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Egon von Greyerz: »Niemand sollte Geld in Aktien oder Bonds haben«

Am 21.08.2016 wurde das jüngste Audio-Interview mit Egon von Greyerz bei King World News veröffentlicht. Von Greyerz ist bekannt für seine wiederholten Warnungen vor dem Kollaps der Märkte in Verbindung mit dem zeitweiligen, totalen Zusammenbruch der Gesellschaftsstrukturen weltweit. Hier die Transkription des Gesprächs von Egon von Greyerz mit Eric King von King World News:

Egon von Greyerz: »Eric, dies ist eine der interessantesten Situationen, die ich in der Finanzwelt jemals erlebt habe. Wir haben so viele auseinanderlaufende Indikatoren hier. Auf der einen Seite konzentriert sich die Welt auf die Aktienmärkte. Die Aktienmärkte befinden sich weltweit in vielen Ländern im Höhenflug und für die meisten Menschen bedeutet dies, dass alles boomt und dass wir exzellente Wirtschaftsbedingungen haben.

Dies ist überhaupt nicht der Fall. Aber trotzdem, falls die Zentralbanken in Panik geraten – was in den kommenden Jahren durchaus passieren könnte – und beginnen Geld in unbegrenzter Menge zu drucken, dann könnten die Aktienmärkte noch viel höher gehen und das ist das, was Aktien-Investoren erwarten. Der DOW könnte in einem Szenario der Hyperinflation von heute 18.000 auf 40.000 Punkte steigen. Gemessen in realen Werten wäre das natürlich überhaupt nicht bedeutsam, für Aktienmarkt-Investoren wäre es aber sehr, sehr aufregend.

Auf der anderen Seite sehen Aktien aus fundamentaler und technischer Perspektive ausgesprochen schlecht aus. Indikatoren zeigen jetzt an, dass Aktien wieder fallen könnten und wenn das geschieht, dann wird es massiv sein. Bevor das alles vorbei ist, könnten wir einen 70 bis 90 %igen Absturz erleben.

Das Risiko bei Aktien ist also furchtbar hoch, denn einerseits könnten Aktien aufgrund der Hyperinflation steigen und andererseits könnten sie aufgrund der realen Wirtschaftsbedingungen fallen. Und natürlich wissen wir, dass die Unternehmensprofite zurückgehen und wir wissen, dass der Welthandel rückläufig ist. Wir schauen hier auf Indikatoren, wie Frachtraten, Container-Frachtverkehr, usw. und alles geht zurück.

Meiner Ansicht nach ist es also sehr riskant in Aktien zu investieren, niemand sollte dort sein Geld haben.«

Eric King: »Wie denken Sie über die Devisenmärkte und was dort geschieht?«

Egon von Greyerz: »Für mich sind die Devisenmärkte einer der besten Indikatoren dafür, was auf der Welt passieren wird. Ich habe immer die Währungen als führenden Indikator im Blick. Und natürlich muss man sich hier die langfristigeren Trends anschauen. Alle reden den Euro und Europa schlecht und natürlich steckt Europa in Schwierigkeiten.

Aber schauen Sie, seit 1971, als Nixon die Golddeckung des Dollar aufhob, ist die D-Mark/der Euro – die D-Mark wurde zum Euro gemacht – um das 2-fache gegen den Dollar gestiegen. Der Yen ist um das 3 ½-fache gestiegen und der Schweizer Franken um das 4 ½-fache. Es ist also der Dollar, der eine schwache Währung ist.

Und genau das beobachte ich derzeit; der Dollar macht heute einen extrem verwundbaren Eindruck. Und sehr bald – ob nun in den kommenden paar Monaten oder etwas später – werden wir erleben, dass der Dollar seinen Abwärtstrend mit erheblicher Fahrt wieder aufnimmt. Dieser Abwärtstrend bedeutet einen massiven Absturz des Dollars, denn der Dollar ist als Welt-Reservewährung ist massiv überbewertet und nur deshalb so stark, weil die USA heute die mächtigste Nation der Welt ist.

Das wird sich aber ändern, denn es ergibt keinen Sinn, dass die mächtigste Nation der Welt zugleich die am höchsten verschuldete Nation der Welt ist, welche beispielsweise seit 55 Jahren keinen Haushaltsüberschuss mehr aufzuweisen hat. So sehe ich also die nächste Phase der Krise, die Abwärtsspirale der Währungen, und der Dollar wird diese Phase anführen. Und natürlich sind die ganzen Währungen, Yen, Euro, usw. gegen den Dollar deutlich gestiegen, aber schauen Sie sich Gold an. Gold ist seit 1971 gegen den Dollar um das 38-fache gestiegen.

Wie wir wissen zeigt Gold uns, wie es wirklich um die Welt steht, denn alle Währungen sind schwach und Gold zeigt, was tatsächlich passiert. Das liegt daran, dass Gold die einzige Kaufkraftkonstante ist, die wir haben.«

Eric King: »Egon, wie sehen Sie die weltweite Überbewertung der Vermögenswerte und besonders die Zins-Situation?«

Egon von Greyerz: »Eric, die Zinsen stehen auf einem 500-Jahrestief! Das ist derart beispiellos, das kann nicht funktionieren. Der Bondmarkt ist das größte Risiko, welches wir haben. Es besteht noch die Möglichkeit, dass die US-Zinsen im Herbst in den negativen Bereich gehen, aber das wird nur für sehr kurze Zeit der Fall sein.

