Samstag, April 27, 2024
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Menschliche Ozeandüngung funktioniert nicht

Natürliches System zehn Mal effizienter. Marseille/London – Der CO2-Abbau durch künstliche Düngung der Meere funktioniert nach neuesten Erkenntnissen französischer Forscher nicht. Offensichtlich sind die “Geheimnisse der Mutter Natur” zehn Mal effizienter als das von Menschenhand nachgeahmte Verhalten, schreibt das Team um Stephane Blain in der jüngsten Ausgabe des Wissenschaftsmagazin Science.

Seit Jahren ist bekannt, dass in den Ozeanen durch Algenblüten CO2 aufgenommen wird. Die natürlich vertikalen Bewegungen des Ozeans bringen Eisen und andere Nährstoffe von den Sedimenten an die Oberfläche, wo sie dem Phytoplankton als Nahrung dienen. Das Planktonwachstum braucht CO2 – dieses wird in dem Prozess aus der Atmosphäre genommen. Die nunmehrigen Forschungsberichte zeichnen aber noch ein ganz anderes Bild: Die CO2-Menge, die in diesem Prozess in organische Substanz umgewandelt wird, ist zehn Mal größer als bisher angenommen. Der Chemiker Blain vom Oceanography and Biogeochemistry Laboratory in Marseille hat mit einem 47-köpfigen Team die Algenblüte nahe den Kerguelen – einer Inselgruppe auf halber Strecke zwischen Südafrika und Australien – untersucht. Die Forscher konnten feststellen, dass während der Algenblüte jedes Eisenatom mehr als 100.000 Kohlenstoffatome aus der Atmosphäre aufnehmen kann.

“Die Experimente zeigen deutlich, wie effektiv das natürliche System funktioniert”, so Doug Wallace, Leiter der Abteilung Marine Biogeochemie am IFM-GEOMAR http://www.ifm-geomar.de. Bisher glaubten Forscher, dass die einzige Quelle von Eisen Staub aus der Atmosphäre sei, erklärt der Experte. Der überaus starke Düngungseffekt sei jedenfalls erstaunlich, meint Wallace. Seit 1993 hatten Wissenschaftler in Experimenten versucht, mit Hilfe von Eisen den Ozean zu düngen, um damit CO2 aus der Atmosphäre zu binden. “In den meisten dieser Versuche, war eines unklar – und das war die Frage, was mit dem organischen Kohlenstoff nach einer Zeit passiert”, so Wallace. Die meisten dieser Experimente auf hoher See dauerten viel zu kurz. Es gab zahlreiche logistische Probleme.

Ein anderes Problem sei auch die Zusammensetzung der Nährstoffe per se. In der freien Natur steht nicht nur Eisen als Nahrung für das Phytoplankton zur Verfügung. In den Hochrechnungen der französischen Forscher gab es zudem die Befürchtung, dass zwischen 80 und 95 Prozent des künstlich eingebrachten Eisens einfach verloren gehen bevor die Mikroorganismen es überhaupt aufnehmen können – einerseits durch zu rasches Absinken, andererseits durch starke Meeresströmungen.

“Deutlich wurde jedoch, dass sich bei der künstlichen Düngung die Art des Phytoplanktons änderte”, berichtet Wallace. Das habe dann natürlich einen Einfluss auf die Meeresbiologie. “Die meisten Wissenschaftler lehnen die Eisendüngung in der Zwischenzeit ab”, meint Wallace. “Wir können die natürliche Effizienz einfach nicht nachahmen”, kommt Wallace Forscherkollege Ulf Riebesell zum Schluss. Das sei auch der Grund dafür, dass Geo-Engineering im Ozean einfach nicht funktioniere. Wolfgang Weitlaner

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