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Kriegsschauplätze: Die Welt vor dem großen Krieg

Die NATO-Verteidigungsminister tagten in Brüssel. Am Wochenende vom 12. bis 14.02.2016 kamen der US- und der russische Außenminister auf der Münchner Sicherheitskonferenz zusammen. Es herrschte heftige diplomatische Betriebsamkeit, um zu verhindern, was in großen Buchstaben an der Wand steht: Der Krieg um Syrien droht sich in einen Weltkrieg auszuweiten. 

Sicherheitskonferenz in München

Immer wieder habe ich hier auf dieser Website über die stetig wachsenden Kriegsvorbereitungen berichtet. Und immer wieder wird dieser Prozess beschleunigt und intensiviert. Die neuesten Entwicklungen sind alarmierend. Zur besseren Übersicht werde ich die aktuellen Fakten in die verschiedenen möglichen Kriegsschauplätze einordnen.

Europäischer Kriegsschauplatz

Europäischer Kriegsschauplatz

Fakt 1: Die NATO-Aufrüstung gegen Russland.

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg fordert »in Reaktion auf die Politik von Russlands Präsident Wladimir Putin« zusätzliche Truppen ins östliche Bündnisgebiet schicken. »Ich erwarte, dass die Verteidigungsminister beschließen, unsere Präsenz im östlichen Teil der Allianz zu verstärken«, sagte Stoltenberg am Mittwoch zum Auftakt eines Ministertreffens in Brüssel.

Dies werde die klare Botschaft aussenden, dass die NATO auf jegliche Art von Aggression gegen einen Alliierten reagieren werde. Die zusätzliche Präsenz solle nach Angaben von Stoltenberg über eine multinationale Truppe gestellt werden. Die Soldaten sollen in Ländern wie Lettland und Estland, aber auch Polen und Litauen stationiert werden.

Die Antwort darauf gab noch am selben Tag Michail Uljanow, Ressortleiter Nichtweiterverbreitung und Rüstungskontrolle im russischen Außenministerium. In der Grundakte habe sich die NATO dazu verpflichtet, keine substantiellen Kampftruppen im Gebiet der Mitgliedstaaten zu stationieren, sagte er am Mittwoch. Nach seiner Einschätzung nähert sich das quantitative Aufgebot, das in der Nähe der russischen Grenzen entsteht, dem Begriff »substantielle Kampftruppen«. Diese Aufstockung der militärischen Kräfte der NATO sei besorgniserregend. Das russische Militär werde darauf angemessen reagieren müssen, warnte Uljanow.

Kriegsschauplatz Syrien

Kriegsschauplatz Syrien

Fakt 2: Truppenaufmarsch an der jordanischen Grenze zu Syrien.

Mit einem gerade begonnenen Manöver unter dem Namen »Shamal Storm« will die britische Armee die Fähigkeiten zur Verlegung von 1.600 Soldaten und Ausrüstung in eine Krisenzone prüfen. Bei dem Großmanöver üben britische Soldaten die Landung in einer Konfliktregion, den Aufbau eines Feldlazaretts und die Abwehr eines Bio- und Chemiewaffenangriffs. 300 Panzer, 80 Panzerwagen, Ärzte, Pioniere, Logistik- und Aufklärungsspezialisten wurden für dieses Manöver in den Nahen Osten entsendet.

Nach Angaben des britischen Militärs »soll die Bereitschaft der britischen Armee bei einem Militäreinsatz in einer Konfliktzone und zur Stationierung von bis zu 30.000 Soldaten« geprüft werden. Großbritannien und Jordanien pflegen enge militärische Beziehungen: Viele jordanische Soldaten werden in Großbritannien ausgebildet.

Zur selben Zeit sind Militärkonvois aus dem Königreich Saudi-Arabien von Augenzeugen unweit der syrisch-jordanischen Grenze gesehen und gefilmt worden, schreibt die »Nesawissimaja Gaseta«. Saudi-Arabien hatte bereits vor Tagen erklärt, es sei nun bereit, Bodentruppen nach Syrien zu entsenden. Katar und einige Emirate versicherten, sich am Truppeneinsatz zu beteiligen. Im Süden Syriens werden also Truppen zusammengezogen.

Fakt 3: Türkei marschiert in Syrien ein.

Mit Beginn der militärischen Erfolge der syrischen Truppen mit Unterstützung durch die russische Luftwaffe in der Gegend um Aleppo und dem Ende der Nachschublieferungen aus der Türkei für die IS-Kämpfer entstanden plötzlich die Flüchtlingslager unweit der Grenze auf syrischem Territorium mit Unterstützung Ankaras. Immer wieder war auch vom Einsickern türkischer Truppen auf syrisches Gebiet berichtet worden.

