Samstag, April 27, 2024
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Multiple Sklerose: . . . Gegen welche Krankheiten Weihrauch noch hilft

Weihrauch wird zwar meist mit der Kirche in Verbindung gebracht –
doch zu Pulver zermahlen und als Arzneimittel eingenommen,
kann er Entzündungskrankheiten bessern.

Weihrauch kann bei Arthritis und Asthma helfen. Laut einer kleinen Studie hielt das Harz sogar Multiple Sklerose in Schach. Forscher verstehen die Wirkung der Boswelliasäuren immer besser.

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Die Reise der drei Weisen aus dem Morgenland nach Bethlehem und ihre drei Gaben Gold, Weihrauch und Myrrhe für das neugeborene Jesuskind ist die wohl bekannteste biblische Geschichte, die seit 2000 Jahren gläubige Christen fasziniert.

Dass Gold ein überaus wertvolles Geschenk war, bedarf bis heute keiner näheren Erklärung. Aber was machte Weihrauch und Myrrhe so kostbar? Mit dieser Frage haben sich Wissenschaftler immer wieder beschäftigt. Sie stoßen auch heute noch auf neue und überraschende Erkenntnisse.

  • Auf dem Kongress „MSBOSTON2014“ in Boston: 8.000 Neurologen aus den USA und Europa konferieren über die aktuellsten Behandlungsmöglichkeiten der unheilbaren Nervenkrankheit Multiple Sklerose (MS).

Eine Krankheit, die je nach den befallenen Nerven zu

Sehstörungen,

bleierne Müdigkeit,

Empfindungsstörungen,

Schwindel,

Zittern oder Lähmungen

führen kann.

2,3 Millionen Menschen leiden daran. Wissenschaftler aus aller Welt und alle Riesenunternehmen der Pharmaindustrie suchen nach Mitteln zu ihrer Behandlung oder zur Linderung ihrer Qualen.

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Weihrauch – eine der wertvollsten Substanzen des Altertums

Die deutsche Neurologin Dr. Klarissa Hanja Stürner stellt die Ergebnisse ihrer Forschungsgruppe am Institut für Neuroimmunologie und Klinische Multiple-Sklerose-Forschung in Hamburg vor. Dort bekamen 37 Patienten mit schubförmiger MS acht Monate lang kein Kortison oder Interferon, sondern Kapseln mit Weihrauch verabreicht.

Die im Weihrauch-Extrakt enthaltenen Boswelliasäuren haben wie die synthetischen Mittel einen antientzündlichen Effekt, jedoch weit weniger Nebenwirkungen.

DER TRADITIONELLE EINSATZ VON WEIHRAUCH BEI RHEUMATISCHER ARTHRITIS, OSTEOARTHRITIS ODER CHRONISCHEN GELENKENTZÜNDUNGEN WIRD VON DER MODERNEN WEIHRAUCHFORSCHUNG BESTÄTIGT.
 

Und sie helfen:

Die Zahl der Nervenschäden bei den bisher ausgewerteten 25 Patienten reduziert sich um knapp 60 Prozent, die jährliche Rate von neuen Schüben geht von 0,94 auf 0,32 zurück.

Die Natursubstanz sei gut verträglich und die Resultate liefern gute Gründe für weitere Studien mit dem biblischen Schatz, so Dr. Stürner auf dem Kongress in Boston.

Ihre Forschungen wurden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert. Angaben zu einer Studie mit „Boswelan“-Kapseln finden sich im europäischen Register für klinische Studien.

  • „Sie sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar“ (Matthäus 2,1-11, Einheitsübersetzung). Es waren unschätzbar kostbare Gaben: Neben Gold zählten auch Weihrauch und Myrrhe zu den wertvollsten Substanzen des Altertums.

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Schon Hippokrates empfahl Weihrauch

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Bei beiden handelt es sich im Grunde nur um das Harz von zwei miteinander verwandten Baumarten, die zur Familie der Balsambaumgewächse gehören. Obwohl es damals reichlich Bäume der beiden Arten gab, waren die Substanzen wegen des langen Transportweges durch die Wüste und durch die dabei immer wieder zu verrichtenden Zölle extrem kostbar.

Weihrauch war bereits 1700 Jahre vor Christus so begehrt, dass sein Transport zur Entstehung einer blühenden Handelsstraße zwischen Arabien und dem Mittelmeer, der so genannten Weihrauchstraße führte. Die am Mittelmeer wohnenden Ägypter und Phönizier haben Weihrauch bei ihren rituellen Handlungen gebraucht, aber auch schon sehr früh für medizinische Zwecke erschlossen.

