Freitag, April 26, 2024
StartPolitikEx-Kohl-Berater warnt Deutschland und Russland vor zu viel Streit

Ex-Kohl-Berater warnt Deutschland und Russland vor zu viel Streit

Horst Teltschik hält es für müßig, bei deutsch-russischen Begegnungen immer wieder Fehler der jüngsten Vergangenheit aufrechnen zu wollen. Der ehemalige Sicherheitsberater von Helmut Kohl rät dagegen zu einem pragmatischen zukunftsorientierten Austausch.

Sputniknews sprach mit ihm am Rande der Konferenz des Petersburger Dialogs in Berlin.
Teltschik empfahl am Freitag beiden Seiten des deutsch-russischen Dialogs, sich mehr um eine vorwärtsweisende Diskussion zu bemühen. Er sehe keine Schuldzuweisungen vor allem gegen Russland: „Das wäre eine sehr einseitige Bewertung, dass die Russen hier nur beschimpft werden. Sie werden kritisiert.“

Er bedauerte aber, dass die deutsche Seite keine hochrangigen Teilnehmer zur Konferenz entsandt habe. Offenbar bestehe seitens der deutschen Regierung aktuell kein Interesse daran, den Petersburger Dialog zu einem Gremium von Rang zu entwickeln, vermutete der frühere Kohl-Berater. Russland sei bekannt dafür, auf derlei Reserviertheiten spiegelbildlich zu reagieren: „Kommen auf der einen Seite gute Leute, kommen auf der anderen Seite gute Leute.“

Dennoch hält Teltschik die Konferenz für richtig und wichtig: „Es ist schon mal wichtig und gut, dass man überhaupt zusammenkommt. Und man kann nur hoffen, dass zukünftig die Zusammensetzung besser wird.“

Als praktisches Beispiel für die von ihm angemahnte Diskussion nach vorn sieht er den Vorschlag von Marieluise Beck an, Visafreiheit für alle Osteuropäer einzuführen: „Wenn eine solche Persönlichkeit solch einen Vorschlag macht, finde ich, sollte man den aufgreifen. Und ich weiß nicht, warum das nicht gemacht wird.“

Nach seinen Worten findet er es ermüdend, wenn Streitereien um die Vergangenheit den staatlichen und zivilgesellschaftlichen Dialog der beiden Länder überschatten. Er empfahl, sich stattdessen vor allem auf die Frage zu konzentrieren, wie die Zukunft gemeinsam gestaltetet werden könne: „Wie gehen wir zukünftig weiter miteinander um? Wie erreichen wir gemeinsame Ziele? Was müssen wir jetzt machen? Und nicht, was haben wir jetzt alles falsch gemacht. Das wissen wir langsam.“

Der Petersburger Dialog hatte zu seiner diesjährigen Tagung am 23. und 24. November erstmals nach Berlin eingeladen. Das deutsch-russische Diskussionsforum wurde im Jahr 2001 ins Leben gerufen und will die Verständigung sowie einen offenen Dialog zwischen allen Bereichen der Zivilgesellschaften beider Länder fördern.

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