Donnerstag, April 25, 2024
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Gasspeicher auf Rekordtief: „Zukunft Gas“ reagiert auf Habeck-Vorstoß zu staatlichen Reserven

Die deutschen Gasreserven sind kaum zu 50 Prozent gefüllt. Um die Sicherheit der Energieversorgung zu gewährleisten, will Deutschlands Wirtschaftsminister Robert Habeck mehr staatliche Eingriffsmöglichkeiten prüfen. Die deutsche Gaswirtschaft stellt sich dagegen – wenigstens unter aktuellen Umständen.Zuletzt hatte unter anderen der deutsche Gashandelskonzern VNG gegenüber SNA berichtet, dass die deutschen Speicher aktuell nur zu 44,7 Prozent gefüllt seien. Das soll sich aber nicht auf die Versorgung deutscher Verbraucher auswirken, hieß es. Immerhin: es handelt sich um einen historischen Tiefstand, und die Angst vor der Kälte ist da.Angesichts dessen forderte Bundeswirtschaftsminister Habeck (Grüne) zuletzt mehr staatliche Eingriffsmöglichkeiten. Der Winter habe gezeigt, sagte Habeck dem Sender „NTV“, dass Deutschland mit reduzierten Beständen anfälliger für Preisschwankungen und geopolitische Spannungen sei. „Deshalb müssen wir die Möglichkeiten verbessern, für den nächsten Winter vorzusorgen, damit die Gasspeicher gut gefüllt sind“. Darin sehe er eine politische Aufgabe.Hier dürfte er allerdings auf den Widerstand der Gasbranche stößen. Wie die Initiative von Unternehmen der deutschen Gaswirtschaft und die Stimme der Branche, „Zukunft Gas“, gegenüber SNA sagt: „Staatliche Eingriffe in Märkte sollten immer sehr gut begründet sein. Aktuell sehen wir keine Notwendigkeit einer staatlichen Einflussnahme auf den europäischen Gasmarkt.“ Zu Mitgliedern der Initiative gehören sowohl VNG, als auch Wintershall Dea und Gazprom NGV Europe.

„Zukunft Gas“ gibt Entwarnung

Zwar seien die Gasspeicher für die sichere Energieversorgung in Deutschland ein Faktor, sagt der Leiter der Pressestelle von „Zukunft Gas“, Charlie Grüneberg, weiter. Deutschland sei Teil des integrierten EU-Energiemarktes und damit an zahlreiche Pipelines und LNG-Terminals angebunden. Die Energieversorgung werde damit aber aus vielen Quellen gesichert, nicht nur aus Gasspeichern. „Wir sehen daher aktuell keine Gefahr für eine sichere Energieversorgung Deutschlands“, argumentiert Grüneberg.

Um die Gründe für die aktuelle Situation zu nennen, weist er auf die Konjunktur nach dem Corona-Krisenjahr 2020 hin. Diese zog 2021 insbesondere in Asien die Konjunktur schneller und stärker an als erwartet. Das führte zu einer großen Preissteigerung für Gas an den Weltmärkten. „In Europa dauerte außerdem der Winter 2020/21 länger als gewöhnlich. Dadurch wurde bis in den Mai 2021 witterungsbedingt ausgespeichert. Im Zuge der anziehenden Konjunktur im Sommer 2021 waren die Preise auch im Sommer ungewöhnlich hoch. Aus diesem Grund wurde in den Sommermonaten nicht so stark eingespeichert, wie in vergangenen Jahren“, erklärt Grüneberg weiter. Die relativ niedrigen Speicherstände seien daher aber auch schon seit dem vergangenen Herbst bekannt.

Habeck will Lösung bis zum nächsten Winter

Habeck dagegen will schon zum nächsten Winter eine Lösung für die Situation finden. „Wir können nicht noch einmal in so eine Situation reinlaufen, wie wir sie jetzt erlebt haben. Das wäre wirklich fahrlässig“, sagte er am Mittwoch bei einer Regierungsbefragung im Bundestag. Er beklagte dabei, dass der Gasmarkt unter vorigen Bundesregierungen komplett liberalisiert worden sei. Für die Zukunft sei die Einrichtung einer nationalen Gasreserve denkbar oder auch eine Vorschrift, wie sie Italien kenne, wonach zu einem bestimmten Datum ein gewisser Stand in den Gasspeichern erreicht sein muss, schug Habeck vor.

Inzwischen plädiert auch der Chef des deutschen Energiekonzernes RWE, Markus Krebber, für staatlich kontrollierte Gasreserve. „Das kann in Richtung einer staatlichen Bevorratung gehen wie beim Erdöl“, sagte Krebber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Mittwochsausgabe). Alternativ findet er eine schärfere Regulierung denkbar, sodass Gasversorger ihre Lieferverpflichtungen zu bestimmten Anteilen durch langfristige Kaufverträge oder Einspeicherungen absichern müssten.

RWE betreibt zwar Gaskraftwerke in Deutschland, den Niederlanden und in Großbritannien, ist aber kein Teil von „Zukunft Gas“ und hat nichts mit Gazprom zu tun, nachdem die Kooperationsgespräche der beiden Riesenkonzerne noch 2012 gescheitert waren. 2014 lieferte RWE als Gasprom-Konkurent auch Gas in die Ukraine.Nicht zuletzt ist die aktuelle Gaslücke in Deutschland darauf zurückzuführen, dass Gazprom abgesehen von den langfristigen Verträgen deutlich weniger Gas kurzfristig in die EU verkauft, als in den vergangenen Jahren. Der Erdgasspeicher der Gazprom-Tochter Astora im niedersächischen Rehden ist entsprechend fast leer.

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