Kanzlerin Angela Merkel sagte kürzlich, sie wolle die Bemühungen der Türkei zum Unterhalt der Flüchtlingslager in Syrien unterstützen. Deutschland hat in der Türkei bereits militärische Luftaufklärungseinheiten und sein Einverständnis für die Unterstützung der von den USA angeführten Koalitionskräfte bei möglichen Bodeneinsätzen in Syrien geäußert.

Eine »Nesawissimaja Gaseta«-Quelle aus russischen militärdiplomatischen Kreisen behauptet, dass »es sehr wahrscheinlich ist, dass Koalitionstruppen unter US-Oberbefehl nach Syrien unter dem Vorwand des Schutzes der Flüchtlinge einmarschieren können.« Es ist nicht ausgeschlossen, dass in der UNO Maßnahmen zur Rechtfertigung der Rechtmäßigkeit dieses Schrittes ergriffen werden.

»Scheinlager für Flüchtlinge können bald nicht nur im Norden, sondern auch in den südlichen Provinzen Syriens, die an Jordanien und den Irak grenzen, auftauchen. Diese angeblichen humanitären Objekte werden unter die Kontrolle der Saudis, der US-Spezialtruppen, NATO-Truppen u.a. genommen.

Ihre Präsenz wird mit der Notwendigkeit des Schutzes der dort ansässigen friedlichen Bevölkerung erklärt. Solch eine Dominanz streben die USA im Südosten Syriens an, wo es große Öl- und Gasvorkommen gibt. Mit Unterstützung der Bevölkerung dieser Gebiete werden Washington und die türkisch-arabische Allianz versuchen, die Regierung in Damaskus zu stürzen.«

Scheinlager für Flüchtlinge

Es gehört in diesen Zusammenhang, dass russische Kriegsschiffe am Mittwoch die Meerenge Dardanellen zwischen der Marmarameer und der Ägäis passiert haben. Nach Angaben der türkischen NachrichtenagenturDHA wurden die großen Landungsschiffe »Minsk« und »Asow« in Begleitung eines türkischen Küstenschutzbootes in die Ägäis begleitet. »Von der Ägäis werden die russischen Schiffe durch das Mittelmeer voraussichtlich Richtung Tartus in Syrien fahren«, hieß es. In Tartus hat Russland einen Marinestützpunkt.

Fakt 4: Die NATO-Flottenkonzentration im östlichen Mittelmeer.

Es sei gut, dass die Türkei die Militärallianz gebeten habe, die Seeraumüberwachung in der Region zu intensivieren, sagte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen in Brüssel.

»Ziel muss es sein, das perfide Geschäft der Schmuggler mit der illegalen Migration zu erschweren, wenn nicht unmöglich zu machen.«

Die Deutsche Marine führt mit dem Einsatzgruppenversorger »Bonn« derzeit einen NATO-Schiffsverband, der in der Region unterwegs ist. Diese und andere Schiffe des Bündnisses sollen die EU-Außengrenzen schützen – angeblich gegen Flüchtlinge. Die Zeichen deuten daraufhin, dass es bei diesem Einsatz um etwas ganz Anderes geht: Um die Absicherung des maritimen Raums westlich von Syrien.

Kriegsschauplatz Kaukasus

Die NATO am Schwarzen Meer

Fakt 5: Die NATO am Schwarzen Meer

»Die Nato hat ihre militärische Präsenz im Schwarzen Meer, einschließlich der Kriegsmarine und Radarflugzeuge AWACS in Rumänien, Bulgarien und der Türkei verstärkt«, sagte Stoltenberg am Mittwoch zum Auftakt des NATO-Verteidigungsministertreffens in Brüssel.

»Wir beobachten die Situation im Schwarzen Meer ständig und stocken unsere militärischen Möglichkeiten und Kapazitäten für Aufklärung und für die Verlegung von Verstärkungstruppen in diese Region auf«. Laut Stoltenberg plant die NATO weitere Aufrüstung im Schwarzen Meer.

Kriegsschauplatz Propaganda

Während diese Truppen-Verlegungen stattfinden – und mit »Manövern« oder »humanitären Einsätzen« verschleiert werden – tobt der Propaganda-Krieg.

Propaganda 1: Das Kriegsspiel

»World War Three: Inside the War Room« (Dritter Weltkrieg: In der Kommandozentrale) – so heißt die neue Sendung des britischen Fernsehkanals BBC. Die Doku zeigt die Arbeit eines aus britischen Militärexperten und hochrangigen Ex-Beamten bestehenden Krisenstabs, der in einer improvisierten Kommandozentrale über einen von Russland ausgelösten simulierten Weltkonflikt berät.

