Freitag, April 19, 2024
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Wissenschaftler forschen an Hormon gegen Einwanderungs-Skepsis

„Wie lassen sich Menschen mit einer tendenziell fremdenfeindlichen Haltung zu mehr Altruismus motivieren?“ – diese Frage stellten sich nicht etwa politische Aktivisten, sondern Hormon-Forscher des Universitätsklinikums Bonn. Was wie eine Horror-Szene aus dem Film „Equilibrium“ klingt, führte bereits zu ersten Resultaten: „Unter den richtigen Bedingungen könnte Oxytocin die Akzeptanz und Integration der Migranten in den westlichen Kulturen steigern.“

Damit menschliche Vielfalt bestehen kann, müssen sich Menschen in Gruppen organisieren. Die eigene Gruppe wie Familie und Freunde steht einem Menschen deshalb näher als eine fremde. Doch Globalisten und Multikulturalisten ist das ein Dorn im Auge. In einer Pressemitteilung der Universität heißt es etwa: „Auch während der Flüchtlingskrise zeigte sich, dass bei Weitem nicht alle dazu neigen, Migranten zu unterstützen.“

Unterstützung für „Flüchtlinge“

Prof. Rene Hurlemann von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Bonn erklärt: „Das ist zum Teil auch evolutionär bedingt: Nur durch Zusammenhalt und Kooperation innerhalb der eigenen Gruppe war es in vorzivilisatorischen Zeiten möglich, den Nachwuchs großzuziehen und im Wettstreit um die knappen Ressourcen mit fremden und rivalisierenden Gruppen zu überleben.“ Das Attribut „vorzivilisatorisch“ soll an dieser Stelle wohl einen antiquarischen Charakter dieses Verhaltens andeuten.

Angeblich seien die Grundlagen von Fremdenfeindlichkeit und Altruismus noch nicht genau verstanden, weshalb ein Team von Wissenschaftlern der Universität Bonn, des Laureate Institute for Brain Research in Tulsa (USA) und der Universität Lübeck unter der Leitung von Hurlemann ein Experiment mit insgesamt 183 deutschen Studenten machte.

Experiment mit deutschen Studenten

Die Versuche fanden in Form von Spendenmöglichkeiten an Deutsche und an Fremde statt. Zuerst wurden die Probanden zu ihrer persönliche Einstellung gegenüber „Flüchtlingen“ befragt, dann erhielten sie das Bindungshormon Oxytocin über ein Nasenspray. Unter dem Einfluss des Bindungshormons verdoppelten sich die Spenden für Fremde und Einheimische – allerdings nur bei Probanden, die unskeptisch gegenüber Migranten sind.

„Wie lassen sich Menschen mit einer tendenziell fremdenfeindlichen Haltung zu mehr Altruismus motivieren?“, lautete also die Frage der Forscher. In einem neuerlichen Anlauf gaben die Forscher den Probanden zusätzlich eine soziale Norm vor, indem kritischen Probanden die hohen Spenden der unkritischen Vorgänger angezeigt wurden. Erstaunlich: „Jetzt spendeten auch Personen mit einer an sich negativen Grundeinstellung bis zu 74 Prozent mehr für Flüchtlinge als in der vorangegangenen Runde. Die Spenden für Einheimische nahmen hingegen nicht zu.“

Mit Oxytocin gegen Zuwanderungskritiker

„Durch die kombinierte Darreichung von Hormon und sozialer Norm reichte das Spendenaufkommen der Fremdenskeptiker bis auf nahezu 50 Prozent an das der altruistischen Gruppe heran“ – berichten die Forscher in der Pressemitteilung stolz. Deshalb kommt Hurleman zum Schluss: „Oxytocin kann unter den richtigen Bedingungen die Akzeptanz und Integration der Migranten in den westlichen Kulturen steigern.“

Dass solche „richtigen Bedingungen“ – also die Konstruktion sozialer Normen – inzwischen leicht möglich ist, zeigt etwa Facebook, das bereits 2014 über 300.000 Nutzer zu Opfern eines Sozial-Experiments machte und Ihnen entweder überwiegend positive oder negative Beiträge angezeigte. Auch gehören Zensurmaßnahmen längst zum Alltag sozialer Medien wie FacebookTwitter und YouTube. Dass diese Grundlagenforschung dafür tatsächlich zum Einsatz gebracht wird, gilt jedoch als unwahrscheinlich.

Beitragsbild: CCO

Quelle: Info Direkt

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