Freitag, April 26, 2024
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Die letzte Deutsche: Wenn die Nachbarn alle Migranten sind

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Seit über 30 Jahren lebt Gisela P. in Bonn-Tannenbusch. Früher wohnten in der Siedlung vor allem Bundesbeamte. Heute sind es überwiegend Menschen mit ausländischen Wurzeln. Das Hochhausviertel gilt mittlerweile sogar als

Salafisten-Hochburg, immer wieder kommt es zu Razzien. Gisela P. ist in ihrem Haus die einzige dort noch lebende Deutsche. Sie fühlt sich fremd in ihrem eigenen

Viertel.

Link zum Video-Beitrag:

http://www1.wdr.de/fernsehen/information/cosmo_tv/sendungen/videodieletztedeutschewenndienachbarnallemigrantensind100-videoplayer.html

Migranten als KleingärtnerKrach auf den Parzellen

Die Schrebergarten-Saison startet: Neben Kartoffeln und Tomaten finden sich zunehmend türkischer Kohl, Zwiebeln und Knoblauch auf den Äckern. Denn viele Migranten haben die Kleingärten für sich entdeckt – was oft zu Konflikten mit alteingesessenen Pächtern führt.

Bevor der Remscheider Cengiz Özdemir in seinem Garten los legt, kocht er Tee. Der Semawer, in dem der Tee schön lange heiß bleibt, darf in keiner türkischen Laube fehlen. Dann wird geackert. Steine und Unkraut kommen weg, zurück bleibt fruchtbare Erde, auf der bald der Kohl wächst. Bald kommt auch die Familie zum Grillen – und dann gibt es wieder Krach, glaubt Özdemir. Denn die deutschen Nachbarn mögen das nicht: “‘Die Türken, ihr Gemüse, ihre Grills, laut, Kinder, feiern, grillen’ – aber was die Herrschaften vergessen, sie waren früher auch mal jung und haben auch gefeiert“, sagt Özdemir. “Jetzt wollen sie davon nichts mehr wissen. Es ist ein Wandel, jetzt sind sie älter und wollen ihre Ruhe haben. Wir sehen einen Besuch als Bereicherung.”

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“Holst du noch einen Türken in den Verein, gibt es Ärger”

Es gärt in den Remscheider Lauben. Vor dem Mikro will sich kein Vereinsvorstand äußern, nur inoffiziell und anonym. Deutsche Pächter drohten: “Holst du noch einen Türken in den Verein, gibt es Ärger”. Die Migranten würden sich abschotten und ihre Hecken nicht schneiden. Die Gegensätze könnten kaum größer sein, sagt Reiner Spiess, der Kreisvorsitzende der Remscheider Kleingärtner: “Wenn die auf einer Parzelle sind, die bleiben unter sich. Es ist selten, dass sie über den Zaun irgendwas sagen. Auf der Arbeitsstelle höre ich oft genug, da arbeiten Deutsche und Türken wunderbar zusammen, harmonieren wunderbar. Aber sobald sie im Garten sind, ist jeder unter sich.”

Einen eigenen Garten hat der Vorsitzende nicht mehr. Nach einer schweren Krankheit wurde ihm das zu viel. Aber er ist noch oft unterwegs in den Schrebergärten und erkennt sofort, welche Parzelle einem Deutschen gehört und welche einem Türken. An einem Garten stehen noch Gemüsepflanzen vom letzten Jahr. “Das Gemüse, was da über den Winter stehen geblieben ist, ist teilweise verfroren, vielleicht ist es auch türkisches Gemüse, was frostverträglich ist, und was dann noch geerntet werden kann, das kann man so nicht erkennen”, sagt Spiess. “Optisch gesehen sieht es nicht sehr gut aus. Aber es wird türkisches Gemüse sein, was auch verzehrfähig ist. Und dann ist es gut so.“

“Deutsche Kleingärtner sind viel zu pingelig”

Ihn selbst stört es nicht, dass in dem Garten noch altes Gemüse welkt. Im Gegenteil: Mancher deutsche Kleingärtner sei viel zu pingelig, meint Reimund Spiess. Und er weiß auch, was die Türken an den Deutschen stört: “Dass wir die immer bevormunden wollen. Viele versuchen den Türken zu sagen: Pass auf, das ist bei uns anders, das musst du anders machen. Das ist das Problem.”

Das Gefühl bevormundet zu werden, hatte auch Cengiz Özdemir, als er vor sieben Jahren den damals halb verfallenen Garten gepachtet hat: “Ein, zwei Jahre habe ich nur geschuftet, aber was ich nicht so gut fand, dass zum Beispiel ein deutscher Gartennachbar auf das kleine Unkraut ständig aufmerksam machte.”

Die Aussicht auf die ständigen Konflikte mit den Nachbarn schreckt ihn nicht mehr, sagt Özdemir. Sein Pachtvertrag läuft noch ein paar Jahre. Türken und andere Migranten in den Kolonien findet er naturgemäß gut: “Diese Leute wollen überall mitmachen. Und warum soll die Haupt-Kultur immer bestimmen, weil sie es nicht anders kennen? Wir wollen dieses Land bereichern.”

Damit es ein bisschen besser wird in den Remscheider Lauben, gibt es im Sommer ein großes Grillfest, mit Deutschen und Zuwanderern, multikulturell. Mal sehen, wer kommt.

Quellen: wdr5.de/wdr.de vom 26.03.2015

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