Freitag, April 26, 2024
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Deutschkurs für Deutsche in der „Zeit“: Was ist eine Hetzjagd?

Daß es in Chemnitz keine Hetzjagden gegeben hat, die man den Unliebsamen in die Schuhe schieben könnte, betrübt die Linken zutiefst. Dabei hatte alles so schön angefangen. Sogar die Kanzlerin behauptete, die Hetzjagden, die es nicht gab, seien einfach entsetzlich gewesen. Dann flog der ganze Schwindel auf und die deutsche Gesamtlinke steht nun da wie begossene Pudel. Es ist alles sehr peinlich. Was tun?

Bei der „Zeit„, dem Fachblatt für geschwollene Dünnheiten , besann man sich auf den alten Baron von Münchhausen, welchselbiger sich bekanntlich am eigenen Schopfe aus dem Sumpf gezogen hat – und behauptete dreist, es könne sehr wohl Hetzjagden in Chemnitz gegeben haben, weil es darauf ankäme, was man unter einer Hetzjagd versteht.

Also steht zu lesen, listig niedergeschrieben von Houssam Hamade und Viola Nordsieck:

„Hetzjagd oder nicht, das ist keine triviale Frage.“

Doch, das ist eine triviale Frage. So trivial, wie die Frage, ob das, worauf man ausgerutscht ist, eine Bananenschale ist oder nicht.

„Wir erleben, wie die Politik sich in einen Kampf um Deutungen verwandelt. Es geht um das „Framing“ von Wirklichkeit.“

„Kampfdeutungen“ in der „Erlebnispolitik“ wahrscheinlich.  „Frame“ heißt „Rahmen“. Das „Framing“ ist also die Einrahmung der Bananenschale. So etwas tun Leute, denen ungerahmte Bananenschalen ein Gräuel sind. Es tut ihnen zwar das Steißbein bereits weh, aber sie wollen trotzdem gern wissen, ob sie das, worauf sie ausgerutscht sind, per Einrahmung von einer Bananenschale in einen Hundehaufen verwandeln können.

„Hetzjagd oder nicht Hetzjagd, für manche Politiker scheint das die Frage des Moments zu sein.

Wenn man wissen will, ob es eine Hetzjagd gegeben hat oder nicht, dann ist das tatsächlich die Frage des Moments, in dem man sie stellt. Das haben Herr Hamade und Frau Norsieck fein beobachtet.

„Sie (die Frage, Anm.d.Verf.) könnte über die berufliche Zukunft des Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen entscheiden und mittelbar vielleicht sogar über die seines Vorgesetzten, des Innenministers Horst Seehofer, falls dieser sich in der Deutung der Ereignisse von Chemnitz weiterhin gegen die Kanzlerin – die den Begriff der Hetzjagd verwendete – stellt.“

Da stellt sich die Frage, wie es wohl um die berufliche Zukunft jenes Pförtners im Kanzleramt steht, der sich der Deutung des Wortes „Angela“ nicht anschließen will und von der Bundeskanzlerin immer als „Fatima die Blunze“ spricht, obwohl sich Fatima selbst „Bundeskanzlerin“ nennt.

Aber wie nähert man sich bei der „Zeit“ nun dem schwierigen Unterfangen, etwas, das es in Chemnitz nicht gegeben hat, zu einer Hetzjagd zu erklären? – Vorsichtig. Vorsicht ist nämlich die Mutter aller Einrahmungen.

Laut FAZ geht es Maaßen nun lediglich darum, zu unterstreichen, dass die aufgenommenen Szenen, deren Echtheit er nicht mehr bezweifle, einen Vorgang zeigen, auf den der Begriff „Hetzjagd“ nicht zutrifft. In diesem Sinne argumentierte am Montag auch der CSU-Bundestagsabgeordnete Michael Kuffer. Maaßen habe lediglich auf einer korrekten Beschreibung der Wirklichkeit bestehen wollen: dass die gefilmte Tatsache – „wie eine Person über eine kurze Strecke einer anderen nachsetzt“ – einer „Hetzjagd“ nicht entspreche.

