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Diabetes (Zuckerkrankheit, Diabetes mellitus)

Blutzucker

Geräte zur Messung des Blutzuckers: Sowohl Typ 1 als auch Typ 2 Diabetes kommen familiär gehäuft vor. (PhotoSGH )

Diabetes mellitus umfasst chronische Stoffwechselerkrankungen bei denen zu wenig Insulin gebildet wird. Gemeinsames Symptom aller unbehandelten Patienten sind die erhöhten Blutzuckerwerte (Hyperglykämie).

Formen der Erkrankung

Typ 1 Diabetes

Bei Typ 1 Diabetes liegt ein absoluter Mangel am

Hormon Insulin zu Grunde. Der Typ 1 Diabetes ist meist immunologisch bedingt. Körpereigene Abwehrstoffe (Antikörper) zerstören die insulinbildenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse. Die Bauchspeicheldrüse kann in weiterer Folge kein Insulin mehr bilden.

Meist beginnt diese Form des Diabetes im Kindes- oder Jugendalter, weshalb er auch als "juveniler Diabetes" bekannt ist. Typ 1 Diabetes kann aber auch bei Erwachsenen beobachtet werden.

Typ 2 Diabetes

Bei Typ 2 Diabetes entwickelt sich eine verminderte Empfindlichkeit der Körperzellen auf Insulin. Man spricht von der sogenannten Insulinresistenz. Die insulinproduzierenden Zellen sind durch die jahrelange Überproduktion von Insulin „erschöpft“.

Das bedeutet, die Zellen brauchen mehr Insulin, um Zucker aus dem Blut aufzunehmen. Die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse reagieren darauf mit einer vermehrten Ausschüttung des Hormons. Auf Dauer werden die insulinproduzierenden Zellen überlastet, die Produktion nimmt immer weiter ab. Daneben wird ein anderes vor Zucker schützendes Hormon aus dem Darm (Glucagon-like Peptid 1/GLP-1) in geringerem Ausmaß gebildet, was die Zuckerfreisetzung aus der Leber wiederum fördert.

GLP-1 vermindert ein anderes Hormon der Bauchspeicheldrüse, das Glukagon, und regt die Insulinproduktion in der Bauchspeicheldrüse an. Wird weniger GLP-1 gebildet, trägt dies zu einer vermehrten Blutzuckerfreisetzung im Körper bei.

Der Typ-2-Diabetes wird oft als "Altersdiabetes" bezeichnet, da er meist erst im Erwachsenenalter beginnt (früher im Mittel bei etwa 56 Lebensjahren). Da immer mehr Kinder und Jugendliche an Übergewicht bzw. Fettleibigkeit leiden, kann Typ 2 Diabetes bereits immer öfter bei Teenagern und jungen Erwachsenen beobachtet werden.

Typ-2-Diabetes ist besonders bei Personen zu beobachten,

  •  in deren Familie bereits eine Diabetes-Erkrankungen aufgetreten ist.
  • die übergewichtig sind.
  • die sich zu wenig bewegen und deren Muskulatur weniger stark ausgeprägt ist (auch bei Normalgewicht).
  • die einen erhöhten Blutdruck haben.
  • die erhöhte Blutfette (Cholesterin und Tryglizeride) aufweisen.
  • die in einer vorangegangenen Schwangerschaft Gestationsdiabetes entwickelt haben.

Sowohl Typ 1 als Typ 2 Diabetes kommen familiär gehäuft vor. Sind beide Eltern Typ-1-Diabetiker, liegt das Risiko eines Kindes, ebenfalls zu erkranken, bei etwa 20 Prozent. Ist nur der Vater betroffen, beträgt das Risiko rund fünf Prozent, im Falle der Mutter etwa 2,5 Prozent. Bei Typ-2-Diabetikern dagegen ist in 50 Prozent aller Fälle Diabetes schon in der Familie bekannt.

Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes)

In der Schwangerschaft liegt eine hormonell bedingte (periphere) Unempfindlichkeit gegenüber dem Hormon Insulin vor. Es kommt zu einer krankhaften Glukosetoleranz, bei der die Blutzuckerwerte zu hoch sind. Nach Beendigung der Schwangerschaft normalisiert sich die Glukosetoleranz in der Regel wieder. Das Risiko im späteren Leben Diabetes Typ 1 oder 2 zu entwickeln, ist allerdings stark erhöht.

