Eine Kindertagesstätte (Kita) in Berlin-Mitte steht vor dem Aus. Dazu kommt: An gleicher Stelle will der Bezirk einen neuen Kindergarten errichten – mit mehr Plätzen. Die bisherige Kita müsse aber raus. „Wir sind fassungslos!“, sagt die Geschäftsführerin im Sputnik-Interview. Sie kritisiert die Stadt für fehlende Kooperationsbereitschaft.
Das Bezirksamt Berlin-Mitte, genauer das dort ansässige Jugendamt, hat den Mietvertrag für den Standort der Berliner Kita „Alegría“ in der Schmidtstraße 4 gekündigt. „Wir sind natürlich alle bestürzt“, zeigte sich Kita-Geschäftsführerin Maria del Carmen Peral Ruiz gegenüber Sputnik schockiert.
„Wir sind fassungslos und haben die Informationen zeitnah an die Eltern und das Team der betroffenen Einrichtung übergeben. Auch dort herrscht Fassungslosigkeit. Bei den Eltern große Aufregung, weil es keine Plätze zum 31. Januar 2019 geben wird. Viele haben Angst um ihren Arbeitsplatz – und selbstverständlich auch um den Platz ihres Kindes nach Ablauf des gekündigten Mietvertrages.“
Warum der Rausschmiss?
„Dieses Haus soll wieder zurückgegeben werden an den Bezirk Berlin-Mitte“, erklärte sie. „Die haben damit was anderes vor. Das soll wohl eine neue Kita werden mit Platzzahlerweiterung.“ Das habe ihr Träger „übrigens auch schon lange, lange“ vorgehabt. Doch: „Wir wurden nie berücksichtigt.“ Das Bezirksamt suche nun einen anderen Betreiber.
Scharfe Kritik von Kita: „Wir haben zwei-sprachiges Bildungskonzept“
„Das Bezirksamt ist der Meinung, mit uns kann man nicht zusammenarbeiten“, kommentierte Kita-Geschäftsführerin Peral Ruiz im Interview. „Wir hätten keine weiteren Plätze ermöglichen wollen. Was nicht stimmt. Wir haben seit 2008 immer wieder auch Aufforderungen vom Bezirksamt bekommen: ‚Möchtet ihr dort erweitern?‘ – Wir haben das stets mit Ja beantwortet. Das verlief aber dann alles immer wieder im Sande.“
Zudem widerspreche diese Forderung dem Kita-Gutschein. Also der freien Wahl der Eltern, in welche Kindertagesstätte sie ihre Kinder schicken. Ruiz vermutet, die betroffenen Eltern würden nun versuchen, andere Kindergartenplätze zu suchen. Solche, „die unserem Konzept ähnlich sind: Wir sind bi-lingual, also zweisprachig und erziehen auf Spanisch-Deutsch oder Englisch-Deutsch.“
So reagieren Eltern
Ein Elternteil äußerte sich laut der Kita-Chefin entsetzt: „Wie? Jetzt soll ich mein Kind woanders eingewöhnen? Sie war schon mal in einer anderen Kita. Ich bin so froh, dass sie jetzt hier ist. Sie hat jetzt Freunde gefunden hier in der Kita.“ Auf Facebook hat sich bereits die Initiative „Kita Alegría muß bleiben“ gegründet. Betroffene Eltern schildern dort ihre Sorgen. „Das ist die größte Sauerei!“, empört sich ein Vater einer vierjährigen Tochter, die von dieser Einrichtung betreut wird. „Die Kita ist so schön! Meine Tochter schwärmt: Sei es von der Kita-Fahrt, der Musik, Sporterziehung oder dem Yoga. Sie fängt mit ihren vier Jahren schon an, Spanisch zu sprechen und erklärt mir, was bestimmte Dinge auf Spanisch heißen. Ich finde es schlimm, dass die Zukunft einer solchen Einrichtung von einer Politikerin entschieden wird!“
„Ich weiß es aus den Erzählungen unserer Tochter, denn sie ist eine der Erzieherinnen“, so die Mutter einer „Alegría“-Erzieherin im Internet. „Sie lieben die Kinder und sind mit ihrem Herzen voll und ganz bei ihrer Arbeit. Zu den Eltern besteht ein guter Kontakt, und es wäre schade, wenn das alles kaputt gemacht würde.“
Am Donnerstag diskutierte die Bezirksverordnetenversammlung in Berlin-Mitte auch über die Kündigung des Mietvertrags. Die verantwortliche Bezirksstadträtin für Jugend, Familie und Bürgerdienste, Frau Dr. Obermeyer, stand für eine Stellungnahme gegenüber Sputnik bis Redaktionsschluss am Freitag nicht zur Verfügung.
Interview mit „Alegría“-Geschäftsführerin Maria del Carmen Peral Ruiz