Donnerstag, März 28, 2024
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Wiener Islamist (16) nach Syrien-Einsatz in Haft

Wiener Islamist (16) nach Syrien-Einsatz in Haft (Bild: twitter.com, APA/HERBERT PFARRHOFER (Symbolbild))Ein 16-jähriger Wiener, der im Vorjahr zum Islam konvertiert ist, sich in kurzer Zeit radikalisiert haben dürfte und dann ins syrisch-irakische Bürgerkriegsgebiet reiste, um sich dem Islamischen Staat anzuschließen, ist am vergangenen Dienstag festgenommen worden. Der Lehrling stellte sich freiwillig den

Behörden. Bei seiner Einreise klickten am Flughafen Wien-Schwechat die Handschellen.
 

Der Lehrling, der sich zum Versicherungskaufmann ausbilden hatte lassen, ehe er sich zum Islamisten entwickelte, wurde seit vergangenem Oktober von der Justiz gesucht. Die Staatsanwaltschaft Wien ermittelt gegen ihn unter anderem wegen Mitgliedschaft an einer terroristischen Vereinigung, Ausbildung für terroristische Zwecke und Aufforderung zu terroristischen Straftaten.

"Nur durch sehr viel Glück überlebt"

Seinen eigenen Angaben zufolge wurde er bei der Schlacht um Kobane vom IS als Rettungsfahrer eingesetzt. Zudem sei er bei einem Bombenangriff auf die Stadt Raqqa schwer verletzt worden. "Nur durch sehr viel Glück habe ich überlebt", gab der 16-Jährige bei seiner Beschuldigtenvernehmung im Wiener Landesamt für Verfassungsschutz zu Protokoll.

Wie der Jugendliche bei seinen Einvernahmen schilderte, war er als Rettungsfahrer des IS mit einem Hummer-Jeep unterwegs. "In Österreich habe ich bereits mit der Führerscheinausbildung begonnen, daher konnte ich mit dem Fahrzeug fahren", gab der Bursche zu Protokoll. Seine Aufgabe sei es gewesen, "die Verletzten ins Krankenhaus zu bringen". Die Eindrücke, die er dabei gewonnen dem Jugendlichen wurden nach eigenen Angaben die Grauen des Krieges nachdrücklich vor Augen geführt  sowie die schwere Verletzung, die er später in Raqqa erlitten habe, hätten ihn am Ende dazu bewogen, das Kriegsgebiet zu verlassen.

Milz, Niere und Lungenflügel verloren

"Bei dem Bombenangriff hat er die Milz, eine Niere und einen Lungenflügel verloren", berichtete Verteidiger Werner Tomanek, der den 16-Jährigen vertritt, am Donnerstagnachmittag. Der Bursche habe "praktisch seine Eingeweide in der Hand gehabt". Noch immer würden zahlreiche Splitter in seinem Körper stecken, weshalb Tomanek davon ausgeht, dass der Jugendliche nach seiner Überstellung ins Landesgerichtliche Gefangenenhaus, die noch am Donnerstag erfolgen soll, in der dortigen Krankenabteilung aufgenommen wird.

"Er will reinen Tisch machen. Er ist umfassend geständig. Die Einvernahmen vor dem LVT sind bereits abgeschlossen", skizzierte der Rechtsvertreter des 16-Jährigen dessen Verantwortung. Der Jugendliche wolle demnach mit den Behörden kooperieren.

Wurde Bursche "zur Reise verleitet"?

Diese interessieren sich vor allem für die Männer, die den Lehrling dazu bewogen hatten, im vergangenen August in den bewaffneten Dschihad zu ziehen, nachdem er erst im Mai zum Islam konvertiert war. Seiner Aussage zufolge wurde der Lehrling "zur Reise verleitet". Ihm sei in Wien vorgemacht worden, "dass man dort auch ohne zu kämpfen gut leben kann. Ich verstand darunter, dass ich ein Haus habe, eine Frau  und Geld bekomme", hielt der Jugendliche bei seiner Befragung fest. Man habe ihm erklärt, dass er sich aussuchen könne, ob er kämpfen wolle oder nicht. Kämpfen habe er demnach nie im Sinne gehabt.

Bereits drei Tage, nachdem er in Syrien angekommen war, wollte der IS den Burschen aber zum Kämpfen in den Irak schicken. Er habe aber keine Waffenausbildung erfahren, sei lediglich eine Woche in den islamischen Glaubensgrundsätzen geschult worden, verriet der16-Jährige den Staatsschützern. "Ich habe nie aktiv an Kämpfen teilgenommen", versicherte er.

Wegen starken Schmerzen Reise in Türkei genehmigt

Weil er an infolge der erlittenen Verletzungen an starken Schmerzen litt, hatte der Jugendliche in der vergangenen Woche den Bürgermeister von Raqqa gebeten, sich in der Türkei ärztlich behandeln zu lassen. Obwohl sein direkter Kommandant dagegen gewesen sein soll, durfte er mit einer Gruppe von IS-Angehörigen in die Türkei fahren.

In Gaziantep angelangt, organisierte sich der Bursch seine Rückkehr nach Wien, nachdem er Mitte Februar wieder Kontakt mit seinem Vater aufgenommen hatte. Per Bus erreichte er zunächst Istanbul, wo ihm nach längerem Hin und Her vom österreichischen Konsulat ein Notpass ausgestellt wurde, nachdem er ein Flugticket nach Wien vorlegen konnte.

Auf Facebook für IS geworben

Der 16-Jährige hatte über sein Facebookprofil die Ziele des IS beworben und war auch auf einem Propaganda-Video des IS aufgetaucht. Er posierte dabei  in Kampfmontur und bewaffnet  auf den Dächern von Raqqa. Ehemaligen Mitschülern und Ungläubigen drohte der junge Islamist mit dem "Abschlachten." "Mittlerweile hat er all dem abgeschworen. Er ist geläutert", bemerkte sein Anwalt dazu.

Die Frage, ob über den Burschen die U-Haft verhängt wird, hat innerhalb von 48 Stunden ab seiner Überstellung in die JustizanstaltWien-Josefstadt zu erfolgen.

Verteiler: Kronen Zeitung

 

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