Sekundärer Diabetes

Bei sekundärem Diabetes entwickelt sich die Zuckererkrankung als Folge von anderen Krankheiten. Hierzu zählen:

  •  Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse (z.B. Pankreatitis). In der Bauchspeichdrüse befinden sich die Insulinproduzierenden Zellen. Wenn ein Großteil dieser Zellen zerstört sind (etwa 90 Prozent) entwickelt sich ein Diabetes.
  • Erkrankungen hormonproduzierender Drüsen mit vermehrter Herstellung von

     

    • Kortisol bei Cushing Syndrom
    • Überproduktion von Wachstumshormonen (Akromegalie) bzw.
    • Schilddrüsenhormonen bei Schilddrüsenüberfunktion
  • Langjährige Medikamenten-Einnahme (z.B. Glukokortikoide)
  • Infektionen (z.B. Zytomegalie-Virus oder angeborene )
  • genetische Defekte der insulinproduzierenden Zellen und der Insulinwirkung.

Wie entsteht Diabetes?

In den Langerhans´schen Inseln der Bauchspeicheldrüde (Pankreas) wird das Hormon Insulin gebildet. Insulin wird von den Körperzellen gebraucht um den Zucker (Glukose) aus der Blutbahn aufzunehmen. Der aufgenommene Zucker wird zur Energiegewinnung benötigt. Kann die Glukose nicht von den Zellen aufgenommen werden, steigt deren Konzentration im Blut an. Bei einer Überschreitung einer gewissen Menge im Blut gelangt der Zucker in den Harn und wird ausgeschieden.

Welche Symptome treten auf?

Folgende Symptome können bei erhöhtem Blutzuckerspiegel – sowohl bei Typ 1 und Typ 2 Diabetes – auftreten:

  •  häufiges Wasserlassen (Polyurie) und nächtliches Wasserlassen (Nykturie)
  •  starker Durst (Polydipsie) • geringer Appetit und Gewichtsverlust
  •  Heißhungerattacken (besonders zu Beginn der Krankheit)
  •  Abgeschlagenheit, Müdigkeit und Kraftlosigkeit
  •  Mundtrockenheit und nächtliche Wadenkrämpfe

Bei Patienten mit Typ 1 Diabetes entwickeln sich die Symptome allerdings im Laufe von einigen Tagen bis wenigen Wochen. Typ 2 Diabetes entwickelt sich im Gegensatz dazu meist über einen weitaus längeren Zeitraum (bis zu zehn Jahren). Erkrankte zeigen zunächst lange Zeit keine oder nur geringe Krankheitsanzeichen.

In einigen Fällen sind Folgeerkrankungen das erste Zeichen eines Diabetes Mellitus. Dabei können folgende Symptome auftreten:

  • schlecht heilende Wunden, besonders an den Beinen oder Füßen
  • Sehverschlechterung (Retinopathie)
  • Nervenschädigungen mit Kribbeln oder Gefühllosigkeit in den Beinen (Polyneuropathie)
  • koronare Herzkrankheit (KHK)

Bei etwa 75 Prozent der Patienten mit Koronarer Herzkrankheit lässt sich auch ein Typ 2 Diabetes oder eine „Gestörte Glukosetoleranz“ im Glukose-Belastungstest nachweisen.

Wie stellt der Arzt die Diagnose?

Als Diagnosekriterium für Diabetes mellitus dient die Messung des Nüchternblutzuckers (Glukosekonzentration im Blut auf leeren Magen). Auch ein Glukose-Belastungstest wird zu Diagnosezwecken verwendet.

Der normale Nüchtern-Blutzuckergehalt bewegt sich im venösen Serum zwischen 70 -100 mg/dl Blut (3,9 – 5,5 mmol/l). Ist der Nüchtern-Blutzucker bei den Messungen an mindestens zwei verschiedenen Tagen höher als 126 mg/dl, leiden Sie sehr wahrscheinlich an Diabetes. Dazwischen liegt der Übergangsbereich, genannt: "Gestörter Fastenzucker".

Bei der Bestimmung des Blutzuckers sollten Sie nüchtern sein: Das bedeutet, dass Sie acht bzw. besser noch zwölf Stunden vor der Blutabnahme nichts essen sollten. Die Nahrungsaufnahme vor der Untersuchung verfälscht das Ergebnis. Nur das Trinken von Wasser ist erlaubt. Haben Sie doch etwas gegessen, so teilen Sie dies Ihrem Arzt jedenfalls mit. In unklaren Fällen wird ein Glukose-Belastungstest durchgeführt, bei dem eine genau festgelegte Zuckermenge (75g) getrunken werden muss. Vor dieser Zufuhr und in bestimmten Zeitintervallen danach wird der Zuckergehalt im Blut bestimmt. Wird zwei Stunden nach der Einnahme ein Wert über 140-200 mg/dl gemessen, spricht man von gestörter Glukosetoleranz. Bei Werten über 200 mg/dl spricht man von Diabetes mellitus.

