Donnerstag, April 18, 2024
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Weiter Fragen nach Gesundheitszustand des Germanwings-Copiloten

Ein Hubschrauber setzt Rettungskräfte in der Nähe der Absturzstelle ab

Lufthansa wusste nach eigenen Angaben nichts von Erkrankung

Düsseldorf/Barcelona/Paris – Nach dem Flugzeugabsturz in den französischen Alpen haben sich die Fragen am Samstag weiter auf den Gesundheitszustand von Copilot Andreas L. konzentriert. Medienberichten zufolge war er bei

Neurologen und Psychiatern in Behandlung, in seiner Wohnung warenMedikamente zur Behandlung psychischer Erkrankungen gefunden

worden.

In Artikeln der "New York Times" und des "Le Figaro" soll L. außerdem Augenprobleme gehabt haben. Sein Sehvermögen soll um 30 Prozent eingeschränkt gewesen sein. Die Probleme könnten psychosomatisch gewesen sein. Die Zeitungen haben ihre Informationen laut eigenen Angaben von einem hochrangigen französischen Beamten erhalten.

Am Tag des Fluges krankgeschrieben

Der Germanwings-Airbus mit 150 Menschen an Bord war am Dienstag an einer Felswand zerschellt. Nach bisherigen Erkenntnissen der Ermittler wurde der Absturz von dem Kopiloten bewusst herbeigeführt. Er war – auch für den Tag des Fluges – eigentlich krank geschrieben.

In einer Mitteilung der Staatsanwaltschaft heißt es dazu: Es "wurden Dokumente medizinischen Inhalts sichergestellt, die auf eine bestehende Erkrankung und entsprechende ärztliche Behandlungen hinweisen". Derzeit werden die beschlagnahmten Schriftstücke ausgewertet. Offizielle Angaben zu Motiven oder der Art der Erkrankung wurden noch keine gemacht.

Die Persönlichkeit des 27-Jährigen sei eine "ernsthafte Spur" in den Ermittlungen, aber nicht die einzige, sagte der Leiter einer französischen Gendarmerie-Delegation in Düsseldorf, Jean-Pierre Michel. Es sei noch kein "spezielles Element" im Leben von L. – wie Liebeskummer oder berufliche Probleme – identifiziert worden, das dessen mögliches Verhalten erklären könne.

Lufthansa: Wussten nichts von Erkrankung

Die Lufthansa weiß nach eigenen Angaben nichts von einer angeblichen psychischen oder anderen Erkrankung des Kopiloten. "Wir haben da keine eigenen Erkenntnisse", sagte ein Firmensprecher am Sonntag . Weder sei das Unternehmen von Psychiatern oder Psychologen informiert worden, die einer Schweigepflicht unterlägen, noch von dem Mann selbst. "Deswegen war uns das nicht bekannt", sagte der Sprecher.

Auch von Augenproblemen, über die mehrere Zeitungen berichteten, wisse die Lufthansa nichts. "Nein, das kann ich nicht bestätigen", sagte der Sprecher. Grundsätzlich werde die Sehfähigkeit beim jährlichen Medizintest der Piloten geprüft

Nach einem Bericht der "Welt am Sonntag" fanden Ermittler Belege für eine schwere "psychosomatische Erkrankung" des Kopiloten. Der 27-Jährige sei "von mehreren Neurologen und Psychiatern behandelt worden", zitierte die Zeitung einen Ermittler. In seiner Wohnung in Düsseldorf sei eine Vielzahl von Medikamenten zur Behandlung der psychischen Erkrankung sichergestellt worden. L. litt demnach unter einem "starken subjektiven Überlastungssyndrom" und war depressiv. Ermittler wollten die Angaben weder bestätigen noch dementieren.

Spätere Bekanntheit angeblich angedeutet

Im Gespräch mit einer früheren Freundin soll der Kopilot angedeutet haben, einst große Bekanntheit zu erlangen. Das hat die "Bild" am Samstag berichtet. "Als ich vom Absturz hörte, ging mir immer wieder ein Satz durch den Kopf, den er sagte: 'Eines Tages werde ich etwas tun, was das ganze System verändern wird, und alle werden dann meinen Namen kennen und in Erinnerung behalten'", wurde die Stewardess in der Boulevard-Zeitung zitiert. Sie beschrieb L. als "netten und aufgeschlossenen" Menschen, der allerdings Kritik an seiner beruflichen Situation geäußert habe. "Wir haben immer sehr viel über Arbeit gesprochen, und da wurde er ein anderer Mensch, er hat sich aufgeregt, unter welchen Umständen wir arbeiten müssen. Zu wenig Geld, Angst um den Vertrag, zu viel Druck."

Angehörige, Bürger und Politik wollen am 17. April bei einer zentralen Trauerfeier im Kölner Dom Abschied von den Opfern nehmen. An dem "Gottesdienst und staatlichen Trauerakt" werden auch der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) teilnehmen. In Frankreich fand am Samstag in der Kirche von Digne-les-Bains ein Trauergottesdienst statt. Lufthansa und Germanwings sprachen den Hinterbliebenen in ganzseitigen Zeitungsanzeigen ihre Anteilnahme aus.

Noch keine Identifizierungen

Nach dem Absturz der Germanwings-Maschine hoffen die Behörden, dass die Bergung der Leichen bis zum Ende der kommenden Woche abgeschlossen ist. Meldungen, wonach Leichenteile des Kopiloten identifiziert wurden, hat der zuständige Staatsanwalt Brice Robin am Sonntag dementiert.

"Wir haben noch keine Opfer identifiziert, sondern DNA-Spuren", sagte Robin. Die DNA von 78 Menschen sei mittlerweile gesichert. Bisher seien diese Informationen aber noch nicht mit denen der Familien verglichen worden.

Bis Montagabend solle ein Fahrweg für Geländefahrzeuge zur schwer zugänglichen Unglücksstelle angelegt werden, sagte Robin. Bisher ist die abgelegene Gegend nur per Hubschrauber oder zu Fuß erreichbar. Die Straße soll die Bergung größerer Trümmerteile erleichtern, die nur schwer per Helikopter transportiert werden können.

(APA/Reuters/red, 29.3.2015)

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