Sie nutzten seine positive Wirkung bei der Wundheilung und bei Atemwegserkrankungen und nahmen deshalb auch die extrem hohen Kosten in Kauf. Heilkundige wie Hippokrates und später im Mittelalter auch Hildegard von Bingen empfahlen den Einsatz von Weihrauch für eine Reihe von Gesundheitsproblemen.

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Positive Ergebnisse auch bei Morbus Crohn

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„Weihrauch und Myrrhe verfügen über eine Vielzahl bioaktiver Inhaltsstoffe, mit deren gesundheitlichen Wirkungen sich die Medizin bis in unsere Tage beschäftigt“, berichtet Dr. Peter Schnabel. Der Allergologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Forschungsgruppe „Noxenkatalog-Datenbank“ der TU München hebt hervor:

„Erst kürzlich fanden chinesische Wissenschaftler bei einer aktuellen Analyse von Weihrauchölen mit modernen gaschromatographischen Methoden 99 chemisch definierte Substanzen. Die Untersuchung eines Ölextraktes aus Myrrhe führte zu 76 Bestandteilen, die als Monoterpene, Sesquiterpene, Alkohole und Ester identifiziert wurden. Darunter befanden sich auch mehrere Substanzen, bei denen eine gegen den Krebs wirksame Aktivität vermutet wird“, so der Münchner Mediziner.

Der „Duft der Götter“ entsteht aus dem zähflüssigen Harz des Weihrauchbaumes (Boswellia). Weihrauch gilt seit mehr als 3000 Jahren in der traditionellen indischen Naturheilkunde des Ayurveda als wichtiges Heilmittel.

  • Der traditionelle Einsatz von Weihrauch bei rheumatischer Arthritis, Osteoarthritis oder chronischen Gelenkentzündungen wird von der modernen Weihrauchforschung bestätigt.
  • Studien belegen die Wirksamkeit auch bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa und aktivem Morbus Crohn sowie bei Asthma bronchiale und Schuppenflechte (Psoriasis).
  • Auch bei der Behandlung von chronischen Kniegelenksarthrosen wurden positive Ergebnisse erzielt.

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Boswelliasäuren greifen in Entzündung ein

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Weihrauch enthält entzündungshemmende Substanzen, berichtet Professor Oliver Werz, Lehrstuhlinhaber für pharmazeutische und medizinische Chemie der Universität Jena. Er und seine Mitarbeiter sind im Rahmen eines Verbundprojektes mit der Universität Saarbrücken dem Wirkmechanismus des Weihrauchs nachgegangen.

Die Forscher stellten fest:

„Boswelliasäuren spielen mit verschiedenen Eiweißen zusammen, die an entzündlichen Reaktionen beteiligt sind. Insbesondere jedoch mit einem Enzym, das für die Synthese von Prostaglandin E2 verantwortlich ist“.

Prostaglandin E2 gehört zu den Vermittlern der Immunantwort und spielt unter anderem im Entzündungsprozess, bei der Entstehung von Fieber und Schmerzen eine entscheidende Rolle, so Professor Werz. Die Wirksubstanzen von Weihrauch hemmen dieses Enzym und verringern so die Entzündungsreaktion.

  • Die Boswelliasäuren greifen in die Entzündungsreaktionen des Körpers ein. Entzündete Gewebe setzen als Botenstoffe unter anderem Leukotriene frei. Boswelliasäuren hemmen das für die Bildung von Leukotrienen verantwortliche Enzym 5-Lipoxygenase.

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Weihrauch so gut wie Sulfasalazin bei Colitis ulcerosa

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Die moderne Weihrauchforschung bestätigt die traditionellen Einsatzmöglichkeiten des Harzes. Forscher der Harvard-Universität fanden bei einer evidenz-basierten systematischen Übersicht bereits publizierter Studien Beweise für die Wirksamkeit von Weihrauch bei rheumatoider Arthritis, Osteoarthritis und Asthma.

Studien in Indien, die den Einsatz von Weihrauch-Extrakten bei der entzündlichen Darmerkrankung Colitis ulcerosa untersuchten, kamen zu dem Ergebnis, dass der Harzextrakt vergleichbar gut wirkte wie das synthetische Standardtherapeutikum Sulfasalazin. Diese positiven Ergebnisse konnten in einer Studie an der Morbus Crohn-Ambulanz in Mannheim bei Patienten, die unter der entzündlichen Darmerkrankung litten, bestätigt werden.

