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Flugzeugunglück in Südfrankreich: Was über den Copiloten bekannt ist

Blumen und Kerzen vor dem Joseph-König-Gymnasium in Haltern. 16 Schüler und zwei Lehrerinnen befanden sich an Bord der Germanwings-Maschine.

Sportlich, Segelflieger, unauffällig, 27 Jahre alt. Copilot Andreas L., der den Airbus mit 150 Menschen an Bord absichtlich abstürzen ließ, hinterlässt ein großes Rätsel

Lufthansa-Chef Carsten Spohr brachte am Donnerstag auf den Punkt, was viele dachten. "In unseren schlimmsten Albträumen hätten wir uns das nicht vorstellen können", sagte er mit stockender Stimme. Doch das Unglaubliche war zuvor von der Staatsanwaltschaft in Marseille bekanntgegeben worden: Der Copilot hatte den Airbus

 absichtlich abstürzen lassen.

Und so ging es in Deutschland am dritten Tag nach dem Absturz vor allem um zwei Fragen: Wer war der junge Mann? Warum riss er 149 Menschen mit in den Tod?

Bekannt ist bis jetzt: Copilot Andreas L. (27), deutscher Staatsbürger, stammt aus dem rheinland-pfälzischen Montabaur. Dort wohnte er teilweise bei seinen Eltern, er hatte aber auch eine Wohnung in Düsseldorf. Seit September 2013 war er bei der Lufthansa-Tochter Germanwings beschäftigt und hat 630 Flugstunden absolviert.

Bevor er sich seinen Pilotentraum erfüllte, hatte er als Flugbegleiter gearbeitet. Die Ausbildung zum Luftfahrtkapitän absolvierte er in der Lufthansa-Schule in Bremen. Dass er seine Ausbildung für sechs Monate unterbrach und dann wiederaufnahm, war laut Spohr nicht ungewöhnlich. "Er war 100 Prozent flugtauglich, ohne Einschränkungen und Auflagen", sagte der Lufthansa-Chef über Andreas L.

"Manchmal ein bisschen ruhig"

Schon als Jugendlicher war L. Mitglied des Segelfliegervereins LSC Westerwald. Peter Rücker, ein langjähriges Vereinsmitglied, sagte der Nachrichtenagentur Reuters, der Copilot sei ein netter, junger Mann gewesen, "lustig und vielleicht manchmal ein bisschen ruhig". Er selbst sei "einfach nur sprachlos". Auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärte: "So etwas geht über jedes Vorstellungsvermögen hinaus. Es ist sehr wichtig, dass jeder Aspekt weiter gründlich ermittelt wird."

Denn das "Warum?" ist noch nicht beantwortet. Auch für den Psychiater Stefan Röpke, Leiter des Bereichs Persönlichkeitsstörungen an der Berliner Charité, ist die Vorgehensweise "ein völliges Rätsel". Bei einem "erweiterten Selbstmord" habe die Person meist eine Beziehung zum Opfer – "etwa eine Mutter, die glaubt, nach ihrem Tod könne niemand mehr für ihr Kind sorgen", sagt er zum STANDARD.

Copilot L. könne aber zu den vielen Passagieren keine Beziehung gehabt haben. "Ihm muss dennoch bei seinen Planungen klar gewesen sein, dass er so viele Menschen in den Tod mitnimmt." Erst ganz zum Schluss, "nachdem er die finale Entscheidung für einen sicheren Tod" getroffen hatte, habe er dies "wohl ausgeblendet".

Lufthansa und Germanwings hatten die Angehörigen der Opfer von der neuen Dimension der Tragödie informiert, bevor sie am Donnerstag an die Öffentlichkeit gingen.

(Birgit Baumann, 27.3.2015)

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