Als Früherkennungsmethode dient auch die Harnzuckeruntersuchung. Mittels eines Urinstreifentests im Morgenurin oder im Sammelurin über 24 Stunden wird festgestellt, ob sich zu viel Glukose im Urin befindet. Wird Harnzucker nachgewiesen, so ist die Diagnose Diabetes Mellitus sehr wahrscheinlich. Gut eingestellte Diabetiker sollten normalerweise keinen Harnzucker aufweisen. Die Harnuntersuchung ersetzt jedoch nicht die Blutuntersuchung: Zur Kontrolle von Blutzuckererkrankungen wird der HbA1c-Wert, der so genannte Langzeitblutzucker bestimmt. Mithilfe dieses Wertes sieht der Arzt, wie gut der Diabetes in den letzten zwei bis drei Monaten eingestellt war. Das kurzfristige Fasten vor dieser Kontrolle hilft hier nicht.

Wie wird Diabetes behandelt?

Die Behandlung hängt davon ab, welche Form des Diabetes vorliegt:

  • Typ-1-Diabetes: Da Insulinmangel die Ursache des Typ-1-Diabetes ist, kann diese Form der Stoffwechselerkrankung nur mit Insulin behandelt werden.
  • Typ-2-Diabetes: Die Basis der Behandlung sind Ernährungsumstellung (insbesondere auch der Ersatz kalorienhaltiger Getränke durch Wasser), Normalisierung des Körpergewichts und regelmäßige Bewegung. Erst wenn diese Lebensstiehlmassnahmen ohne den gewünschten Erfolg bleiben, wird medikamentös behandelt. Wenn der Insulinmangel später ansteigt, wird auch hier Insulin gegeben. Neu sind Wirkstoffe, die das GLP-1-System nutzen.
  • Schwangerschaftsdiabetes: Besonders in der Schwangerschaft ist es wichtig, auf normale Blutzuckerwerte zu achten. Abnorm hohe Werte können das ungeborene Kind schädigen. Insulin wird erst verabreicht, wenn eine Ernährungsumstellung zu keinem Erfolg geführt hat. Die Einnahme von Medikamenten ist kontrainduziert, da diese ebenfalls das Kind schädigen können.
  • Sekundärer Diabetes: Als erste Maßnahme wird versucht, die ursächliche Erkrankung zu behandeln. Wird die primäre Erkrankung behandelt, heilt auch der Diabetes in vielen Fällen von selbst.

Was können Sie selbst tun?

Bei der Behandlung des Diabetes ist Eigeninitiative gefragt. Der Diabetes-Patient sollte in der Lage sein, sich selbst zu helfen. Dies allerdings ist nur durch Unterricht und Erfahrung möglich. Wie Sie sich als Betroffener das Wissen zur Selbsthilfe aneignen können, schlüsseln wir nachfolgend für Sie auf:

  • Gehen Sie zur „Diabetes-Schulung“: Im Laufe einer Woche werden alle Aspekte besprochen, die bei Diabetes von Bedeutung sind.
  • Besuchen Sie eine Diabetiker- Selbsthilfegruppe: dort können Sie wertvolle Unterstützung bei praktischen Fragen bekommen.
  • Lernen Sie, den Blutzucker selbstständig mithilfe eines kleinen Messgeräts zu bestimmen und zu beurteilen. So können Sie die Behandlung im Alltag selbst steuern.
  • Lassen Sie sich von Ihrem Arzt eine gründliche Einführung in die Insulintherapie geben, wenn Sie sich das Hormon selbst verabreichen müssen.
  • Nehmen Sie regelmäßig die empfohlenen Vorsorge-Untersuchungen in Anspruch, um Folgeerkrankungen zu vermeiden bzw. rechtzeitig mit einer Behandlung beginnen zu können. Hierzu zählt:

     

    • Besuchen Sie einmal jährlich Ihren Augenarzt und weisen Sie ihn daraufhin, dass Sie an Diabetes leiden.
    • Lassen Sie ein- bis zweimal im Jahr abklären, ob Sie kleine Eiweißmengen über die Niere ausscheiden.
    • Lassen Sie ein- bis zweimal im Jahr einen Stimmgabeltest an den Beinen durchführen.
    • Lassen Sie sich regelmäßig auf das Vorhandensein von Herz-Kreislauf-Erkrankungen untersuchen. Dies kann durch ein Belastungs-EKG, Ultraschall der hirnversorgenden Gefäße sowie der Beingefäße erfolgen.
  • Lassen Sie sich in medizinischer Fußpflege unterweisen. Für Patienten mit Polyneuropathie (Schädigung der Nerven an den Beinen) sind an einigen Zentren eigene Listen mit ausgebildeten Fußpflegern erhältlich.