Der Trend wird sich meiner Ansicht nach in den kommenden Monaten umkehren. Nicht weil die Zentralbanken die Zinsen aufgrund besserer Rahmenbedingungen anheben werden, sondern internationale Investoren werden erkennen, dass diese Bonds in den kommenden Jahren vollkommen wertlos werden. Also werden sie insbesondere die langfristigen Bonds anfangen abzustoßen, was die Zinsen unter Druck setzen wird.

Letztlich werden wir mindestens 15 bis 20 % Zinsen erleben, wie in den 1970ern, und an diese Zeit kann ich mich ausgesprochen gut erinnern. Aber ich denke, dass die Situation in der Welt heute um ein Vielfaches schlimmer ist, als in den 1970ern und die Zinsen könnten sogar noch höher als 15, 20 % steigen, falls wir das hyperinflationäre Szenario erleben, welches ich persönlich erwarte.

Ich kann einfach nicht verstehen, wie irgendjemand heutzutage eine Staatsanleihe kaufen kann. Man bekommt keine Zinsen und dazu noch nicht einmal seine Einlage zurück. Das ist definitiv die schlechteste Investition, die man überhaupt haben kann.

Ich rechne alles stets in realen Werten und der einzige reale Wert ist für mich Gold, denn es ist die einzige stabile Währung, die wir jemals in unserer Geschichte hatten. …

Bevor dies alles vorbei ist, erwarte ich, dass Aktien gegen Gold um 95 % gefallen sind. Mir ist bewusst, dass dies ein massiver Absturz ist, aber bedenken Sie, der DOW-Jones fiel in den 1930ern um 90 % – also ist die Zahl in keiner Form übertrieben.«

Eric King: »Sie haben Gold angesprochen, Egon, lassen Sie uns mit Gold schließen. Was denken Sie über Gold?«

Egon von Greyerz: »Es ist interessant, Eric. In meiner Firma ist fortgesetztes Kaufen zu beobachten, aber keine Panik, keine massiven Käufe. Die großen Käufe, von denen in der Presse berichtet wird, sind hauptsächlich Münzen kaufende Großhändler. Großen Investoren sind in den vergangenen Monaten noch nicht besonders stark auf Gold aufmerksam geworden.

Natürlich sehen wir immer mehr Investoren, die ihr Vermögen schützen möchten, weil diese sich angesichts all der Dinge die geschehen Sorgen machen.

Was sich Investoren genau ansehen sollten, ist zunächst einmal das von mir beschriebene Risiko und weiter die Tatsache, dass sie die absolute Garantie von Seiten der Zentralbanken haben. Die mögen Gold natürlich nicht, weil es ihre schwache Geldpolitik offensichtlich macht, aber sie stehen hinter Gold, weil sie in den kommenden Monaten und Jahren mit dem größten Gelddruckprogramm daher kommen werden, welches die Welt jemals erlebt hat.

Das Einzige, mit dem sie diese Defizit- und Schuldensituation jetzt noch beheben können, ist Gold – auch wenn das nichts beheben wird. Es ist aber garantiert, dass Gold gegen immer schwächer werdende, hyperinflationierte Währungen massiv steigen wird.

Ich bin kein Goldbug, Eric. Ich sehe Gold einfach als die beste Absicherung gegen die fehlgeschlagene Politik der Zentralbanken. Und es ist keineswegs ausgeschlossen, dass wir in den kommenden paar Monaten irgendein kataklystisches Ereignis erleben werden, welches eine Beschleunigung des Goldpreisanstiegs und gleichzeitig eine Beschleunigung des Verfalls der Währungen auslösen wird.

Eine weitere Sache mit Gold ist die Nachfrage-/Angebotssituation. Diese steht vollkommen zugunsten der Edelmetalle. China hat im vergangenen Jahr 2 ½-tausend Tonnen Gold gekauft, Indien hat tausend Tonnen Gold gekauft, wobei die Weltminenproduktion nur bei 2 ½ bis 3-tausend Jahrestonnen liegt.

Stellen Sie sich nur vor, dass Pensionsfonds und Banken beginnen sich über Inflation Sorgen zu machen und ihre Investitionen in Gold von aktuell 0,5 % auf sagen wir 1,5 % erhöhen wollen. In dem Fall müssten sie ungefähr 30 Jahresproduktionen Gold kaufen. Nirgendwo sind 30 Jahresproduktionen Gold verfügbar, also werden sie letztlich vielleicht das 10-fache für das verfügbare Gold bezahlen müssen und bekommen nur 1/10 dessen, was sie eigentlich haben wollten. … Der Preis für Gold und für Silber wird in den kommenden Jahren dramatisch steigen.«

Egon von Greyerz

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