»Nach der Ukraine-Krise und Russlands Beteiligung am Syrien-Konflikt ist die Welt näher als jemals zuvor seit dem Ende des Kalten Krieges an eine Konfrontation der Supermächte gekommen.

Nun wird ein Ausschuss hochrangiger britischer Ex-Beamter aus militärischen und diplomatischen Kreisen zusammenkommen, um an einem Spiel teilzunehmen — einem hypothetischen heißen Krieg in Osteuropa und einer nuklearen Konfrontation«, heißt es auf der BBC-Internetseite.

Nach Angaben des Senders ist außer der Diskussion des Krisenstabs auch eine fiktive Doku gefilmt worden. Darin marschieren russische Streitkräfte in Lettland ein, um die »Kreml-Separatisten« zu unterstützen, die davor 20 Städte an der russischen Grenze (Lettgallen) unter ihre Kontrolle gebracht haben sollen.

Solange die NATO nachgrübelt, wie man mit einem solchen Fall überhaupt umgehen sollte, fassen Großbritannien und die Vereinigten Staaten den gewagten Entschluss, selber vorzurücken und die russischen Truppen eigenhändig aus Lettland zu vertreiben. Gesagt, getan – allerdings zerstört Russland kurz darauf mit einem gezielten nuklearen Luftschlag ein britisches Militärschiff mitsamt der 1.200-köpfigen Besatzung.

Während London sich gegen eine nukleare Antwort stemmt, zerstören die USA, die davor ebenfalls ein Schiff verloren haben, blindlings ein russisches Militärobjekt — was wiederum den Dritten Weltkrieg hervorruft. Schon im vergangenen Jahr war im norwegischen Fernsehen die TV-Serie »Okkupert« (»Okkupiert«) ausgestrahlt worden, in der das skandinavische Land von Russland besetzt wurde.

Propaganda 2: Die Angstmache

Das russische Außenministerium wird einen Antrag von Duma-Abgeordneten prüfen, den am 16. März 1921 in Moskau mit der Türkei unterzeichneten Friedensvertag aufzukündigen. Das teilte Ministeriumssprecherin Maria Sacharowa am Mittwoch mit.

Die Duma-Abgeordneten Waleri Raschkin und Sergej Obuchow von der Fraktion der Kommunistischen Partei Russlands hatten vorgeschlagen, den russisch-türkischen Friedensvertrag aufzukündigen.

»Wir haben alle für unser Land und unsere Verbündeten ungünstigen russisch-türkischen Abkommen zu revidieren. Ankara sollte sich darüber klar werden, welche Folgen die Eskalation des Konflikts haben wird. Nur das würde die Türkei ernüchtern und vor neuen Provokationen abhalten können«, hatte Obuchow erklärt.

Dabei erinnerte der Parlamentarier daran, dass die zwei anderen Kaukasusrepubliken – Georgien und Armenien – den Vertrag als ungerecht ablehnen. Laut Vertrag wurden das frühere Gebiet Kars und der südliche Teil des früheren Gebiet Batumi, die seit 1878 zum Russischen Reich gehörten, sowie der frühere Kreis Surmali des Gouvernements Eriwan (im Russischen Reich seit 1828) mit dem Berg Ararat an die Türkei abgetreten.

Das mögliche Szenario

In meinem Buch Der direkte Weg in den Dritten Weltkrieghabe ich das Szenario schon angedeutet, das sich jetzt immer klarer abzeichnet:

Durch die militärischen Erfolge der syrisch-russischen Allianz alarmiert, wird das saudisch-türkische Bündnis nun zurückschlagen müssen, wollen sie an ihrem Plan festhalten, Präsident Assad aus dem Amt zu jagen und Syrien aufzuteilen.

Der türkische Truppenaufmarsch im Norden Syriens – flankiert von NATO-Schiffen und –Flugzeugen – und der saudische Aufmarsch im Süden Syriens – gedeckt von britischen Soldaten – deuten darauf hin, dass das sunnitische Bündnis das schiitische Syrien in einen Zweifrontenkrieg verwickeln will. In diese Auseinandersetzung werden zwangsläufig die USA auf der einen und Russland auf der anderen Seite hineingezogen.

Man wird viel zwischen den Zeilen der Vereinbarungen lesen müssen, die John Kerry und Sergej Lawrow bei der Sicherheitskonferenz in München getroffen haben. Eine letzte Chance vor der großen Eskalation.

Quelle: Peter Orzechowski ,  Allure  bedankt sich!

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