Wie wird die Behandlung überwacht?

Die Kontrolle des Diabetes Mellitus kann beim Hausarzt, in der Diabetesambulanz oder in beiden Institutionen vorgenommen werden. Zum Beispiel können die Routinekontrollen beim Hausarzt und die Jahreskontrollen in der Ambulanz vorgenommen werden. Im Rahmen dieser regelmäßigen Kontrollen soll einerseits untersucht werden, ob die Behandlung erfolgreich ist bzw. ob Spätkomplikationen entstanden sind oder sich diese verschlimmert haben. Die Routinekontrolle sollte alle drei bis sechs Monate oder nach individueller Beurteilung vorgenommen werden. Hierzu zählt:

  • Blutprobe zur Bestimmung des Zuckerhämoglobins (HbA1c)
  • Beurteilung der vom Patienten vorgenommenen Blutzuckermessungen
  • Besprechung der Ernährungsgewohnheiten
  • Blutdruckmessung
  • Gewichtsbestimmung

Die Jahreskontrolle kann bei Bedarf auch häufiger als einmal im Jahr vorgenommen werden. Hierzu zählt:

  • Blutprobe zur Bestimmung des Zuckerhämoglobins (HbA1c)
  • Blutproben zur Bestimmung der Blutfette (Cholesterin, Triglyzeride u.a.)
  • Blutprobe zur Bestimmung der Nierenwerte (Kreatinin und Harnstoff) sowie von Salzen im Blut (Natrium und Kalium)
  • Urinprobe zur Bestimmung der Zucker- und Eiweißausscheidung (Mikroalbuminurie)
  • Augenhintergrund-Untersuchung beim Augenarzt
  • Fußuntersuchung, Vibrationssinn und Fußpulse
  • Gewichtsbestimmung
  • Erhebung der Bewegungsgewohnheiten

Prognose

Sowohl beim Typ 1 Diabetes als auch bei Typ 2 können sich Folgeerkrankungen entwickeln. Diabetische Spätkomplikationen bilden sich erst nach einigen Jahren aus.

Beim Typ 1 Diabetes können mit guter Blutzuckereinstellung langfristig die Schäden an Augen, Nieren und Nerven vermieden werden. Bei schlechter Diabetes-Einstellung können an den genannten Organen nach etwa zehn Jahren Schäden auftreten. Kommt es zu Nierenschäden, steigt in weiterer Folge auch bei Typ-1-Patienten die Wahrscheinlichkeit an eine Herz-Kreislauf-Erkrankung (Herzinfarkt, Schlaganfall, Verschlusskrankheit der Beingefäße) zu entwickeln.

Im Fall des Typ 2 Diabetes können aufgrund des möglicherweise langen Zeitraums bis zur Erstdiagnose (viele Patienten haben schon jahrelang "ein bisserl Zucker") bereits zu diesem Zeitpunkt Komplikationen auftreten. Beim Typ- 2-Diabetes sind es in der Regel die Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die zuerst auftreten. Nach etwa zehn Jahren nehmen die Schäden an Augen, Nieren und Nerven zu.

Die Behandlung besteht zunächst in guter Zuckereinstellung und guter Zuckerkontrolle. Der Blutzuckergehalt sollte dem von Gesunden entsprechen. Wesentlich ist aber auch die Behandlung von ALLEN bestehenden Begleiterkrankungen, da sich Risikofaktoren gegenseitig verstärken.

Zur Therapie gehört neben einer Lebensstil-Behandlung (z.B. Ernährungs- und Bewegungsverhalten) eine genaue Kontrolle und gute Einstellung der Blutfett- und Blutdruckwerte. Letztere sollte umso strenger ausfallen, je mehr Schäden an Niere und Herzen gegeben sind. Nur eine sorgfältige Kontrolle der Zuckerkrankheit und aller begleitenden Risikofaktoren kann die Wahrscheinlichkeit für diabetische Spätschäden vermindern oder diese sogar verhindern.

Testen Sie Ihr Wissen in unserem Diabetes Quiz !


Autoren:


Dr. Beate Eigler, Fachärztin für Innere Medizin (netdoktor.de)

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