Das Rezept: Man trenne vorsichtig die Echtheit jenes Videos, welches keine Hetzjagd zeigt, vom Begriff „Hetzjagd“ und bezeichne das, was es stattdessen zu sehen gibt, als echt. Das Video zeigt schließlich etwas, das man sehen kann. Dann bastle man solange an einem Rahmen für das, was es zu sehen gibt, bis es aussieht wie eine eingerahmte Hetzjagd. Es wäre doch gelacht, wenn man das, was auf den ersten Blick nicht zu sehen ist, per zweitem Blick nicht noch in das verwandeln könnte, was es nicht ist, auf daß es werde, was es sein soll: Der Beweis, daß Fatima die Blunze die Wahrheit gesagt hat.

Aber so austauschbar ist der Gebrauch von Begriffen nicht.“

Ach? Der Gebrauch ist nicht „so austauschbar“? Austauschbar, austauschbarer, am austauschbarsten, oder was? Da stellt sich die Frage, ob beispielsweise Reifen austauschbarer sind als Begriffe. Mal in der Autowerkstatt nachfragen: „Für wie austauschbar halten Sie die Reifen an meinem Wagen, Meister?“

„Es kommt durchaus im Detail darauf an, welche Wörter wir für die Beschreibung von Wirklichkeit verwenden.“

Ja-ja, darauf kommt es an. Aber das ist erst der zweite Schritt. Der erste wäre, darüber zu rätseln, ob Wirklichkeit und Wahrheit nicht eigentlich „Wrschtlpfrmpft“ sind, wozu wir überhaupt Wörter verwenden, und ob sich Rahmen für Wörter mit Bedeutungen nicht mit dem Rasenmäher zuschneiden lassen.

„Das liegt daran, dass jedes Wort ein Deutungsumfeld transportiert, eine Menge an historischen Bezügen, an unbewussten Klammern, an semantischen Konnotationen. Begriffe setzen der Wirklichkeit einen Deutungsrahmen, sie „rahmen“ die Wirklichkeit. Der inzwischen auch im Deutschen geläufige sprachwissenschaftliche Begriff dafür ist das „Framing“.

Freilich ist es ganz anders. „Sprachwissenschaftler“ ist im Deutschen das inzwischen geläufige Wort für „Begriffsverdreher“. Aber spaßeshalber mal einfach so gefragt: Welches Bedeutungsumfeld transportiert das Wort „Hundehaufen“ genau? Wie sind seine historischen Bezüge zu Hund und Haufen der Antike? Und nicht zu vergessen: Wie sind seine olfaktorischen Konnotationen? Erst, wenn das alles geklärt ist, können wir mit Sicherheit ausschließen, daß der Hundehaufen kein Muffin ist. Vorausgesetzt natürlich, wir sind uns darüber einig, was „Sicherheit“ genau sein soll.

„Der Rahmen „Mob-Hetzjagd-Pogrome“ konnotiert einen unkontrollierten, gewaltsamen, ja sogar todbringenden Auflauf, den die Polizei nicht in den Griff bekommt. (…) Indem Kretschmer einen gemeinsamen Rahmen aus Pogrom, Hetzjagd und Mob verwendet, kann er darauf hoffen, durch die Zurückweisung des einen Begriffs – Pogrome – auch die beiden anderen – Hetzjagd und Mob – loszuwerden.“

Der Rahmen Hamade-Nordsieck-„Zeit“ konnotiert eine schwachsinnige, labernde, ja sogar langweilende „Zusammenrottung“ (Fatimas DDR-Blunzensprech), welche der Verstand nicht mehr in den Griff bekommt, vorausgesetzt, das Wort „Griff“ ist eingerahmt. Und meinereiner lebt in der Hoffnung, daß er durch die Zurückweisung des Begriffs „Zeit“ auch die beiden anderen – Hamade und Nordsieck – loswird.

„Max Czollek hat in einem Gastbeitrag für ZEIT ONLINE darauf hingewiesen, dass die Bezeichnung „Ausländer“ eine ausschließende, distanzierende Funktion enthält.“

Ist es die Möglichkeit? Dieser Czollek ist mir vielleicht ein Filou. Das hat er herausgefunden? Da hat er bestimmt ganz scharf nachgedacht. Womöglich ist ihm auch aufgefallen, daß „Ausschlag“ im Gegensatz zu „Einschlag“ eine dermatologische Funktion enthält.

Ich würde dagegen sagen, der rechte Mob attackiert ein Viertel der deutschen Bevölkerung.“ Denn das ist die ungefähre Zahl derjenigen, die einen sogenannten Migrationshintergrund haben.