Zurzeit sucht man allerdings Medikamente mit Weihrauchwirkstoffen vergebens in deutschen Apotheken. Es sind lediglich Präparate als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich. Die bisher vorliegenden klinischen Studien reichen für eine Zulassung als Medikament in Deutschland und der EU (noch) nicht aus.

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Myrrhe gegen Durchfall und Reizdarm

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Hinzu kommt:

  • Boswelliasäuren kommen ausschließlich im Harz des Weihrauchbaumes vor und lassen sich nur schwer synthetisch herstellen. Die Bäume wären deshalb die einzige Quelle für einen aussichtsreichen Wirkstoff, sind jedoch in ihrem Bestand bereits heute stark bedroht.

Auch das Interesse der Wissenschaftler an Myrrhe hält bis heute an. Den Beweis liefert eine kürzlich publizierte Studie mit dem Myrrhe-haltigen pflanzlichen Arzneimittel „Myrrhinil-Intest“. Die pflanzliche Kombination aus Myrrhe, Kamille und Kaffeekohle wird bereits seit über fünfzig Jahren bei Magen-Darm-Beschwerden, zum Beispiel bei Durchfall und Reizdarm eingesetzt.

Der Essener Gastroenterologe Professor Jost Langhorst und seine Kollegen untersuchten in einer randomisierten prospektiven Doppelblind-Studie den Einsatz des Myrrhe-haltigen Mittels bei der Behandlung von Patienten mit der chronisch entzündlichen Darmerkrankung Colitis ulcerosa. Colitis ulcerosa ist eine chronisch verlaufende Krankheit, bei der sich gesunde Phasen mit Krankheitsschüben abwechseln.

Während der zwölfmonatigen Studie nahmen die Patienten dreimal täglich das pflanzliche Arzneimittel oder das Standardmedikament Mesalazin ein. Die Studie ergab, dass das Phytotherapeutikum zur Erhaltung der schubfreien Phase vergleichbar wirksam ist wie die Standardtherapie mit dem synthetischen Präparat.

Mit Mesalazin konnte die Krankheit so weit kontrolliert werden, dass nur 45 Prozent der Patienten während der einjährigen Studie einen Krankheitsschub erlitten. Bei dem Phytopharmakon waren es 53 Prozent.

Wie beim Weihrauch handelt es sich auch bei der Myrrhe um das Harz, das nach einer Verletzung der Rinde des Baumes austritt, trocknet und aufgefangen wird. Myrrhe wirkt, auf Wunden aufgetragen, entzündungshemmend, desinfizierend und adstringierend (zusammenziehend). Bei der Kreuzigung wurde Jesus Myrrhewein angeboten, weil er betäubend und schmerzlindernd wirken sollte. Jesus hat ihn aber abgelehnt (Markus 15,22).

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Myrrhe galt einmal als Aphrodisiakum

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Myrrhe wird als antiseptisch wirkendes Mittel gegen Mund- und Racheninfekten und bei Zahnfleischentzündungen eingesetzt und ist in Indien und im Nahen Osten bis heute bei Beschwerden des Mund- und Rachenraumes, des Zahnfleisches und der Verdauungsorgane im Gebrauch.

In jeder Apotheke in Deutschland ist Myrrhentinktur erhältlich, zum Einsatz als Spül- oder Gurgelmittel. Zur Behandlung von entzündetem Zahnfleisch wird die (ziemlich bitter schmeckende) Lösung unverdünnt aufgetragen. Mit ihr können auch Prothesendruckstellen am Gaumen erfolgreich behandelt werden.

Myrrhe ist außerdem heute noch in einer handelsüblichen Zahnpasta („Dentagard“) neben Kamille, Minze und Salbei enthalten. In anderen Kulturen galt Myrrhe auch als Aphrodisiakum. Sie findet bis heute Verwendung in Parfüms.

  • Die Geschenke der heiligen drei Könige hatten übrigens nicht nur einen hohen materiellen Wert. Sie waren auch von großer symbolischer Bedeutung: Gold stand für Königtum (Jesus, König der Juden), Weihrauch für Heiligkeit (Jesus göttlicher Herkunft) und Myrrhe für Leiden (die sterbliche Seite von Jesus als Mensch).

Beitragsbild: welt.de

Quelle: welt.de

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