen Nachrichten überhaupt dazu geäußert?

Zöttl: Ich wurde von den Oberösterreichischen Nachrichten angerufen. Ich habe gesagt, dass es die Sache der Burschenschaft Eysn ist, wen sie einladen. Ich bin schon zu vielen Vorträgen von ihnen gegangen und habe sie mir angehört. Da waren gute Leute dabei von Andreas Unterberger bis Efgani Dönmez. Das ist in Ordnung. Zu Martin Sellner gehe ich nicht. Mehr habe ich nicht gesagt. Was die Nachrichten dann schreiben, kann ich nicht beeinflussen.

Aus meiner Sicht ist es eine Strategie der Antifa und ihrer „Journalisten“, Zwietracht zu schüren und damit bewusst das patriotische Lager zu spalten. Deren Ziel ist es, dass sich irgendjemand von irgendjemand distanziert, um dann Teile des patriotischen Lagers in ein kriminelles Licht stellen zu können.

Zöttl: Nein! Also solche Geschichten lasse ich nicht auf mir ruhen. Die Burschenschaft „Eysn“ ist selbst dafür verantwortlich, für das, was sie macht. Ich habe dazu auch nichts Negatives gesagt. Ich habe auch nie etwas Schlechtes über die Burschenschaft Eysn gesagt – ganz im Gegenteil. Dass man mir da jetzt unterstellen will, dass ich irgendetwas wegspalte oder einen Keil hintreibe, das halte ich fern von mir. Ich kann schon selbst entscheiden, wo ich hingehe und wo nicht.

Darum hat es uns besonders verwundert, dass Sie dazu überhaupt Stellung beziehen. Sie sind als Vizebürgermeister in Steyr ja gar nicht für Veranstaltungen zuständig.

Zöttl: Sie rufen mich an und ich gebe Ihnen eine Antwort. Genauso funktioniert das bei den Nachrichten. Ich werde angerufen und gebe meine Sicht der Dinge bekannt. Ich habe weder den Herrn Sellner schlechtgemacht, noch die Burschenschaft Eysn. Ich habe nur gesagt: Ich gehe nicht hin. Das ist alles.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Vizebürgermeister!

Zöttl: Vielen Dank!

Interview: Michael Scharfmüller

Lesetipp: Auch eine Aussage des Nationalratsabgeordneten Philipp Schrangl (FPÖ) wurde offenbar von den OÖNachrichten nicht ganz richtig bzw. verkürzt dargestellt. Hier ein Interview dazu.

Beitragsbild: Portrait Helmut Zöttl: FPÖ Steyr; Hintergrundbild: Pixabay; Collage: Info-DIREKT

Quelle: http://info-direkt.eu/2017/10/31/was-die-nachrichten-dann-schreiben-kann-ich-nicht-beeinflussen/

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