Was er meinte, ist wahrscheinlich gewesen, daß es in Deutschland viele Ausländer gibt. Einen Ausländer mit einem sogenannten Rahmen (was ist ein ungerahmter Rahmen?) zu versehen, ist eine ungerahmte Attacke. Aber er sagt es nicht. Czolleck würde es nur sagen. „Sogenannter Migrationshintergrund“ ist natürlich allererste Sahne Fischfilet. Diejenigen, die den „Migrationshintergrund“  eingeführt haben, um den Ausländer zum Inländer zu machen, reden nun von „sogenannt“? Das ist ungerahmt dreist.

Ein Problem in der politischen Diskussion dieser Tage ist, dass es in Deutschland einflussreiche Politiker und Journalisten gibt, die leugnen, dass es so etwas wie begriffliches Framing überhaupt gibt. Wenn Journalisten oder auch Politiker nach ihrer Aufgabe befragt werden, sagen sie häufig, diese bestünde einfach darin, „zu sagen, was ist“. Diese alte, Rudolf Augstein zugeschriebene Weisheit ist so einleuchtend wie vereinfachend.

Nach dem Klimaleugner kommt nun also der Framingleugner. Die Zahl der Ketzer gegen das saudumme Relativistengeschwätz nimmt täglich zu, wie es aussieht. Das ist freilich ungerahmt alarmierend für diejenigen, die vom Geschwätz leben. „Einfach zu sagen, was ist“, wäre der geschäftliche Tod der „Zeit“. Der „Zeit“-Leser liebt es kompliziert und nennt den Hunger gern ein „subjektiv erlebtes Gefühl von Nahrungsmangel“. Die Speisekarte ist ihm ein „einschränkender Listenrahmen bei der Auswahl wirksamer Mittel gegen das subjektiv erlebte Gefühl von Nahrungsmangel.“ Worauf wir ungerahmt einen lassen können.

„Sie (Rudolf Augsteins Weisheit, Anm.d.Verf.) suggeriert, dass es jederzeit einen direkten, eindeutigen, evidenten Zugriff auf die Wirklichkeit gebe. Diesen Zugriff kann es zwar geben – wenn Fakten ermittelt werden –, oft wird er aber erst durch erhebliche Recherchearbeit möglich.“

Aha, jetzt kommen wir also allmählich dahin, wo uns Hamade und Nordsieck haben wollen. Ob es in Chemnitz eine Hetzjagd gegeben hat oder nicht, soll nicht davon abhängen, ob jemand eine gesehen, bezeugt oder gefilmt hat, sondern davon, was die Recherche zu dem ergeben hat, was es nicht zu sehen gab. Weil wir uns bei dem, was wir nicht gesehen haben, getäuscht haben könnten. Und nicht nur wir, sondern auch der Präsident des Verfassungsschutzamtes, der töpelhafterweise behauptet, das, was er nicht gesehen hat, habe auch nicht stattgefunden, anstatt einfach die Recherchen abzuwarten.  Ehe nicht gewissenhaft recherchiert worden ist, oh es den Osterhasen gibt oder nicht, sollten wir keinesfalls behaupten, daß es ihn nicht gibt.

Und spätestens, wenn ein Sachverhalt Gegenstand einer Debatte wird, treten Evidenz und Objektivität vor dem Streit um Deutungen zurück. Ohne Framing gibt es keine Einordnung einer Situation. Auch Berichte, die sich um Objektivität bemühen, müssen einen Rahmen setzen. Debatten im öffentlichen Raum bestehen dann in erster Linie in der Aushandlung dieser Rahmensetzungen.

Es ist ein alter Hut, daß es die Linken gerne so hätten. Das wußte schon George Orwell. Normal gebliebene Menschen sagen einfach, was ist oder nicht ist. Dann kommt der Linke, macht einen Rahmen darum herum und behauptet, jetzt sähe es gleich ganz anders aus. Im Extremfall rahmt er das Inexistente und behauptet als nächstes dreist, das Inexistente sei durch den Rahmen zu etwas geworden, das man lediglich nicht sehen kann.

Es ist so: Wenn man dem Verlagsgebäude der „Zeit“ einen anderen Rahmen verpasst, indem man einfach das Wort „Zeit“ auf der Fassade durch das Wort „Klapse“ ersetzt, erspart man sich die Einlieferung von Hamade und Nordsieck in dieselbe und kann sie einfach da lassen, wo sie bereits sind.

Aber rührend ist es schon, wie man sich bei der „Zeit“ bemüht, Fatima der Blunze den Arsch zu retten.

Quelle!:

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